Deutsche Profis bei den French Open Andrea Petkovic ist die letzte Hoffnung

Angelique Kerber erhielt eine Lehrstunde, Philipp Kohlschreiber verpasste eine Sternstunde: Nach dem emotionalen Ausscheiden des Duos bei den French Open ruhen die deutschen Hoffnungen in der zweiten Woche von Paris alleine auf Achtelfinalistin Andrea Petkovic.

Petkovic zieht ins Achtelfinale ein
13 Bilder

Petkovic zieht ins Achtelfinale ein

13 Bilder

Die von einem Magen-Darm-Virus geschwächte Darmstädterin spielt am Montag gegen die Qualifikantin Kiki Bertens (Niederlande/Nr. 148) um ihren ersten Viertelfinaleinzug bei einem Grand-Slam-Turnier seit September 2011.

Katzenjammer dagegen bei Kerber (Kiel/Nr. 8) und Kohlschreiber (Augsburg/Nr. 28), die am Sonntag in Roland Garros bittere Momente erlebten. Während die deutsche Spitzenspielerin Kerber beim 1:6, 2:6 im Achtelfinale gegen Australian-Open-Halbfinalistin Eugenie Bouchard (Kanada/Nr. 18) einen rabenschwarzen Tag erwischte, musste sich Kohlschreiber nach einem dramatischen Marathonmatch über zwei Tage Wimbledonsieger Andy Murray (Großbritannien/Nr. 7) knapp geschlagen geben. "Ich hatte meine Chancen, aber habe sie nicht genutzt. Ein paar Punkte haben den Unterschied ausgemacht", sagte Kohlschreiber.

Der 30-Jährige verlor nach insgesamt 4:07 Stunden mit 6:3, 3:6, 3:6, 6:4, 10:12 gegen Murray und machte in der Drittrundenpartie insgesamt nur drei Zähler weniger (186:189) als der Olympiasieger.

Kerber war nach der 52-minütigen Demütigung auf dem Centre Court den Tränen nah. "Das war ein schwarzer Tag. Es ging gar nichts. Ich habe nie meinen Rhythmus gefunden und stand gar nicht auf dem Platz", meinte die 26-jährige und hatte keine rechte Erklärung für die bittere Niederlage gegen Nürnberg-Siegerin Bouchard: "Ich habe den Ball überhaupt nicht gespürt."

Kerber lag bereits mit 0:5 zurück, ehe die Weltranglistenneunte nach knapp 20 Minuten ihr erstes Spiel gewann. Zwar konnte sich die Wimbledon-Halbfinalistin von 2012 danach steigern. Doch mit einem frühen Break zum 2:1 versetzte ihr Bouchard den nächsten Rückschlag. Da passte es ins Bild, dass Kerber kurz darauf auch ihren einzigen Breakball des Matches nicht nutzen konnte. Eine große Schwäche war erneut das Service. Nur in 28 Prozent der Fälle machte die Fed-Cup-Spielerin, die seit Juli 2012 auf einen Viertelfinal-Einzug bei einem Major wartet, nach dem zweiten Aufschlag den Punkt.

Kohlschreiber indes begeisterte die Fans und hatte Murray bereits am Rande einer Niederlage. Die Partie um den Sprung ins Achtelfinale war am Samstagabend wegen Dunkelheit beim Stand von 7:7 im entscheidenden Durchgang abgebrochen worden.

Düsseldorf-Gewinner Kohlschreiber lag zu Beginn des fünften Satzes bereits mit einem Break zurück (0:2), kämpfte sich aber wieder in das Match. Bei der 40-minütigen Fortsetzung am Sonntagmittag gelang Murray bei einer 11:10-Führung das entscheidende Break zum Matchgewinn, nachdem Kohlschreiber nur wenige Minuten zuvor einen Breakball vergeben hatte. "Jetzt bin ich leer und enttäuscht. Aber ich war nah dran, das macht mir mit Blick nach vorne gute Laune", sagte er.

Auch Petkovic erlebt derzeit ein Wechselbad der Gefühle. Vor genau einem Jahr wollte die immer wieder von Verletzungen zurückgeworfene Hessin nach ihrem Aus in der Qualifikation der French Open ihre Karriere beenden. Nun steht sie zum zweiten Mal nach 2011 wieder im Achtelfinale von Paris.

Doch ausgerechnet jetzt macht ein Virus der früheren Nummer neun der Welt zu schaffen. Nach dem 6:4, 4:6, 6:4 gegen Kristina Mladenovic (Frankreich) war Petkovic sogar zu erschöpft zum Jubeln. "Ich habe mich gefühlt wie ein Zombie, mein Energielevel war unter Null. Das war so schade, denn die Atmosphäre war so schön, obwohl alle Zuschauer gegen mich waren", sagte die Weltranglisten-27., die ihr insgesamt viertes Major-Viertelfinale dicht vor Augen hat. "Petko weiß um ihre Chancen hier", betonte Bundestrainerin Barbara Rittner.

Obwohl die völlig entkräftete Petkovic ihren Erfolg zunächst nicht genießen konnte, wusste sie den Sprung in die Runde der letzten 16 später doch zu schätzen. "Es ist eine schöne Bestätigung für all die Arbeit", erklärte sie: "Ich habe gesehen, dass ich wieder auf der großen Bühne mitspielen kann."

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort