Siegerin der French Open Gehört Muguruza die Zukunft im Tennis?

Spanien feiert French-Open-Siegerin Garbine Muguruza. Aus der Ferne freut sich der verletzte Rafael Nadal über einen weiteren spanischen Erfolg in Paris. Serena Williams verliert den nächsten Grand-Slam-Titel. Manche Experten erwarten schon eine Wachablösung.

French Open 2016: Garbine Muguruza posiert mit dem Pokal
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Garbine Muguruza posiert mit dem Pokal

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Spaniens Ministerpräsident fieberte bis zum Matchball von Paris im Zug mit. Am Tag nach ihrem ersten French-Open-Triumph verdrängte Muguruza am Sonntag sogar den großen Muhammad Ali von vielen Zeitungs-Titelseiten. Der spanische Tennis-Tag von Paris machte die Fans daheim glücklich — auch den verletzten Rafael Nadal.

Während die 22-jährige Muguruza in der Kabine ihren Sieg im Generationenduell über Serena Williams feierte, rief Regierungschef Rajoy an: "Wer gewinnt schon Roland Garros? Du!" Auf Twitter schwärmte er von einem historischen Sieg, der alle stolz mache. "Königin Garbine", titelte die Madrider Sportzeitung "AS".

Rekordsieger Nadal, den eine Handgelenksblessur frühzeitig um seinen möglichen zehnten Titel am Sonntag gebracht hatte, gratulierte dem neuen Star der Damen-Tour per Twitter: "Sehr gute Nachrichten für das spanische Tennis!" Muguruza fühlte sich nach ihrem ersten Grand-Slam-Titel regelrecht geadelt. "Diesen Tweet von Rafa zu lesen, ist großartig", sagte die hoch aufgeschossene Weltranglisten-Vierte in tadellosem Englisch mit leicht amerikanischem Einschlag.

Kein Grand-Slam-Turnier ist in Spanien so wichtig wie die French Open. "Wenn du als Kind auf Sand trainierst, denkst du immer: Oh, ich wünschte, ich könnte in Roland Garros gewinnen", erklärte die in Venezuela geborene Muguruza. Der Traum ist Wirklichkeit, fast zärtlich kuschelte sich die künftige Nummer zwei der Welt an die silberne Coupe Suzanne Lenglen. Und das unter den Augen von Arantxa Sanchez-Vicario, Spaniens bislang einziger French-Open-Siegerin, die dort vor 18 Jahren den letzten ihrer drei Titel feierte.

Ihrer Nachfolgerin ist viel zuzutrauen. "Die Zukunft gehört Muguruza", meinte die französische Sportzeitung "L'Equipe". Damen-Tennis-Legende Billie Jean King sprach von einer Wachablösung. Vor zwei Jahren schlug Muguruza als damals noch krasse Außenseiterin Serena Williams in der zweiten Runde von Paris, im Vorjahr unterlag sie der Weltranglisten-Ersten im Wimbledon-Finale. Am Samstag machte Muguruza mit dem 7:5, 6:4-Erfolg den nächsten großen Schritt und durfte dafür immerhin auch zwei Millionen Euro mitnehmen.

In ihrem zitronenfarbenen Kleid bewegte sich Muguruza leichtfüßiger als Serena Williams. Wie schon bei den vorigen US Open und im Australian-Open-Finale gegen Angelique Kerber verpasste die Nummer eins ihren 22. Grand-Slam-Einzeltitel und die Einstellung des Profi-Rekordes von Steffi Graf. Auch diesmal war die Gegnerin besser und hatte ihre Nerven unter Kontrolle, nachdem sie bei einer 5:3-Führung vier Matchbälle vergeben hatte. "Sie ist unter dem Druck nicht zusammengebrochen, sie hat ihn angenommen", urteilte Tennis-Ikone Martina Navratilova in der "New York Times".

Nicht dass die Titelverteidigerin aus den USA so schlecht wie im Viertel- und Halbfinale gespielt hätte - doch dem mutigen und kraftvollen Spiel der Pariser Final-Debütantin hatte die 34-jährige Williams nicht genug entgegenzusetzen. Anders als 2002, 2013 und 2015 blieb ihr nur ein Silberteller. Irgendwann schien es, als müsste sie bei ihrer Rede an die knapp 15.000 Zuschauer doch Tränen herunterschlucken. "Ich suche nicht nach Entschuldigungen", sagte sie auch angesichts von Addduktorenbeschwerden. "Ich habe nicht getan, was ich heute hätte tun müssen." Auch weil Muguzura es nicht zuließ.

Das spanische Tennis-Glück an diesem Samstag machten danach Feliciano Lopez und Marc Lopez mit ihrem Finalsieg im Herren-Doppel gegen die Bryan-Zwillinge aus den USA perfekt. Daheim jubelte Nadal wieder mit. "Super Feliciano und Marc! Ich freue mich sehr über den Sieg für meine Freunde", schrieb der Sandplatz-König vergangener Jahre.

(dpa)
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