Davis Cup in Düsseldorf Struff und Doppel führen Deutschland in Finalrunde in Madrid

Düsseldorf · Jan-Lennard Struff hat den entscheidenden Punkt für das deutsche Tennisteam bei der Davis-Cup-Qualifikation in Düsseldorf gegen Weißrussland geholt. Zuvor hatte das Doppel Kevin Krawietz und Andreas Mies bereits gewonnen. Dominik Koepfer sorgte noch für das 4:1.

 Jan-Lennard Struff jubelt nach seinem Sieg in Düsseldorf.

Jan-Lennard Struff jubelt nach seinem Sieg in Düsseldorf.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Auf dem Blatt waren die Verhältnisse beim Davis Cup in Düsseldorf klar. Deutschland schickte auch ohne seinen Topspieler Alexander Zverev die besser gesetzte Mannschaft auf den Court im Düsseldorfer Castello. Doch schon am ersten Tag des Qualifikationsspiels für die Davis-Cup-Finalrunde in Madrid zeigte sich, dass es kein Spaziergang für das Team des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) werden würde. Deutschlands Nummer eins im Davis-Cup-Team, Jan-Lennard Struff, tat sich anfangs schwer gegen Ilja Iwaschka, gewann dann aber souverän 6:4, 6:4. Der 29-Jährige ist die Nummer 34 der Welt und führte das Team, das von Kapitän Michael Kohlmann gecoacht wird, an. Deutschland ging am Freitagnachmittag 1:0 gegen Weißrussland in Führung. Routinier Philipp Kohlschreiber hätte bereits die Vorentscheidung bringen können, doch der 36-Jährige verlor sein Match gegen Egor Gerassimow schließlich 6:4, 5:7, 6:7 (3:7).

Am Samstag fiel die Entscheidung dann aber doch recht eindeutig. Nachdem das Doppel Kevin Krawietz/Andreas Mies 6:4, 7:6 (7:5) gewonnen hatte, machte Jan-Lennard Struff mit Gerassimow kurzen Prozess. Mit seinem starken Aufschlagspiel ließ Struff dem Weißrussen nur wenig Chancen und holte nach nicht einmal einer Stunde mit dem 6:3, 6:2 den entscheidenden dritten Punkt für Deutschland. Damit tritt das DTB-Team vom 23. bis 29. November in der Finalrunde des Davis Cup an, die wie schon im Vorjahr in Madrid ausgetragen wird.

Das sportliche unbedeutende fünfte Spiel gewann Ersatzmann Dominik Koepfer aus Donaueschingen gegen Daniil Ostapenkow 6:0, 6:2. Für die vielen Fans hatte das Spiel trotz der bereits gefallenen Entscheidung stattgefunden. Kohlschreiber, der das Match gespielt hätte, wenn es noch um den Sieg gegeangen wäre, kam damit nicht zu seinem 42. Davis-Cup-Spiel. Zuvor hatte er vom Weltverband den Commitment-Award für seine vielen Spiele im Davis Cup überreicht bekommen. Seit 2007 ist er im Team dabei.

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Der Sauerländer Struff durfte hingegen ein zweites Mal ran. Er zeigte wie schon bei seinem Sieg am Freitag wie gut er derzeit in Form ist. Von der Grundlinie spielte er druckvoll, seine Aufschläge konnte die weißrussische Nummer eins oftmals gar nicht erst retournieren. „Jürgen Klopp steht für Vollgas-Fußball, Jan-Lennard Struff für Vollgas-Tennis“, hatte Team-Kapitän Kohlmann ein besonderes Lob für Struff parat. Vor allem am Anfang spielte Struff viele präzise Volleys. „Ich wusste, dass ich voll reingehen muss. Ich hatte das Gefühl, dass der Gegner von gestern noch etwas müde war“, erklärte der Warsteiner. „Gestern war ich mit meinem Spiel noch nicht ganz zufrieden. Ich wollte heute aggressiver und offensiver ran gehen und direkt nach vorne gehen, damit der Gegner erst gar nicht wieder reinkommt.“

Ein Break reichte dem Deutschen im ersten Satz zu 5:3. Nach gut einer halben Stunde sicherte er sich den Satz 6:3. Gerassimow war das lange Spiel vom Vorabend gegen Kohlschreiber deutlich anzumerken. Er wirkte lange nicht so fit wie am Vortag. Seine Aufschläge bereiteten Struff, anders als Kohlschreiber, nur wenige Probleme. Nach 58 Minuten nutzte Struff seinen ersten Matchball und lies Fans und Team jubeln. „Vor Heimspielen ist man immer etwas nervöser als sonst. Das ist gut für die Anspannung, ohne die ist es schwer zu gewinnen“, sagte Struff.

