Ausrufezeichen gegen Tsonga Edberg gibt Federer das Selbstvertrauen zurück

Roger Federer ist bei den Australian Open mit einer Machtdemonstration ins Viertelfinale eingezogen. Gegen den Weltranglisten-Zehnten Jo-Wilfried Tsonga zeigte er eine von ihm lange nicht mehr gesehene Leistung – an der sein neuer Trainer nicht unschuldig sein dürfte.

 Roger Federer: Der Makellose glaubt wieder an seine Stärken.

Roger Federer: Der Makellose glaubt wieder an seine Stärken.

Foto: dpa, Franck Robichon

Roger Federer ist bei den Australian Open mit einer Machtdemonstration ins Viertelfinale eingezogen. Gegen den Weltranglisten-Zehnten Jo-Wilfried Tsonga zeigte er eine von ihm lange nicht mehr gesehene Leistung — an der sein neuer Trainer nicht unschuldig sein dürfte.

Fast zwei Stunden vergingen, bis Jo-Wilfried Tsonga den ersten (und einzigen) Breakball der gesamten Partie hatte. Es war auch gleichzeitig die einzige knifflige Situation für Roger Federer, der mehrmals gegen den Franzosen bei Grand-Slam-Turnieren verloren hatte. Wenige Minuten später nutzte der Schweizer Ausnahmespieler seinen zweiten Matchball zu einem völlig problemlosen Dreisatzerfolg (6:3, 7:5, 6:4).

13 Mal sind die beiden Profis aufeinandergetroffen, neun Mal ging Federer als Sieger hervor. Erstaunlich war jedoch die Art und Weise des Erfolges. Federer dominierte den Franzosen über exakt 112 Minuten nach Belieben. Erinnerungen an glorreiche Zeiten des Schweizers wurden wach, als er Gegner in Rekordzeiten in die Kabine schickte.

Tsonga kämpfte, experimentierte, lamentierte — es half alles nichts. Federer nutzte sein schier unerschöpfliches Repertoire perfekt aus. Das fing beim Aufschlag an: Glatt durch die Mitte oder mit Slice nach außen oder auf den Mann oder mit Tempo oder mit Gefühl oder von allem ein bisschen. Die Bandbreite setzte sich bei den Grundschlägen fort und fand ihren krönenden Abschluss im Angriffsspiel.

Edbergs Arbeit scheint schon zu fruchten

Der Schweizer war ungemein offensiv ausgerichtet: Es war das aggressivste Match Federers in diesem Turnier und selbst in der Vergangenheit dürfte es nicht allzu viele Spiele gegeben haben, in denen Federer den Gegner mit gut gesetzten Angriffsschlägen oder Volleys derart zur Verzweiflung trieb. Er wollte sich um keinen Preis nicht verstecken. "Ich hatte mir natürlich vorab Gedanken gemacht. Gegen Jo-Wilfried ist es immer ein wenig schwierig, wenn man zu defensiv spielt", erklärte Federer nach dem Spiel.

Die Vermutung liegt natürlich nahe, dass der neue Coach großen Einfluss auf diese Entscheidung hatte. Stefan Edberg, ehemaliger Weltklassespieler und einer der besten Volleyspieler seiner Zeit, hat offenbar schon gute Arbeit geleistet. Überragende 34 von 41 Netzangriffen schloss sein Schützling im Match gegen Tsonga erfolgreich ab, der normalerweise deutlich offensiver agierende Tsonga war nur 25 Mal am Netz.

Auf seine technische Makellosigkeit kann Federer immer zählen, Edberg muss in diesem Fall eher als Mentaltrainer herhalten. Allzu häufig setzte der Schweizer in der Vergangenheit die Angriffe schlecht, die Offensivaktionen endeten mit Punktverlusten. So wurden die Ausflüge Richtung Netz selbstverständlich immer seltener.

Dieses Match dürfte Federer hingegen viel Selbstvertrauen in seine Offensivstärken gegeben haben. Zudem ist er dadurch unberechenbarer geworden. Ohne Satzverlust ist er nun in das Viertelfinale marschiert, das Turnier fängt für den Weltranglisten-Sechsten aber gerade erst an — und wie: Andy Murray, Rafael Nadal und Novak Djokovic können die kommenden Gegner sein.

(cfk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort