Bob: Wieder führt Lange zur "Halbzeit" vor Langen Spektakulären Sturz des Schweizers Marcel Rohner

Altenberg (dpa). Gleicher Ort, gleiches Spiel: Die Weltmeisterschaft im Viererbob begann mit dem gleichen Szenario wie die Entscheidung im Zweier. Nach den ersten zwei Läufen am Samstag führt die Mannschaft des Oberhofers Andre Lange (1:49,69) mit 21 hundertstel Sekunden Vorsprung vor der Unterhachinger Crew von Christoph Langen (1:49,90/Foto).

Überschattet wurde das neuerliche Duell der beiden Deutschen vom spektakulären Sturz des Schweizers Marcel Rohner. Der Weltcup- Gesamtsieger im Vierer legte seinen Schlitten nach einem schweren Fahrfehler gleich im ersten Lauf auf die Seite und konnte zum zweiten Durchgang nicht mehr antreten. Dem führenden Duo auf den Fersen blieben vor der Entscheidung am Sonntag der Amerikaner Brian Shimer (1:50,53) und der Schweizer Christian Reich (1:50,64).

Die 15 000 Zuschauer an der Bahn hielten den Atem an, als der gelb-schwarz-gestreifte "Wespen-Schlitten" des Schweizers in der Kurve zwölf auf die Seite kippte. Die Besatzung zog Kopf und Schultern ein, um unter die schützende Haube zu gelangen. Sekunden lang rutschte das Gerät unkontrolliert durch die Bahn. Dann schälten sich Pilot und Anschieber fast unverletzt aus dem Bob. Beat Hefti wurde mit einer Fleischwunde an der Schulter ins Krankenhaus gebracht. Der Rest der Crew trug bei diesem Erlebnis vor allem mentale Schrammen davon.

"Ich bin zu frech aus dem Kreisel gefahren", analysierte Rohner halbwegs gefasst sein Missgeschick. "Dann gab es links einen Schlag, ich bin zu spät in die Kurve elf gekommen, und in der zwölf hat es mir die Schnauze vom Bob seitlich weggeschlagen." Der 35-Jährige stürzte erstmals in einem Wettkampf, aber bereits zum zweiten Mal auf der Altenberger Bahn. Nach einem Zweier-Unfall während der Trainingswoche im November war Rohner frustriert abgereist.

Die Konkurrenz fühlte mit dem Favoriten, der alle Medaillenträume begraben musste. Lange vergaß seinen gerade erst erzielten Bahnrekord (54,49) und versuchte seinen Kollegen zu trösten. "Ich weiß, was einem durch den Kopf geht, wenn man so durch die Bahn rutscht", sagte der Führende des Klassements. "Zum Glück habe ich die Bilder nicht gesehen." Unmittelbar betroffen war Langen, der nach Rohner an der Reihe war und eine zehnminütige Verzögerung in Kauf nehmen musste, ehe er grünes Licht für seine Fahrt bekam.

"Es ist schwierig, die Zeit zu überbrücken und die Spannung zu halten, wenn man einmal aus dem Rhythmus kommt." Der Zweier- Weltmeister blieb dennoch ebenfalls unter seinem alten Bahnrekord, kam aber nicht an Lange heran und muss nun 22 Hundertstel aufholen. "Zwei Zehntel im Vierer sind so viel wie vier Zehntel im Zweier", deutete der 37-jährige Routinier an, dass am (morgigen) Sonntag eine ähnlich spektakuläre Aufholjagd möglich ist wie im Zweier. Da hatte Langen fast eine halbe Sekunde Rückstand auf Lange wettgemacht.

Doch sein elf Jahre jüngerer Widersacher, der innerhalb von einer Woche nun erneut vor dem größten Erfolg seiner Laufbahn steht, ist gewarnt. "Es ist mir ganz angenehm, dass der Vorsprung diesmal nicht so groß ist. Das lässt für beide Seiten alles offen", kündigte Lange ein spannendes Finale an.

(RPO Archiv)
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