Seoul/Köln Südkorea will Eishockey-Frauenteam mit Nordkorea

Seoul/Köln · Bei den Winterspielen in Pyeongchang könnten die verfeindeten Staaten erstmals seit 70 Jahren wieder gemeinsam antreten.

Wenn am 10. Februar gegen die Schweiz das erste Bully ausgeführt wird, könnten die koreanischen Eishockeyspielerinnen im Kwandong Hockey Centre olympische Geschichte schreiben. Geht es nach dem Plan der Gastgeber, spielen dann süd- und nordkoreanische Sportler erstmals seit 70 Jahren wieder gemeinsam bei Olympia - damals war das Land allerdings noch nicht geteilt. Die Annäherung der beiden Bruderstaaten könnte damit sogar weiter gehen als selbst von Optimisten erhofft.

"Wir haben verschiedene Vorschläge gemacht. Inklusive eines gemeinsamen Eishockeyteams und eines gemeinsamen Einmarsches ins Olympiastadion", sagte Südkoreas stellvertretender Sportminister Roh Tae Kang gestern. Nordkorea hat öffentlich noch nicht auf die Vorschläge reagiert.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Yonhap hat Südkorea bereits Anträge beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und dem Eishockey-Weltverband IIHF gestellt, das Aufgebot von 23 auf 35 Spielerinnen zu erhöhen, um die Nordkoreanerinnen aufnehmen zu können. "Selbst wenn wir ein gemeinsames Team im Frauen-Eishockey haben, wird dies nicht zu Lasten der südkoreanischen Spielerinnen gehen", sagte Roh. Er fügte hinzu, dass das Land auch den Kontakt zu den Gegnern gesucht habe, um die spezielle Situation zu erklären.

In der vergangenen Woche hatten der Süden und der Norden im Grenzort Panmunjom erstmals seit 2015 Gespräche geführt und dabei vor allem über eine mögliche Olympiateilnahme Nordkoreas gesprochen. Der Norden hatte zuvor seine grundsätzliche Bereitschaft zur Entsendung von Aktiven zu den Wettbewerben signalisiert.

Zuletzt war ein gemeinsames koreanisches Sportteam 1991 bei der Tischtennis-WM im chinesischen Chiba angetreten. Das Frauen-Team gewann sensationell Gold, in den Einzelwettbewerben gab es vier weitere Medaillen. Bei der Fußball-WM der U20-Junioren in Portugal im selben Jahr erreichte eine gemeinsame koreanische Mannschaft das Viertelfinale. Einen gemeinsamen Olympia-Auftritt bei Eröffnungs- und Schlussfeier gab es zuletzt 2006 in Turin.

Am 20. Januar sollen bei einem Treffen beim IOC in Lausanne Details einer Teilnahme Nordkoreas diskutiert werden. Das IOC hatte die Bereitschaft des Nordens begrüßt und die Meldefrist für die Sportler verlängert. Bislang haben sich sportlich nur die Paarläufer Ryom Tae Ok und Kim Ju Sik qualifiziert. Als wahrscheinlich aber gilt, dass das IOC noch Wildcards an weitere nordkoreanische Sportler vergeben wird.

(sid)
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