Vogel: Großer Imagegewinn Ski-WM: Glänzende Alpin-Bilanz mit drei Medaillen

St. Anton (dpa). Elf Tage alpine Weltmeisterschaften in St. Anton haben die jahrelange Tristesse der deutsche Männer vorerst beendet und den Frauen endlich die ersehnten Medaillen beschert. Einmal Gold durch Martina Ertl (Kombination) und zwei Mal Bronze durch Florian Eckert (Abfahrt) und Hilde Gerg (Super-G) machten nicht nur aus dem SC Lenggries den erfolgreichsten Ski-Club der Welt. Sie brachten dem Deutschen Skiverband (DSV) völlig unerwartet eine ähnlich glänzende Bilanz wie vor vier Jahren in Sestriere (0-2-2) und den ersten WM- Titel seit 1993. "St. Anton ist ein großer Imagegewinn. Es öffnet Türen und hilft, die Probleme zu beseitigen", meinte Alpin-Chef Walter Vogel einen Tag vor WM-Ende.

Einzig die beiden verpassten Chancen der Medaillen-Kandidatin Ertl durch ihr vorzeitiges Aus im Slalom und Riesenslalom trübten das Bild. "In den technischen Disziplinen lief es nicht nach Wunsch", bekannte Vogel auch mit Blick auf den Riesenslalom der Männer, in dem kein Deutscher den Zielstrich sah. Aber Eckert beendete eine Leidenszeit, die 1994 begann, als Markus Wasmeier nach seinen beiden Goldmedaillen von Lillehammer die Skier in die Ecke stellte.

Mit dem neuen Männer-Chef Martin Oßwald kehrte zumindest das sportliche Glück zurück, das Eckert mit 11/100 Sekunden Vorsprung Bronze gegenüber dem Schweizer Silvano Beltrametti einbrachte. Vor Verletzungen kann aber auch der Allgäuer nicht schützen, wie sich im Fall von Stefan Stankalla (Syndesmoseriss im Sprunggelenk) bei dessen Trainingssturz zeigte.

Aber gerade Oßwald und sein anscheinend glänzend harmonisierendes Trainer-Team hüten sich, nach dem herausragenden Weltcup-Wochenende von Garmisch und einer einzigen WM-Medaille die Bäume in den Himmel wachsen zu lassen. Noch in den Minuten des Erfolgs wies selbst der 22-jährige Eckert einen Journalisten aus Österreich darauf hin, dass er noch lange kein ständiger Widersacher für die Abfahrer Nummer eins aus Österreich sei.

Alle warnen vor zu hohen Erwartungen, obwohl der neue Abfahrtscoach Hans Flatscher seinen Schützlingen ein nach oben hin unbegrenztes Potenzial bescheinigt hat. Auch Oßwald stuft Eckert als möglichen Siegfahrer ein, wenn sich der "Bär aus Bad Tölz" konsequent verbessert. "Wir dürfen uns nicht blenden lassen und müssen weiter an unseren Problemen arbeiten", betonte Vogel.

Auch bei den Frauen hat sich wenig geändert, obwohl der schnelle Sprung von Ertl und Hilde Gerg zurück in die Weltspitze nach ihren Verletzungen nicht zu erwarten war. Das Duo verschaffte vor allem seinem Chef Wolfgang Maier nach der medaillenlosen WM von Vail 1999 die notwendige Luft zum Durchatmen. "Ich hoffe, wir werden jetzt den Bonus bekommen, um die Dinge umzusetzen, die wir uns vorgenommen haben", sagte Maier, der Ende letzter Saison schon mit Rücktritt gedroht hatte.

Aber die zweite Reihe der Frauen hat den Anschluss wieder einmal nicht geschafft, obgleich Annemarie Gerg (Lenggries) im Slalom 13. wurde, aber einen großen Zeitrückstand aufwies. Vor allem Petra Haltmayr aus Rettenberg ist nach ihrem Weltcup-Sieg von Lake Louise in eine Krise gestürzt, aus der sie nur langsam wieder heraus findet. "Sie hat noch nicht die Klasse, um bei Großereignissen ganz vorn dabei zu sein", meinte Maier. Annemarie Gerg dagegen lieferte im Riesenslalom ein schwache Vorstellung, als sie vorzeitig und fast kampflos abschwang. "Darüber wird zu reden sein", meinte Vogel, der ständig die Leitlinie "volles Risiko" propagiert.

Vogel und sein Trainer probieren alles, um den Nachwuchs heranzuführen. Mit den beiden Ruhpoldinger Schwestern Marina und Isabelle Huber gibt es zwei Läuferinnen, die für die Zukunft einiges versprechen. Im nicht weit entfernten Verbier/Schweiz fährt zudem die erst 16-Jährige Maria Riesch aus Garmisch bei der Junioren-WM eine Medaille nach der anderen ein.

(RPO Archiv)
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