Düsseldorf Süß – der große Kämpfer am Tisch

Düsseldorf · Neben Rekord-Europameister Timo Boll ist Christian Süß der wichtigste Spieler von Borussia Düsseldorf. Heute (13 Uhr) trifft der 25-Jährige mit seiner Mannschaft im ersten "Traumfinale" der Tischtennis-Champions League auf das Team der russischen Stadt Orenburg.

Über die Antwort, wer Kopf der Mannschaft von Borussia Düsseldorf ist, muss kein Tischtennis-Fan lange nachdenken. Timo Boll ist durch seine Erfolge, die Platzierung in der Weltrangliste (Zweiter) und seine Medienpräsenz die überragende Persönlichkeit. Und doch hat das Ausnahmeteam, das heute im ersten Finale der Champions League das Aufgebot von Gazprom Fakel Orenburg (Russland) empfängt, noch eine zweite Führungsfigur: Christian Süß. Während Boll nicht an jedem Pflichtspiel des deutschen Rekordmeisters teilnimmt, was er sich vertraglich zusichern ließ, ist Süß im Liga-Alltag immer zur Stelle. Und immer auch mit großem Kampfgeist – ein Vorbild für die jungen Fans, die den Stars der Borussia nacheifern.

Süß – der Mann in Bolls Schatten? Wie ein "Schattenspieler" sieht sich der Westfale nicht, und er fühlt sich auch nicht wie ein Profi, der unter der Dominanz des 13-maligen Europameisters und Überfliegers leidet. "Wir profitieren doch alle von ihm", sagt er. "Timo macht das Tischtennis in Deutschland populär und steht im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Ich bin keiner, der neidisch wäre und Timo etwas missgönnen würde. Für uns alle ist das eine Win-win-Situation." Die starke Besetzung Borussias, die in Boll, Süß und Vizeeuropameister Patrick Baum den Großteil der Nationalmannschaft stellt, gibt ihm Recht. Wo sonst könnte die Nummer 25 der Welt auf der Jagd nach Titeln und Triumphen ähnlich erfolgreich sein wie im Düsseldorfer Trikot?

Seit zehn Jahren spielt Süß für Borussia. Aus seinem Hobby hat er einen Beruf gemacht, der durch die Mehrfachbelastungen als Einzel- und Mannschaftssport allerdings äußerst trainings-, wettkampf- und reiseintensiv ist. Die Lust am Tischtennis verliert er, wie er sagt, nie, obwohl es Tage gibt, an denen er genauso empfindet "wie Menschen, die auch mal ungern ins Büro gehen". Wichtig für ihn: "Es ist mein Job. Und da kann man sich nicht erlauben, eine oder zwei Wochen lang dem Schlendrian zu verfallen, denn das bekommt man dann einige Tage später zu spüren."

Süß konnte Boll im vergangenen Jahr sogar bezwingen, im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Auch als der sonst übermächtige Teamkollege noch für den TTV Gönnern spielte, hatte "Krille" das Duell der Nationalspieler einmal für sich entschieden. Kann ihm das wieder gelingen? "Warum nicht?", fragt Süß zurück. "Timo ist nicht unschlagbar, das ist niemand im Sport. Sicher wird auch wieder ein Tag kommen, an dem ich gut drauf bin, er nicht in Topform ist und ich mal wieder die Chance bekomme." Häufig hat der Rotblonde mit Boll gewonnen. 2005 wurde das Doppel Vizeweltmeister, viermal holte es den Europameistertitel. Bei der WM vom 8. bis 15. Mai in Rotterdam gehen sie jedoch nicht gemeinsam an den Tisch. Boll will sich auf den Einzelwettbewerb konzentrieren. "Das ist natürlich schade. Wir wären auf jeden Fall Medaillenkandidaten", sagt Süß. "Klar, man ist da enttäuscht, aber ich bin ihm nicht böse und kann ihn verstehen."

In Rotterdam tritt er mit seinem früheren Düsseldorfer Klubkameraden Dimitrij Ovtcharov an. Heute aber und beim Rückspiel des "Traumfinales" am 27. Mai in Russland kann "Dima" Gegner sein. Für Süß eine unangenehme Aufgabe? "Wir haben schon öfter gegeneinander gespielt. Das ist für uns nichts Neues", betont der 25-Jährige. "Unsere Bilanz ist ziemlich ausgeglichen." Zwei wichtige Begegnungen mit Ovtcharov hat Süß gewonnen. Im vorigen Jahr, als er Meister wurde und beim Düsseldorfer Sieg im Finale der Champions League. Damals spielte Ovtcharov für Royal Villette Charleroi.

Düsseldorf - Orenburg Heute, 13 Uhr, Arag Center Court, Deutsches Tischtennis-Zentrum, Staufenplatz. Orenburg: Vladimir Samsonov, Dimitrij Ovtcharov, Alexei Smirnov, Fedor Kuzmin.

(RP)
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