Vier infizierte Tennis-Profis Vater Djokovic gibt Dimitrow die Schuld am Corona-Fiasko

Köln · Als vierter Teilnehmer der umstrittenen Adria-Tour wurde Organisator Novak Djokovic positiv auf das Coronavirus getestet. Die Kritik an dem Tennis-Event ist groß. Nun hat sich auch Srdjan Djokovic, Vater des Weltranglistenersten, in die Diskussion eingemischt.

 Novak Djokovic (l) und Grigor Dimitrow.

Novak Djokovic (l) und Grigor Dimitrow.

Foto: dpa/Darko Vojinovic

Fragwürdige Statements darf man von ihm jederzeit erwarten, diesem Ruf ist Srdjan Djokovic, Vater des Weltranglistenersten Novak Djokovic, wieder mal gerecht geworden. "Grigor Dimitrow ist der Schuldige", polterte er in einem TV-Interview: "Er hat den Beziehungen zwischen Serbien und Kroatien extrem geschadet."

Der bulgarische Tennisprofi Dimitrow hatte als erster seine Infektion mit dem Coronavirus nach der Teilnahme an der von Novak Djokovic veranstalteten Adria-Tour bekannt gegeben. Ihm folgten der Kroate Borna Coric, der Serbe Viktor Troicki und am Dienstag dann auch Djokovic.

Dimitrow sei aber gar nicht auf der zweiten Tour-Station Zadar, sondern schon vorher woanders getestet worden", behauptete Djokovic senior: "Er wurde krank, er weiß auch, wo, und jetzt hat er unserem Land und unserer Familie großen Schaden zugefügt." Sein Sohn fühle sich in der aktuellen Situation "gar nicht gut, niemand fühlt sich gut, aber wir werden gestärkt daraus hervorgehen".

Auch der ehemalige deutsche Davis-Cup-Teamchef Niki Pilic nahm seinen früheren Schüler Djokovic gegen die Kritik. "Ich finde es nicht richtig, Novak alleine die Schuld zu geben", sagte Pilic der Mediengruppe „Münchner Merkur“: "Novak hat sich an alle Auflagen gehalten und wollte dem Sport ein Stück Normalität zurückgeben."

Die Situation in Kroatien oder Serbien sei "wirklich nicht vergleichbar zum Beispiel mit der Situation in den USA", sagte Pilic, der in der kroatischen Küstenstadt Opatija lebt. Natürlich sei dennoch nicht alles perfekt gelaufen: "Mussten es wirklich 4000 Zuschauer sein? Hätte man viel intensiver testen müssen? Das sind berechtigte Fragen. Aber Novak hatte nichts Schlechtes im Sinn. Dafür kenne ich ihn zu gut."

Als Teenager trainierte Djokovic viereinhalb Jahre in der Akademie von Pilic in München. "Er ist ein Perfektionist", sagte der 80-Jährige: "Und extrem in allem, was er tut. Hier wollte er anscheinend mit aller Macht etwas beweisen, wofür es noch zu früh war. Das war ein Fehler."

Laut Pilic müssen sich allerdings auch die anderen Teilnehmer ihrer Verantwortung stellen: "Novak ist nicht der Alleinschuldige. Die anderen Spieler haben auch alle bereitwillig mitgemacht. Nur auf Novak einzuprügeln ist zu einfach."

Fast wäre Pilic auf Einladung von Djokovic selber bei dem Event im kroatischen Zadar vor Ort gewesen. "Das war mir dann aber doch zu gefährlich. Mit dem Auto sind es von meinem Wohnort Opatija nach Zadar über 300 Kilometer. Das fährt man in meinem Alter nicht mal so nebenbei. Zudem meide ich gerade Plätze mit zu vielen Menschen."

(sid/old)
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