Australian Open Wawrinka nach Tie-Break-Krimi im Finale

Melbourne · Roger Federer drückte auf der Couch die Daumen, in der Rod-Laver-Arena behielt Stanislas Wawrinka die Nerven. Nach seinem Überraschungscoup gegen Titelverteidiger Novak Djokovic gewann der Schweizer bei den Australian Open auch gegen den Tschechen Tomas Berdych und steht erstmals in seiner Karriere in einem Grand-Slam-Finale.

Wawrinka zieht ins Finale ein
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In dem könnte es am Sonntag zu einem historischen Duell zweier Eidgenossen kommen. Federer spielt am Freitag (9.30 Uhr MEZ) im ewig jungen Tennis-Klassiker gegen seinen großen Gegenspieler Rafael Nadal um den Finaleinzug.

Bei den Frauen steht die Endspielpaarung bereits fest. Li Na nimmt ihren dritten Anlauf, den Titel in Melbourne zu gewinnen. Nach ihren Finalniederlagen 2011 und 2013 geht die chinesische Volksheldin gegen die Slowakin Dominika Cibulkova als Favoritin ins Match am Samstag.

Wawrinka wird sich zuvor mit einem Fernsehabend auf der Couch für seinen Durchbruch belohnen. "Ich werde mir das zweite Halbfinale mit ein bisschen Popcorn vor dem Fernseher anschauen", sagte der 28-Jährige nach seinem Sieg über Berdych. 6:3, 6:7 (1:7), 7:6 (7:3), 7:6 (7:4) gewann der Westschweizer und war überwältigt vom eigenen Siegeszug in Melbourne: "Wow, ich bin sprachlos. Ich arbeite jeden Tag so hart daran. Heute Nacht habe ich es endlich geschafft."

In der Heimat nahm ein kleines Mädchen die Nachricht von Wawrinkas Triumph traurig entgegen. "Meine Tochter wollte, dass ich verliere, damit ich endlich nach Hause komme. Ich muss mich bei ihr entschuldigen", sagte Wawrinka. Die dreijährige Alexia wird nun noch ein paar Tage warten müssen, bis Papa Stan sie wieder in den Arm nimmt.

Duell gegen Federer "wäre der Wahnsinn"

Seine "unglaubliche" Reise durch Down Under gipfelt am Sonntag im wichtigsten Spiel seiner bisherigen Karriere. Am liebsten würde Wawrinka auf Roger Federer treffen, "das wäre der Wahnsinn". Es wäre ein geschichtsträchtiges Ereignis für die Schweiz, vergleichbar mit dem deutschen Wimbledonfinale zwischen Boris Becker und Michael Stich im Jahr 1991.

Eine weitere Parallele: Genau wie Becker und Stich 1992 in Barcelona haben Wawrinka und Federer gemeinsam olympisches Gold gewonnen - 2008 in Peking. Im Unterschied zum deutschen Doppel verstehen sich die beiden Schweizer aber auch neben dem Platz blendend.

Federer zitterte mit seinem Landsmann schon während des Viertelfinals gegen Djokovic. An der Seite seiner schwangeren Frau Mirka hatte sich der 32-Jährige die Endphase des vierstündigen Dramas angeschaut und war beim Matchball vor Freude aufgesprungen. "Ich habe bei den wichtigen Punkten die Faust gezeigt und am Ende mit Mirka abgeklatscht", erzählte Federer.

Vor dem Match gegen Berdych stellte sich der Rekordchampion als Sparringspartner zur Verfügung - eine bessere Vorbereitung hätte Wawrinka gar nicht bekommen können. Berdych gab sich nach der Niederlage zerknirscht: "Ein Tiebreak ist immer eine Lotterie.
Diesmal war er der Glücklichere."

Glücklich war nach ihrem Halbfinale auch Publikumsliebling Li Na. Die 31-Jährige gewann gegen den kanadischen Youngster Eugenie Bouchard 6:2, 6:4 und trifft nun auf Dominika Cibulkova. Die Weltranglisten-24. sorgte gegen Agniezka Radwanska für eine weitere Überraschung und setzte sich problemlos mit 6:1, 6:2 durch.

(sid)
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