Als erster Deutscher seit Boris Becker Zverev spielt in London um seinen größten Titel

London · Damit hatte niemand gerechnet. Tennisprofi Alexander Zverev steht bei den ATP Finals im Endspiel. Im Halbfinale besiegte er sein großes Idol Roger Federer. Eine knifflige Situation im Tiebreak des zweiten Satzes sorgte für Diskussionen.

ATP Finals in London 2018: Alexander Zverev spielt sich gegen Roger Federer ins Finale
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Zverev spielt sich gegen Federer ins Finale

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Foto: Action Images via Reuters/ANDREW COULDRIDGE

Alexander Zverev hat bei der ATP-WM in London für eine Riesenüberraschung gesorgt und als erster Deutscher seit Boris Becker vor 22 Jahren beim Abschluss der Tennis-Saison das Endspiel erreicht. Der 21-Jährige gewann am Samstag im Halbfinale gegen sein Vorbild Roger Federer mit 7:5, 7:6 (7:5) und steht damit bei seiner zweiten Teilnahme an den ATP Finals völlig unerwartet im Finale. Zverev nutzte nach 1:34 Stunden seinen zweiten Matchball. Im Endspiel am Sonntag trifft der gebürtige Hamburger auf den Gewinner des zweiten Halbfinales zwischen dem serbischen Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic und Kevin Anderson aus Südafrika.

Becker hatte 1996 in Frankfurt am Main im Finale gegen Pete Sampras aus den USA verloren. Im Jahr zuvor hatte das deutsche Tennis-Idol das prestigeträchtige Event als bislang letzter Deutscher gewonnen. Federer muss nach der Niederlage damit weiter auf den 100. Titel seiner eindrucksvollen Karriere warten.

Die Entscheidung fiel im Tiebreak des zweiten Satzes. Weil ein Balljunge mitten im Ballwechsel den Ball fallen ließ, beschwerte sich Zverev zurecht, so dass der Punkt wiederholt werden musste. Federer beschwerte sich beim Schiedsrichter, doch die Entscheidung war korrekt. Wenig später machte Zverev die Überraschung perfekt.

Ein Teil der Zuschauer, die mehrheitlich Federer unterstützt hatten, pfiff Zverev daraufhin beim Siegerinterview aus. Doch die deutsche Nummer eins löste die Situation erstaunlich souverän. „Es tut mir leid, ich wollte keinen enttäuschen hier“, sagte Zverev. „So sind nun einmal die Regeln und Roger hat meine Entschuldigung am Netz auch bereits angenommen.“

Zverev zeigte im sechsten Duell mit seinem Idol von Beginn an eine hochkonzentrierte Leistung. Wie schon im entscheidenden Vorrunden-Spiel gegen den Amerikaner John Isner am Freitag schlug die deutsche Nummer eins sehr gut auf und ließ im ersten Durchgang keinen Breakball zu. Da auch Federer zunächst keine Probleme beim eigenen Service hatte, lief alles auf eine Entscheidung im Tiebreak hinaus. Doch dann schlug Zverev zu und nahm dem Schweizer zu Null den Aufschlag zum Satzgewinn ab.

Zu Beginn des zweiten Abschnitts ließ die Konzentration bei Zverev ein bisschen nach. Federer nutzte das sofort und schaffte das Break zum 2:1. Doch Zverev haderte nicht, sondern blieb fokussiert und schaffte postwendend das Re-Break. Danach schlugen beide weiter gut auf, sodass es in den Tiebreak ging. Dort behielt Zverev trotz der kniffligen Situation die Nerven und schaffte die kleine Sensation. „Ich bin natürlich sehr stolz. Mein Team und ich haben sehr hart dafür gearbeitet“, sagte Zverev.

(pabie/dpa)
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