Tennis Australian Open im Zeichen der Altstars

Melbourne · Die Australian Open 2014 stehen im Zeichen der Altstars. Für Becker, Edberg, Chang und Co. ist das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres die Feuertaufe auf der Trainerbank.

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Becker hatte sich ein schattiges Plätzchen gesucht und erzählte von früher. "Großartige Erinnerungen" habe er an die Australian Open: An seinen ersten Titel 1991, mit dem er die Weltspitze erklomm, an den "speziellen Triumph" als Vater 1996. Das Turnier in Melbourne sei stets einer seiner liebsten Grand Slams gewesen, sagte Becker.

Seine Geschichten sind gefragt vor dem ersten Höhepunkt der neuen Tennis-Saison in Down Under, immerhin ist Becker als Coach des Titelverteidigers Novak Djokovic zurück im innersten Zirkel der Tour. Der Weltranglistenzweite hat Becker selbst dafür engagiert, ihm von früher zu erzählen, von großen Matches, entscheidenden Punkten und historischen Siegen. Damit unterscheidet sich Beckers Aufgabe von der seiner Amtskollegen Stefan Edberg und Michael Chang.

Rekordchampion Roger Federer und Youngster Kei Nishikori haben die Altmeister verpflichtet, damit sie ihnen neue Ideen vermitteln. Federer sucht mit Edberg nach dem Schlüssel in der Offensive, um sich im Kampf um die Titel zurückzumelden. Der Japaner Nishikori setzt auf Changs Erfahrung, um den nächsten Schritt seiner verheißungsvollen Karriere zu gehen.

Djokovics Ansprüche sind bescheidener. Auch mit Becker werde er keine großen Veränderungen vornehmen, sagte der Serbe: "Ich bin ein kompletter Spieler. Kleine Details hier und da, kleine Anpassungen, das war's." Es gelte, die entscheidenden zwei Prozent zu finden, "die auf diesem Level darüber entscheiden, ob du den großen Pokal gewinnst oder Zweiter wirst", sagt Becker.

Ob Becker, Edberg oder Chang: Der Weg zum Erfolg mag unterschiedlich sein, das Vorbild ist dasselbe. Nachdem Andy Murray mit Ivan Lendl im vergangenen den britischen Wimbledonfluch gebrochen hat, begann die Renaissance der Tennis-Heroen in der Weltspitze. Lendl verhalf dem einst zaghaften Murray zu mehr Mut, zwei Grand-Slam-Siegen und Olympiagold in London. An solch einer Kombination muss etwas dran sein.

Nach seinem Triumphzug durch das Tennis-Mekka Wimbledon erklärte Murray das Geheimnis der Partnerschaft mit dem achtmaligen Majorsieger Lendl. "Ich glaube, er ist immer ehrlich zu mir gewesen. Er hat mir immer gesagt, was er denkt", sagte Murray: "Im Tennis ist das oft nicht einfach. Oftmals haben die Spieler das Sagen. Daher fühlen sich die Trainer manchmal nicht wohl, offen ihre Meinung zu äußern."

Das dürfte sowohl Becker, Edberg und Chang als auch den Grand-Slam-Siegern Sergi Brugera (mit Richard Gasquet) und Goran Ivanisevic (mit Marin Cilic) leicht fallen. Das zweite Leben der einstigen Tennis-Helden auf der Tour ist allerdings stets abhängig vom Erfolg ihrer Arbeitgeber.

Bei allen Vorschusslorbeeren, die Djokovic verteilt hat ("es ist eine Ehre, mit Becker zusammenzuarbeiten"), steht vor allem der dreimalige Wimbledon-Champion aus Leimen in Australien bereits unter Druck. Nach drei Melbourne-Titeln in Serie wäre alles andere als ein weiterer Triumph für Djokovic eine Enttäuschung. Dann könnte es schnell so weit sein, dass Becker seine Geschichten von früher wieder nur noch als TV-Experte zum Besten gibt.

Das weiß auch der frühere Davis-Cup-Teamchef Niki Pilic. Wenn Djokovic im Finale stehe oder sogar den Titel hole, "kann Becker zufrieden sein. Sollte er aber vor dem Halbfinale scheitern, dann wird es schwierig für Becker", sagte Pilic dem Internetportal T-online.de. Der 74-Jährige hatte mit dem Leimener im Team zweimal (1988, 1989) den Davis Cup gewonnen.

(sid)
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