Kronprinz auf Sand Zverev ist in Paris Nadals erster Herausforderer

Rom/Köln · Alexander Zverev hatte Rafael Nadal in Rom am Rande einer Niederlage, bevor ihn der Regen aus dem Tritt brachte. Den nächsten Angriff auf den Thron des spanischen Sandplatzkönigs plant Zverev in dessen Reich: Roland Garros.

Zverev unterliegt Nadal im Finale von Rom
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Zverev unterliegt Nadal im Finale von Rom

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Foto: AP/Gregorio Borgia

Nach ihrem denkwürdigen Finalkampf im Foro Italico tauschten die mit Abstand besten Spieler des Tennisfrühjahrs warme Worte aus. Alexander Zverev lobte seinen Bezwinger Rafael Nadal als "großartigen Champion" und "besten Sandplatzspieler aller Zeiten". Der Spanier bewunderte im Gegenzug die "tolle Gegenwart" seines jungen Kollegen und versprach ihm "eine noch bessere Zukunft". Ein nettes Geplänkel nach einem hochklassigen Schlagabtausch.

Auf dem Campo Centrale von Rom hatten sich Zverev und Nadal zuvor ans Limit getrieben und eine Woche vor Beginn der French Open ihre Ausnahmestellung auf der roten Asche unter Beweis gestellt. Zverev brachte den Rekordsieger an den Rand der Niederlage, bis zu den Regenunterbrechungen im dritten Satz lag der gebürtige Hamburger auf Kurs. Erst nach zwei Stunden musste er sich mit 1:6, 6:1, 3:6 geschlagen geben.

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Foto: AP/Jason DeCrow

"Das ist schon bitter", sagte Zverev, wollte sich über die verpasste Chance, Nadal im fünften Duell zum ersten Mal niederzuringen, aber nicht lange ärgern: "Hinter mir liegen drei unglaubliche Wochen. Daher nehme ich viel Positives mit nach Paris." Und tatsächlich: 13 Siege in Serie, die Titel in München und Madrid, das Halbfinale in Monte Carlo und das Endspiel von Rom zeugen von Zverevs herausragender Sandsaison 2018. Noch fehlt die Krönung, doch die kann es nur in Roland Garros geben.

Im Reich des Sandplatzkönigs Nadal gilt Zverev als erster Herausforderer. Hinter dem zehnmaligen Champion ist er an Position zwei gesetzt, beide können daher erst im Finale aufeinandertreffen. Niemand hat in diesem Jahr mehr Matches gewonnen als der Jungstar, kaum jemand hat Nadal in der Vergangenheit auf Sand so zur Verzweiflung getrieben wie Zverev im zweiten Satz von Rom. Auch wenn es in der Ewigen Stadt nicht zur erfolgreichen Titelverteidigung reichte: Zverev geht so gut gerüstet wie nie zuvor in ein Grand-Slam-Turnier.

Nur: Rom ist nicht Paris - und ein Masters kein Major. Bislang ist Zverevs Bilanz bei den vier größten Turnieren weltweit überschaubar, ein Achtelfinale 2017 in Wimbledon ist sein bestes Resultat. Enttäuschungen erlebte er dagegen in Melbourne, New York und auch Paris. Das Spiel über drei Gewinnsätze ist die letzte körperliche und mentale Herausforderung, die der 21-Jährige noch nicht gemeistert hat. Und es ist die Spezialdisziplin des zehn Jahre älteren Nadals.

Der Spanier ist sich jedoch sicher, dass Zverevs Durchbruch auch auf dieser Bühne nicht mehr lange auf sich warten lässt. "Wenn er in den nächsten zwei Jahren bei Grand Slams nicht gut spielt, könnt ihr zu mir kommen und sagen: 'Du hast keine Ahnung von Tennis'", sagte Nadal: "Es ist doch egal, ob es über drei oder fünf Gewinnsätze geht. Tennis bleibt Tennis. Best-of-Five ist sogar ein Vorteil für die besten Spieler - und Sascha ist einer davon."

Das zeigt der Blick auf die Ergebnisse dieses Frühjahrs deutlich: Fünf Titel teilten sich Zverev und Nadal auf Sand untereinander auf und erklommen am Montag gemeinsam die Gipfel ihres Sports. Nadal löste seinen Dauerrivalen Roger Federer an der Spitze der Weltrangliste ab, Zverev führt die Jahreswertung an. Der Erfolg bei den Grand-Slam-Turnieren dürfte in dieser Verfassung nicht mehr lange auf sich warten lassen.

(SID)
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