Australian Open Federer im Halbfinale — jetzt gegen Nadal

Melbourne · Für die wundersame Wandlung vom Auslaufmodell zum Titelfavoriten brauchte Roger Federer in Melbourne ganze zwei Matches. Dem Sieg über Jo-Wilfried Tsonga ließ der Maestro gegen Wimbledonsieger Andy Murray über weite Strecken die nächste Demonstration seiner wiedererlangten Klasse folgen, nun ist er auch für Boris Becker der heißeste Anwärter auf den Sieg bei den Australian Open. Im Halbfinale kommt es im ewig jungen Tennis-Klassiker zum Duell mit Rafael Nadal.

Federer schlägt Murray und steht im Halbfinale
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"Das wird hart, das wird brutal - ich freue mich drauf", sagte Federer, der zum elften Mal in Serie im Halbfinale von Melbourne steht: "Wir hatten viele epische Matches in den vergangenen Jahren." Nadal meinte: "Wir haben schon so oft gegeneinander gespielt. Ich muss an mein Limit gehen, um ihn zu schlagen." 22:10 führt der Spanier im direkten Duell der beiden Superstars, die im Viertelfinale jeweils ihren ersten Satz im Turnierverlauf verloren.

Federer gewann trotz einer Nervenschwäche im dritten Satz, als er zwei Matchbälle vergab, 6:3, 6:4, 6:7 (6:8), 6:3. Nadal setzte sich gegen den talentierten Bulgaren Grigor Dimitrow 3:6, 7:6 (7:3), 7:6 (9:7), 6:2 durch und sprach später von "Glück".

Im Tiebreak des dritten Durchgangs sah sich der Weltranglistenerste zwei Satzbällen gegenüber - beim ersten hatte Dimitrow die Führung auf dem Schläger. Doch der Lebensgefährte der russischen Tennis-Queen Maria Scharapowa verschlug eine leichte Vorhand, und Nadal nutzte den Fehler sofort. "Das war ein wichtiger Moment, am Ende sogar der entscheidende", sagte der Melbourne-Champion von 2009.

Große Momente gab es im Match zwischen Federer und Murray zur Genüge, auch wenn der Schotte zum Ende der Partie angeschlagen wirkte. Doch Federer scheint tatsächlich auf dem Weg zu alter Stärke zu sein, selbst die vergebenen Chancen verarbeitete der 32-Jährige mit der Gelassenheit eines 17-maligen Grand-Slam-Siegers und ließ sich nicht von seinem Offensiv-Tennis abbringen.

Wenn es nach Boris Becker geht, kommt am Sonntag ein weiterer Titel hinzu. "Mein Instinkt sagt mir: Federer gewinnt den Titel. Die Bedingungen kommen ihm entgegen. Er hatte noch kein langes Spiel, und Stefan Edberg sitzt in seiner Ecke", sagte Becker, dessen Schützling und Titelverteidiger Novak Djokovic im Viertelfinale überraschend gescheitert war.

Federer wirkt fit und ist selbstbewusst wie lange nicht mehr. "Das merke ich vor allem bei meiner Beinarbeit. Im letzten Jahr hatte ich Probleme so wie Andy vielleicht heute. Man kann spielen, aber es ist nicht dasselbe", sagte der viermalige Melbourne-Sieger. Nadal dagegen geht angeschlagen in sein viertes Halbfinale Down Under. Seit seinem Achtelfinalerfolg über den Japaner Kei Nishikori plagt ihn eine Blase in der linken Handfläche.

"Beim Aufschlag habe ich das Gefühl, dass ich meinen Schläger verliere", sagte der 27-Jährige: "Das ist ein schreckliches Gefühl. Daher habe ich langsamer aufgeschlagen. Trotzdem habe ich das Match gegen einen starken Gegner gewonnen. Das ist mehr wert als ein Sieg ohne Probleme."

Bei den Damen ging das Favoritensterben unterdessen weiter. Nach Serena Williams und Maria Scharapowa schied auch Titelverteidigerin Wiktoria Asarenka (Weißrussland) im Viertelfinale aus.

(sid)
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