Interview mit deutschem Tennis-Star Andrea Petkovic: "Die Reha war schrecklich langweilig"

Offenbach · Und wieder startet Andrea Petkovic nach einer Verletzungspause ein Comeback: Am Dienstag fliegt die ehemalige Top-Ten-Spielerin zum Trainieren nach San Diego, Anfang März muss sie beim Hartplatzturnier in Indian Wells in die Qualifikation. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst spricht "Petko" über "indirekte" Gedanken ans Aufhören, Reha-Frust und eine Persönlichkeits-Entwicklung in Lichtgeschwindigkeit.

Andrea Petkovic: Ulknudel und Kämpferin
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Das ist Andrea Petkovic

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Foto: afp, dan

Andrea Petkovic, Sie trainieren seit einigen Tagen wieder. Wie sehr setzen Sie sich nach Ihrer rund 13-monatigen Verletzungsmisere selbst unter Erfolgsdruck?

Andrea Petkovic "Ich trainiere ohne Angst und bin sehr geduldig mit mir geworden. Ich gebe mir alle Zeit der Welt. Ich weiß, dass es wahrscheinlich die gleiche Zeit benötigen wird, die ich raus war, um spielerisch wieder dahin zu kommen, wo ich mal war."

Haben Sie in der schwierigen Zeit auch mal an das Karriereende gedacht?

Petkovic "Nicht so direkt. Aber ich hatte immer wieder Gedanken wie: Bringt das noch was, du kannst so viele andere Sachen machen, du hast noch so viele andere Interessen. Du bist eigentlich schon steinalt, langsam läuft die Zeit ab. Wirst du wieder so gut wie vorher? Vor allen Dingen für jemanden, der so anspruchsvoll ist wie ich, ist das eine sehr wichtige Frage. Das waren alles Gedanken, die dazu geführt haben, dass ich überlegt habe, vielleicht lass' ich es einfach."

Warum haben Sie dann doch weitergemacht?

Petkovic "Letztlich hatte ich das Gefühl, dass das Kapitel Tennis noch nicht abgeschlossen ist, dass noch etwas in mir steckt. Ich habe überlegt, was könnte ich noch machen. Und da habe ich festgestellt, ich konnte mich zu nichts wirklich durchringen. Das war dann ein Zeichen, dass die Tennisgeschichte noch nicht durch ist."

Haben Sie während der Reha-Phasen sehr gelitten?

Petkovic "Ich hatte ein überbordendes Energie-Etwas in mir, was nicht raus konnte. Die Reha war schrecklich langweilig. Ich bin ja wie ein kleiner Hund: Sehe ich einen Ball, will ich hinterherrennen. Das ging in der Zeit nicht. Das war auch das erste Mal in meinem bisherigen Leben, dass ich morgens nicht wirklich Lust hatte, den Tag zu starten. Das kam durch den Sportentzug. Da ging es mir schlecht. Als ich wieder schwitzen durfte, ging es mir gleich wieder super."

Wie groß ist nach den vielen Rückschlägen der Glaube an sich selbst?

Petkovic "Ich weiß, dass noch viel in mir steckt. Und ich weiß, dass ich jetzt auch als gereifter Mensch andere Seiten von mir als Tennisspielerin kennenlernen werde. Das Allerwichtigste aber ist, dass ich meine Karriere nochmal mit Spaß beginnen kann. Persönlich war das wahrscheinlich das wichtigste Jahr meines Lebens. Ich habe mich menschlich in Lichtgeschwindigkeit nach vorne entwickelt."

Was unterscheidet die Andrea Petkovic 2013 von der Andrea Petkovic 2011?

Petkovic "Ich habe eine ganz neue Unbefangenheit für meinen Sport entdeckt. Ich genieße jetzt jede Sekunde auf dem Tennisplatz. Schon vor der letzten Knieverletzung bin ich sehr demütig mit meinem Sport umgegangen. Das möchte ich mir bewahren. Über all dem steht der Wunsch, an Olympischen Spielen teilzunehmen. Das ist auch mit ein Grund, warum ich weitergemacht habe. Rio 2016, das wäre cool."

(sid/seeg)
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