Empörung über Ausnahme Premierminister will Djokovic ohne Belege nach Hause schicken

Update | Melbourne · Nach der Ausnahmegenehmigung für Novak Djokovic für einen Start bei den Australian Open hat der australische Premierminister mit deutlichen Worten reagiert. Die Bevölkerung ist außer sich.

Pressestimmen: Starke Kritik an Aunahmegenehmigung für Novak Djokovic bei Australian Open
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Pressestimmen zur Entscheidung im Fall Djokovic

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Foto: dpa/James Ross

Mit klaren Worten hat der australische Premierminister Scott Morrison ausreichende Belege für die Ausnahmegenehmigung des Tennis-Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic gefordert. „Er muss das tun, denn wenn er nicht geimpft ist, muss er einen akzeptablen Nachweis erbringen, dass er aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden kann, um Zugang zu den gleichen Reiseregeln wie vollständig geimpfte Reisende zu erhalten“, sagte Morrison am Mittwoch. Sonst werde der 34 Jahre alte Superstar aus Serbien „im ersten Flieger nach Hause“ sitzen, warnte Morrison.

Djokovic ist unterwegs nach Melbourne, nachdem er am Dienstag angekündigt hatte, mit einer medizinischen Ausnahmegenehmigung zu den Australian Open zu reisen. Damit beendete der Serbe knapp zwei Wochen vor dem Auftakt des ersten Grand-Slam-Turniers der Saison monatelange Spekulationen um seine Teilnahme. Der neunmalige Melbourne-Sieger hatte seinen Impfstatus bislang stets offen gelassen.

„Wir warten auf seine Präsentation und darauf, welche Beweise er dafür vorlegt. Wenn diese Beweise nicht ausreichen, wird er nicht anders behandelt als andere“, sagte Morrison. „Für Novak Djokovic sollte es keine Sonderregeln geben, absolut keine.“

Auch Innenministerin Karen Andrews sprach Klartext: „Jede Person, die nach Australien einreisen möchte, muss unsere strengen Grenzbestimmungen einhalten“, betonte sie. Die Regionalregierung des Bundesstaates Victoria und Tennis Australia könnten einem nicht geimpften Spieler zwar die Teilnahme an dem Turnier gestatten, die Grenzregeln würden jedoch von der Nationalregierung überwacht.

Zuvor ist in Australien mit Wut und Empörung auf die Ankündigung reagiert worden, dass Djokovic mithilfe einer Ausnahmegenehmigung bei den Australian Open antreten dürfe. In Medien und sozialen Netzwerken machten viele Menschen ihrem Ärger über die Entscheidung zugunsten des 20-fachen Grand-Slam-Turniersiegers Luft – der nun offenbar ohne die eigentlich vorgeschriebene Impfung gegen das Coronavirus ins Land darf. Ein User nannte Djokovics Teilnahme eine „Ohrfeige für alle Australier“ und sprach damit vielen Australiern aus der Seele. Der Sender „ABC“ sprach von „Zorn und Konfusion“ im ganzen Land.

Turnierdirektor Craig Tiley fordert Aufklärung von Djokovic. „Es wäre sehr hilfreich, wenn Novak erklären würde, auf welcher Grundlage er die Ausnahmegenehmigung beantragt und erhalten hat“, sagte Tiley. Man habe in der Gesellschaft aufgrund der Pandemie zwei schwierige Jahre hinter sich, „für ein paar Antworten wären wir dankbar“, so Tiley.

Auch der deutsche Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann hat mit Erstaunen auf die Ausnahmegenehmigung reagiert. „Ich war auch absolut überrascht“, sagte Kohlmann am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Es sind noch viele Fragezeichen da. Hoffentlich werden die in den nächsten Tagen und Wochen bis zum Start beantwortet.“

„Jetzt müsste man mal abwarten, wie die Begründung ist oder ob es auch andere Spieler gibt, die diese Ausnahmegenehmigung bekommen haben“, sagte Kohlmann. „Es wäre schon für alle Spieler und alle, die im Tennis arbeiten, interessant zu hören, wie es dazu gekommen ist.“

Tiley verteidigte derweil trotzdem die Integrität des Ausnahmeverfahrens. Von den rund 3000 Personen, die zum Tross der Australian Open gehörten, hätten 26 Personen eine Sondergenehmigung für die Einreise beantragt. Nur wenigen Anträgen sei stattgegeben worden. „Jeder Person, die die Vorgaben erfüllt hat, wurde die Einreise genehmigt. Niemand wurde besonders begünstigt, es gab keine Sonderbehandlung für Novak“, sagte Tiley.

„Es ist mir egal, wie gut er als Tennisspieler ist. Wenn er sich weigert, sich impfen zu lassen, sollte er nicht reingelassen werden“, betonte der prominente Arzt Stephen Parnis aus dem Bundesstaat Victoria. Die Ausnahmegenehmigung für den serbischen Tennisstar sei „eine erschreckende Botschaft“ an Millionen Australier.

Der Sportreporter Andy Maher aus Melbourne erklärte, selbst zahlreichen Australiern sei zwei Jahre lang eine solche Ausnahmegenehmigung zur Einreise in ihr Heimatland verweigert worden, „aber dieser Kerl – der sich angesichts des Coronavirus außergewöhnliche Freiheiten herausgenommen hat - bekommt seine Ausnahme“. Djokovic sei ein großartiger Sportler, „aber er ist nicht unverzichtbar“. Die Journalistin Samantha Lewis tweetete, es sei „die patriotische Pflicht“ aller Zuschauer, Djokovic während seines gesamten Aufenthalts auszubuhen.

(dör/dpa/SID)
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