ATP Finals Zverevs Gegner Berrettini gibt auf – Medwedew wendet Auftaktpleite ab

Turin · Alexander Zverev hat sein Auftaktmatch bei den ATP Finals gewonnen. In Turin setzte er sich gegen den Lokalmatadoren Matteo Berrettini durch, der verletzt aufgab. Titelverteidiger Daniil Medwedew wendete derweil eine überraschende Auftaktniederlage noch ab.

Matteo Berrettini (l.) und Alexander Zverev.

Matteo Berrettini (l.) und Alexander Zverev.

Foto: AP/Luca Bruno

Erst trotzte Alexander Zverev dem Turiner Tollhaus, dann musste er Trost spenden. Der Tennis-Olympiasieger gewann sein Auftaktmatch bei den ATP Finals gegen den lautstark angefeuerten Lokalmatadoren Matteo Berrettini, profitierte aber von einer Verletzung des Italieners. Zverev führte mit 7:6 (9:7), 1:0, ehe der Wimbledonfinalist aufgeben musste - mit einer herzlichen Umarmung tröstete er den emotionalen Berrettini und malte einen traurigen Smiley auf die Kamera.

"Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Er spielt zu Hause, das ist das schlimmste Gefühl, das du haben kannst", sagte Zverev, nachdem Berrettini den Court verlassen hatte: "Der erste Satz war Tennis auf einem unglaublich hohen Niveau. Aber das ist nicht wichtig. Am Ende müssen sich zwei gesunde Spieler die Hand schütteln."

Berrettini zeigte sich auch auf der Pressekonferenz im Anschluss schwer geknickt - auch weil die Stimmung der rund 7000 Fans "eine der besten" war, die er je erlebt habe. "Es ist wahrscheinlich der schlimmste Tag meiner Tenniskarriere", sagte der 25-Jährige deshalb: "Dass ich nicht in der Lage war, das Match zu beenden, killt mich." Ob er zu seinen beiden weiteren Gruppenpartien antreten kann, ließ er offen. Als Ersatz stünde sein Landsmann Jannik Sinner bereit.

Zverev, der das Saisonfinale der acht Jahresbesten 2018 gewonnen hatte, setzte sich mit Titelverteidiger Daniil Medwedew an die Spitze der Roten Gruppe. Der US-Open-Champion aus Russland, am Dienstag nächster Gegner der deutschen Nummer eins, hatte den polnischen Außenseiter Hubert Hurkacz 6:7 (5:7), 6:3, 6:4 besiegt. Die beiden besten Spieler der zwei Vorrundengruppen qualifizieren sich für das Halbfinale.

Dass er es nicht nur mit Berrettini aufnehmen musste, bekam Zverev vom ersten Ballwechsel an zu hören. Während die rund 7000 Zuschauer im Pala Alpitour seine Punktgewinne mit höflichem Applaus bedachten, brandete beim besseren Ende für den einzigen Italiener im Feld tosender Jubel im Stile von Davis-Cup-Duellen auf.

Zverev schaffte es jedoch nicht, der Stimmung direkt einen Dämpfer zu versetzen. Im Duell zweier bärenstarker Aufschläger kam der Hamburger im ersten Satz zu gleich vier Breakmöglichkeiten - ließ aber alle ungenutzt. Mit lauten "Matteo, Matteo"-Chören wurden die verpassten Chancen quittiert.

Die hitzige Atmosphäre hatte Zverev schon erwartet, doch das machte der deutschen Nummer eins gar nichts aus. "Ich bin ja immer ein Fan davon, wenn es laut und energisch im Stadion ist", sagte Zverev vor dem Match: "Auch wenn die Leute gegen mich sind."

Zunächst hatte Zverev gegen den oft zu hektischen Berrettini in längeren Ballwechseln deutliche Vorteile. Doch der Italiener kam mit seiner peitschenden Vorhand immer besser in die Partie. Mit zwei abgewehrten Satzbällen rettete sich der deutsche Spitzenspieler in den Tiebreak und nutzte dort die kleinen Schwächen seines Gegners.

Kurz darauf nahm das Unheil für Berrettini seinen Lauf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ er seinen Schläger fallen und rief den Physiotherapeuten. Er ließ sich an den seitlichen Bauchmuskeln behandeln, musste aber dann unter dem aufmunternden Applaus seiner Landsleute aufgeben.

Ordentlich unter Druck steht in der Doppelkonkurrenz hingegen schon Kevin Krawietz. Der zweimalige French-Open-Sieger verlor mit seinem rumänischen Partner Horia Tecau die Auftaktpartie gegen die topgesetzten Olympiasieger und Wimbledonchampions Nikola Mektic/Mate Pavic (Kroatien) mit 4:6, 4:6. "Jetzt ist quasi K.o.-Phase für uns", sagte Krawietz: "Jetzt müssen wir jedes Match gewinnen, um die Gruppe zu überleben."

(kron/dpa/SID)
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