Jimmy Connors wird 60 Der pöbelnde Prinz Eisenherz

New York · Er spielte, bis er 43 war: In 25 Jahren auf der Tour wandelte sich Jimmy Connors vom Tennis-Rüpel zum Gentleman. Nun feiert "Jimbo" seinen 60. Geburtstag.

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Zwei Jahre ist es mittlerweile her, da entdeckte Jimmy Connors die soziale Welt im Internet für sich. Bei Facebook und Twitter tritt der ehemalige Tennis-Rüpel seitdem regelmäßig mit seinen Fans in Kontakt, was insofern verwunderlich ist, als dass "Jimbo" Zeit seiner Karriere nicht gerade als umgänglicher Typ bekannt war. Nun wird Connors 60 Jahre alt, er ist längst zum Gentleman gereift. Seine Eskapaden sind ihm verziehen, vergessen ist der pöbelnde Playboy mit der Prinz-Eisenherz-Frisur aber keineswegs.

Besonders bei den US Open vermissen sie derzeit jemanden wie ihn. Fünfmal triumphierte Connors bei seinem Heim-Grand-Slam, nun forderte er seine Erben —natürlich bei Twitter — auf, endlich "aufzustehen und euer Turnier zurückzuerobern". Doch Mardy Fish, John Isner oder Andy Roddick werden diesen frommen Wunsch voraussichtlich nicht erfüllen können, sie sind sogar weit von dem Spektakel entfernt, dass Connors 25 Jahre lang auf der Tour veranstaltete.

Connors' größte Stärke war sein Wille

In New York begann die Karriere des eigenwilligen James Scott Connors im Jahre 1971, damals noch auf der Anlage in Forest Hills. An seinem 19. Geburtstag gewann Connors sein erstes Match bei einem Grand-Slam-Turnier, angetrieben von seiner ehrgeizigen Mutter Gloria. Fünf Titel sollten folgen, unter anderem gewann der Linkshänder die Premiere in Flushing Meadows 1978. Als umjubelter Tennis-Methusalem erreichte Connors 1991 mit 39 Jahren noch einmal das Halbfinale.

Dazwischen lagen 109 Turniersiege auf der Tour — ein Rekord für die Ewigkeit. 160 Wochen am Stück stand Connors an der Spitze der Weltrangliste, was nur von Roger Federer getoppt wurde. Dabei war Connors' Spiel limitiert, die Vorhand kaum mehr als ein Verlegenheitsschlag. Einzigartig waren nur sein Return und sein unbändiger Wille.

Connors schien stets eine Antwort zu kennen, auf dem Platz und daneben. Nicht immer war es die richtige, doch stromlinienförmig wollte der 1,77 m kleine Connors auch nie sein. Er legte sich mit Gegnern, Schiedsrichtern und Journalisten an. Seinen Rivalen John McEnroe bezeichnete er einst als "That fuckface McEnroe". Nach einem Rechtsstreit mit der neugegründeten Spielergewerkschaft ATP wurde Connors für die French Open 1974 gesperrt, in jenem Jahr gewann er anschließend alle drei anderen Grand Slams.

"Er war komplett verhätschelt"

Nicht einmal die Liaison mit der wohlerzogenen Chris Evert bremste seine Ausbrüche. Die Katholiken-Schülerin und der Pöbel-Prinz galten als Traumpaar des US-Tennis, die Hochzeit war beschlossene Sache, wurde jedoch abgesagt. "Jimmy hat immer härter auf dem Platz gearbeitet als alle anderen, aber er war komplett verhätschelt. Man musste ihm immer Aufmerksamkeit schenken", erzählte Evert einmal.

Ausgerechnet ein ehemaliges Playboy-Häschen veränderte Connors Leben. Patti McGuire, Playmate des Jahres 1977, heiratete und zähmte den Widerspenstigen. Connors schien im Herbst seiner Laufbahn zu sein, doch es war lange nicht Schluss. Nach vier Jahren ohne Majortitel gewann er 1982 zum zweiten Mal in Wimbledon gegen John McEnroe und spielte noch 14 weitere Jahre auf der Tour. Mit 43 Jahren beendete Connors seine Karriere, als unumstrittener Publikumsliebling. Vom Tennis lösen konnte er sich jedoch nie.

Mal coachte er (erfolglos) Andy Roddick, mal griff er auf der Champions Tour selbst zum Schläger und kommentierte für die BBC. Bei den US Open ist Connors seit seinem Karriereende als Regengott bekannt. Immer, wenn die Spiele in Flushing Meadows wegen der Wetterverhältnisse unterbrochen werden müssen, flimmert eine der großen Schlachten von "Jimbo" über die Fernsehschirme im Pressezentrum. Dann ist er wieder allseits präsent, der pöbelnde Playboy mit der Prinz-Eisenherz-Frisur.

(sid)
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