Davis Cup gegen Spanien Deutschland sucht die neue Tennis-Generation

Frankfurt/Main · Florian Mayer und Philipp Kohlschreiber gewannen beim Davis-Cup. Beide sind aber schon 30. Es fehlt an Nachwuchs.

Mayer und Kohlschreiber punkten gegen Spanien
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In Down Under hat der Tennis-Standort Deutschland seit langer Zeit mal wieder Werbung in eigener Sache gemacht. Ein gewisser Alexander Zverev, 16 Jahre alt, gewann den Wettbewerb der Junioren bei den Australian Open. Vor ihm ist das erst drei weiteren Deutschen gelungen: Dirk Dier (1990), Nicolas Kiefer (1995) und Daniel Elsner (1997).

Dirk, wer? Daniel, wer? Immerhin mit dem Namen des Hannoveraners Kiefer werden einige noch etwas anfangen können. Er sitzt an diesem Wochenende als Co-Kommentator für den TV-Sender "Sat.1 Gold" bei der Davis-Cup-Partie zwischen Deutschland und Spanien in Frankfurt am Main am Mikrofon.

Die Auswahl des DTB hat am ersten Tag ihre Pflicht gegen eine spanische Delegation in B-Besetzung erfüllt. Philipp Kohlschreiber, Nummer 27 der Weltrangliste, setzte sich 6:2, 6:4, 6:2 gegen Roberto Bautista Agut (52.) durch. Florian Mayer (29.) steuerte gegen Feliciano Lopez (26.) trotz einer Schulterverletzung nach einem Sturz den zweiten Punkt bei (7:6, 7:6, 1:6, 5:7, 6:3). Der fünfmalige Titelträger aus Spanien tritt in der Ballsporthalle im Stadtteil Höchst ohne Branchenführer Rafael Nadal und David Ferrer an.

Mit einem Erfolg gegen Spanien würde der dreimalige Davis-Cup-Sieger Deutschland erstmals seit 2011 wieder das Viertelfinale erreichen. In weiten Teilen der Republik würde dieser Umstand aber nicht gerade ekstatische Reaktionen auslösen.

Es fehlen einfach Typen, die den Sport hierzulande repräsentieren. Der Augsburger Kohlschreiber kann immer mal wieder Achtungserfolge vorweisen, genauso wie der Bayreuther Mayer, der es unlängst in Melbourne immerhin bis in die zweite Woche schaffte und erst im Achtelfinale ausschied. Kohlschreiber und Mayer sind allerdings beide schon 30 Jahre alt, man kann sie also kaum als Hoffnungsträger bezeichnen. Sie sind mal mehr, mal weniger solide Kräfte. Und dann gibt es ja noch Tommy Haas, in wenigen Wochen wird er 36 Jahre alt. Bei der Auftaktpartie gegen Spanien wurde er zunächst geschont, die Schulter zwickt seit Wochen. Geplant ist sein Einsatz für Samstag im Doppel an der Seite von Daniel Brands. Haas gehört zur ersten Generation nach Boris Becker (der als Zuschauer in die Halle kommt) und Michael Stich. Zusammen mit Kiefer hatte die Nation die Hoffnung, dass auch in ihnen etwas "Bobbele" steckt. Dem war nicht so, was man in gewisser Weise als Segen empfinden kann. Sportlich jedenfalls hat Haas Erfolge vorzuweisen. EinEinzelspieler, den viele andere Nationen gerne hätten. Den USA fehlt seit dem Rücktritt von Andy Roddick ein Top-Spieler.

Wenn Haas in absehbarer Zeit seine Laufbahn beendet, wird es dauern, bis der DTB einen Spitzenspieler aufbieten kann. Teamchef Carsten Arriens sagt zwar, er sehe "keinesfalls schwarz". Einen Top-Spieler kann man nicht aus dem Hut zaubern. Deutschland hinkt seit Jahren in der Nachwuchsarbeit hinterher — daran ändert der Erfolg von Zverev nichts. Bei den Herren gibt es im Gegensatz zu den Damen noch kein Perspektivteam, immerhin sollen die Planungen laufen. Die Franzosen setzen seit Jahren ähnliche Konzepte erfolgreich um. Deutschland ist viel zu spät dran.

(RP)
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