Erste Dienstreise mit Novak Djokovic Boris Becker hat in Australien dazu gelernt

Melbourne · Am Tag nach der Viertelfinal-Niederlage von Novak Djokovic in Melbourne wirkte Boris Becker total entspannt. Von einem Ende des Teams "Beckovic" kann jedenfalls keine Rede sein.

Becker sieht erste Niederlage von Djokovic
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Die lange Nacht von Melbourne war Boris Becker nicht anzumerken. Der Altmeister hatte sich einen Platz im Schatten gesucht und plauderte gelöst über die schwersten Stunden seiner bisherigen Trainer-Laufbahn. Bis in den Morgen habe er nach der Niederlage seines Schützlings Novak Djokovic kein Auge zugetan, "Wenn man mit Haut, Haaren und Herzblut dabei ist, dann ist man emotional sehr aufgewühlt", berichtete Becker.

Erst beim gemeinsamen Mittagessen am Tag nach dem Fünfsatz-Drama im Viertelfinale der Australian Open löste sich die Anspannung. Headcoach Becker und das Team um Djokovic arbeiteten die Niederlage gegen Stanislas Wawrinka drei Stunden lang auf. Es war das Ende der ersten großen Dienstreise des dreimaligen Wimbledonsiegers in seinem neuen Job, bei der Becker eigentlich nur verlieren konnte.

Nach drei Titeln in Folge für Djokovic, sei "alles andere als ein Sieg erst mal eine Niederlage", sagte Becker. Daher sei das Major in Australien nicht das optimale Turnier für einen Neustart gewesen. Becker sah dennoch das Positive an der Feuerprobe zum Start der Zusammenarbeit: "Ich weiß spätestens heute ganz genau, wie Novak tickt, wenn es um die Wurst geht."

"Herausfordernd und anstrengend"

Becker hat auch über sich selbst eine Menge herausgefunden, immerhin ist der Job an der Seite eines Weltklassespielers Neuland für die Tennis-Ikone. "Es war herausfordernd und anstrengend im positiven Sinne, weil es vor Ort ein Fulltime-Job ist", erzählte Becker. Umso besser, dass er sich nach seinen Hüft-Operationen auf dem Weg der Besserung wähnt, im Windschatten seines Spielers arbeitet auch Becker wieder an seiner Fitness.

"Vielleicht haben Sie es gesehen, dass ich ein, zwei Kilo weniger habe als noch vor vier Wochen", sagte Becker: "Wir sind jeden Tag im Kraftraum — auch ich. Das habe ich die letzten Jahre nicht gemacht." Glutenfrei wie Asket Djokovic ernähre er sich zwar nicht, im Team des Weltranglistenzweiten kommt Becker aber automatisch mit gesunder Ernährung in Berührung: "Man merkt schnell, dass es einem besser geht, wenn man gesünder isst."

Die neue Aufgabe tut Becker gut, das ist gerade in den Stunden nach der bitteren Niederlage zu erkennen. Noch immer wundert er sich allerdings über die öffentliche Aufmerksamkeit die sein Engagement geweckt hat. "Es gibt wichtigere Dinge auf der Welt als Djokovic/Becker. Wir haben ja nicht die Welt verbessert oder irgendetwas Wegweisendes entdeckt. Es ist nur eine neue sportliche Partnerschaft entstanden", sagte Becker.

Die wird ihren Weg fortsetzen, die nächste Station ist Ende Februar Dubai. Bis dahin steht ein Trainingslager auf dem Programm, in dem das Team "Beckovic" auch an der Taktik arbeiten will und muss: Der Druck wird nicht weniger werden — auch in Dubai ist Djokovic Titelverteidiger.

(sid)
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