Ukraine-Krieg Sponsoren aus Russland stehen vorerst im Abseits

Düsseldorf · Der Krieg des Kreml gegen die Ukraine macht Gazprom und Co. international zu Geächteten. Der Einmarsch in die Ukraine ist ein gewaltiger Imageverlust. Der Sport war für sie auch der Weg zu mehr Einfluss.

Blick in die Arena auf Schalke

Blick in die Arena auf Schalke

Foto: dpa

Der Freitag war ein weiterer Tag der Verbannung von Russlands Sponsoren aus dem internationalen Sport – auf jeden Fall optisch und zumindest vorerst. Abseits der Uefa-Entscheidung, der russischen Metropole St. Petersburg das Champions-League-Finale 2022 zu entziehen, ist der Schriftzug des jeweiligen russischen Geldgebers in mehreren Fällen von Trikot oder Sportgerät verschwunden. 

Das gilt nicht nur für den Fußball-Zweitligisten Schalke 04, der das Logo des russischen Energiekonzerns Gazprom von den Trikots seiner Akteure genommen hat. Auch der Formel-1-Rennstall Haas, für den Michael Schumachers Sohn Mick fährt, hat aus dem Krieg Konsequenzen gezogen und die russischen Farben sowie die Sponsoren-Aufkleber des Bergbaukonzerns Uralkali entfernt. Dazu kein Formel-1-Rennen in Sotschi, bei dem Sebastian Vettel ohnehin nicht fahren wollte. Im Damen-Volleyball verzichtet der SSC Schwerin auf den Schriftzug „Nord Stream 2“ – angesichts des drohenden endgültigen Aus für die Pipeline durch die Ostsee bis Mecklenburg-Vorpommern fast schon logisch. Und in England hat Manchester United der russischen Fluggesellschaft Aeroflot mit sofortiger Wirkung die Sponsorenrechte entzogen.

Verbannung im Fußball, in der Formel 1 und im Volleyball, keine Ski-Weltcup-Rennen – Russland gerät als Sportland mitsamt seiner staatlich gelenkten Sponsoren ins Abseits. Das ist für Wladimir Putin sicherlich ein geringeres Problem, als wenn die Europäer auf Gas- und Öllieferungen verzichtet hätten. Aber die Sponsoren dürfte zumindest der Imageschaden schmerzen. Für Gazprom zum Beispiel war das Engagement bei Schalke in den vergangenen Jahren ein Türöffner. Neun Millionen Euro pro Jahr sind ein Aufwand, der leicht zu verschmerzen ist angesichts der Tatsache, wie viel Ertragspotenzial da in den vergangenen Jahren vorhanden war. Es wurden (sport)politische Kontakte geknüpft, es wurde Außenwerbung gemacht für Russland und Putin. Und als Schalke noch champions-league-tauglich war, trafen sich bei den großen Spielen in den großen Stadien Große aus der Wirtschaft, und dabei hat Gazprom auch noch so manchen lukrativen Auftrag an Land gezogen. Da haben sich auch 40 Millionen Euro Sponsoring-Gelder für Europas Königsklasse sicherlich ausgezahlt.

Fifa, Uefa, Euro 2024 in Deutschland – im Weltfußball scheint nichts ohne Gazproms Beteiligung zu gehen. Nun aber die zumindest vorläufige Verbannung aus dem Kreis der Sponsoren. Ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine durch jene, die Gazprom und Co. nicht mehr wollen, Jahrelang haben Putin und Co. ihren Gas-Lieferanten als Milliardenkonzern präsentiert, der dauerhaft Energiesicherheit in Europa garantiert, der seinen Kunden und Partnern dank der horrenden Einnahmen aus dem Geschäft mit Gas und Öl alle Türen öffnet und sie in finanzielle Sphären versetzt, die für sie ohne das Geld aus Russland kaum denkbar gewesen wären.

Von diesem Bild bleibt nach dem Einmarsch in der Ukraine natürlich nichts mehr übrig. Trotzdem sind Verträge mit dem Sponsor Gazprom nicht einfach einseitig aufzulösen. Beispielsweise auf Schalke, wo der Kontrakt im vergangenen Jahr bis 2025 verlängert wurde. Damals wurde das in Gelsenkirchen gefeiert, aktuell wäre mancher bei Königsblau wahrscheinlich froh, einen anderen Sponsor zu haben.

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