Solbakken macht viele Fehler

Wenn auch der norwegische Trainer beim 1. FC Köln scheitert, droht dem Fußball-Bundesligisten der Sturz ins Bodenlose. Er muss bis zum Spiel am Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern Lösungen finden.

Köln Ihr Schicksal ist miteinander verbunden: Präsident Wolfgang Overath, seine Vertreter Jürgen Glowacz und Friedrich Neukirch sowie Sportdirektor Volker Finke brauchen Erfolg – und zwar schnell. Mit Fanprotesten gegen die Arbeit des Vorstands und des Sportdirektors endete die vergangene Spielzeit. Und nun, nach dem mit zwei Niederlagen und acht Gegentoren verpatzten Saisonstart, herrscht beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln erneut Explosionsgefahr.

Schon wieder eine Saison lang Abstiegskampf? Und was würde erst aus dem mit rund 25 Millionen Euro Verbindlichkeiten verschuldeten Klub, falls er abermals in die Zweite Liga muss? Horror-Szenarien vom Sturz ins Bodenlose kursieren. "Der Betriebsfrieden steht auf dem Prüfstand", schrieb der "Kicker" schon vor Saisonbeginn – vor dem 0:3 gegen Wolfsburg und dem 1:5 auf Schalke also.

Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, was im Rhein-Energie-Stadion los sein könnte, wenn der FC im Abendspiel am kommenden Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern in Rückstand gerät. "Vorstand raus"-Rufe und Lobgesänge auf Frank Schaefer, den jetzt als Nachwuchskoordinator tätigen Kurzzeit-Trainer der vergangenen Spielzeit, wären die Folge.

Auf Stale Solbakken (43) hatten Overath, Finke & Co. vor der Saison gesetzt. Für 750 000 Euro lösten sie ihn beim norwegischen Verband, wo er schon als Nationaltrainer unterschrieben hatte, aus. Der Norweger genoss in der Branche hohes Ansehen. Beim Hamburger SV und bei Bayer Leverkusen galt er als Kandidat. Doch in Köln hat er einen kapitalen Fehlstart hingelegt. Sein System mit zwei vornehmlich auf Raumdeckung orientierten Viererketten in Abwehr und Mittelfeld ist noch nicht in den Köpfen und Füßen der Profis angekommen. Der Plan, den Gegner auf die Außenseiten des Feldes zu drängen, mündete in einer rekordverdächtigen Zahl von gefährlichen Schalker Flanken vor Michael Rensings Tor.

Auch beim FC Kopenhagen, mit dem Solbakken fünf Mal Meister geworden ist, knirschte es am Anfang. Doch so viel Geduld wie in Dänemark darf er im Rheinland nicht erwarten. Zudem hat sich der Skandinavier in seinen knapp zwei Kölner Monaten angreifbar gemacht. Er stieg zwei Tage nach der Mannschaft ins Training ein, er verlangte dem Team in der Vorbereitung täglich nur eine Einheit ab, und seine Deutschkenntnisse sind schlechter als erwartet werden durfte. Es war zwar ehrenwert, dass er sich nach der Auftaktniederlage gegen den VfL Wolfsburg vor die Mannschaft stellte und seine Mitschuld eingestand, doch kann so etwas bei einem eher einfach gestrickten Spieler auch zu einem Autoritätsverlust des Trainers führen.

Mit der Ablösung Lukas Podolskis als Kapitän machte er zudem "ein unnötiges Fass auf", wie Ex-FC-Trainer Christoph Daum feststellte. Als Führungsspieler taugt "Poldi" zwar tatsächlich nur bedingt, doch den Widerhall auf die Entmachtung des Publikumslieblings und 90-maligen Nationalspielers hätte sich Solbakken sparen können.

"So kommt Köln nicht zur Ruhe", urteilte Daum im Sender Sport 1. In Erinnerung an seine zweite Kölner Amtszeit von 2006 bis 2009 sagte er: "Wir haben damals schon intern mehr Energie verbraucht als gegen die Gegner."

(RP)
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