Mit der Deutschlandfahne in der Hand hüpfte er mit den Teamkollegen über den Court und ließ sich bei lautstarkem Jubel von den aufgesprungenen Zuschauern feiern. Überhaupt präsentierten sich die fünf Spieler und ihr Betreuerteam um Kapitän Kohlmann und Boris Becker, den „Head of Men’s Tennis“, als Einheit. Feuerten sich gegenseitig an und bauten sich in Schwächephasen auf. „Ich habe das Gefühl, dass da in den letzten Jahren im Team was zusammenwächst“, sagte Struff. „Wir haben ein richtig cooles und gutes Teamfeeling und kämpfen füreinander. Das macht Spaß“, hob Struff die Mannschaft hervor. Bei der Davis-Cup-Finalrunde 2019 habe man das Gefühl gehabt, dass mehr als das Viertelfinale drin gewesen wäre. „Deswegen wollten wir unbedingt wieder hin. Das haben wir geschafft“, sagte Struff.

Er selbst ist derzeit wohl in der besten Form seiner bisherigen Karriere. In den kommenden Wochen will er sich in der Weltrangliste weiter vorarbeiten, um schweren Losen bei den großen Turnieren in den ersten Runden aus dem Weg zu gehen. „Bei einem Grand Slam gesetzt zu sein, ist ein gutes Gefühl“, sagte Struff. Der Weg unter die Top 32 oder besser sei aber nicht leicht, auch als Nummer 34 nicht.

Das Doppel Kevin Krawietz/Andreas Mies hatte zuvor vor 3000 Zuschauern den wichtigen zweiten Sieg für Deutschland eingefahren. Die French-Open-Sieger aus Deutschland machten ein gutes Spiel. Der Kölner Mies, für den das Heimspiel vor Familie und zahlreichen Freunden ganz besonders war, servierte immer wieder stark. Aber das weißrussische Doppel Ilja Iwaschka und Andrej Wassilewski, der kurzfristig statt Gerassimow das Doppel spielte, retournierte souverän. Die Deutschen ließen sich von den überraschend guten Weißrussen nicht aus der Ruhe bringen und blieben konzentriert. Mies machte einige sehenswerte Punkte und so holte sich das Duo verdient den ersten Satz.

Im zweiten Satz machten es die beiden Doppel dann richtig spannend. Wieder zwangen die Weißrussen das deutsche Doppel zu Fehlern. Mies und Krawietz wiederum retournierten souverän und hatten die Halle, die sie nun lautstark anfeuerte und jeden Punktgewinn bejubelte, voll auf ihrer Seite. Das war beim Stand von 5:6 auch nötig. Das 6:6 wurde wie ein Sieg bejubelt. Im Tie-Break sahen die Deutschen schnell wie der sichere Sieger aus, führten mit 6:3. Doch dann kamen die Weißrussen wieder ins Spiel und kamen auf 5:6 ran. Den entscheidenden Ball spielten dann nach anderthalb Stunden „Kramies“ und brachten Deutschland mit dem 6:4, 7:6 (7:5) mit 2:1 in Führung und mussten minutenlang Autogramme schreiben und Fotos machen.

„Es war für mich etwas ganz Besonderes hier für Deutschland und dieses Team zu spielen. Für mich als Kölner ist das ja fast Heimat und die ganze Familie und viel Freunde sind hier“, sagte Mies. Am Anfang sei er etwas nervös gewesen, aber er habe das Match einfach genossen. Die Stimmung sei mit dem Davis-Cup-Finale im vergangenen Jahr in Madrid gar nicht zu vergleichen. „Die Stimmung war einmalig. Ich hatte Gänsehaut, als ich auf den Platz gegangen bin, so laut war es da unten von den Zuschauern“, sagte Mies. Den Tag werde er nie vergessen. Der Sieg sei wichtig für das Team gewesen. „Wenn man mit 1:2-Rückstand in die beiden Einzel geht, dann ist das schon schwierig. Das war uns bewusst und wir wollten den Sieg für das Team holen“, sagte Mies. Das ist dem Duo gelungen.

Mit ihrer Leistung waren die beiden nach einer schwächeren Phase im Januar zufrieden. „Wir haben richtig gute Services gespielt, die Weißrussen haben aber auch gut retourniert“, sagte Krawietz. „Das Spiel muss uns Selbstvertrauen für die nächsten Turniere geben.“

Auch Krawietz war begeistert von der Stimmung in Düsseldorf: „Der Kessel war so laut, vor allem am Ende, das war sensationell.“ Kohlmann habe ihnen mitgegeben, das Publikum mitzunehmen. „Da ist uns ziemlich gut gelungen“, sagte Krawietz. Das Duo war sich einig, dass sie noch nie bei so guter Atmosphäre gespielt haben. „Selbst bei unserem French-Open-Sieg nicht“, sagte Mies. Und so schnell werden sie sowas wohl nicht mehr erleben, meinte er.

In Madrid hatten die Deutschen im vergangenen Jahr im Davis Cup vor weitgehend leeren Rängen gespielt. Die Finalrunde steht wegen der wenigen Zuschauer und der damit fehlenden Atmosphäre in der Kritik.

„Die Zuschauer in Düsseldorf haben gut Gas gegeben. Ich hoffe, dass das gepusht hat und einige doch den Weg nach Madrid finden“, sagte auch Struff.

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