St. Anton: Österreichischer Doppelsieg Ski-WM: Eckert holt Bronze in der Abfahrt

St. Anton (dpa). Mit einem Traumlauf an seinem Geburtstag hat Florian Eckert im Königsrennen der Weltmeisterschaft sensationell die erste Medaille für die deutschen Männer seit sieben Jahren erstritten. Der 22-Jährige vom SC Lenggries raste am Mittwoch in der alpinen WM-Abfahrt von St. Anton mit der hohen Startnummer 25 noch zur Bronzemedaille und bescherte dem Deutschen Skiverband nach den beiden Olympiasiegen von Markus Wasmaier 1994 erstmals wieder einen Platz auf dem Podest.

"Das ist der Hammer, der dritte Platz ist richtig geil. Ich bin auf dem Österreicher-Podium", stammelte der "Bär" aus Bad Tölz, der bislang nie besser als Rang 18 im Weltcup angekommen war und sich nur dem Sieger Hannes Trinkl sowie Hermann Maier geschlagen geben musste. Der Deutsche Skiverband hat nun zwölf Jahre nach dem Abfahrtsgold von Hans-Jörg Tauscher wieder eine WM-Medaille.

Dabei hätte die völlig enthemmt fahrende Nachwuchskraft beim ersten Auftritt bei einem Großereignis beinahe sogar noch den WM- Titel von Trinkl (1:38,74) verhindert. Der 33-jährige Österreicher hatte auf der "Karl Schranz Piste" bereits den Sieg vor Hermann Maier (1:38,94) kommentiert, als Eckert mit Bestzeiten bis zur letzten Zwischenzeit ins Tal gebraust kam. Erst im letzten Streckenabschnitt verlor er die 52/100 Sekunden auf Trinkl. Die deutschen Skirennläufer haben nach Eckerts 1:39,26 Minuten nach Jahren des Misserfolgs nun wieder eine Perspektive.

"Florian, du bis ein Wahnsinniger, du machst uns Spaß", jubelte Cheftrainer Martin Oßwald per Live-Schaltung zum völlig erstaunten Eckert ins Ziel. Auf der schnellen und unruhigen Piste, die unter der Wintersonne strahlte, hatte Eckert direkt vom Start weg die 40 000 Zuschauer zum Verstummen gebracht.

"Ich musste mir nichts beweisen. Die Österreicher mussten gewinnen", sagte der Deutsche kurz darauf im Ziel. Völlig aus dem Häuschen war indes der neue Coach Oßwald, der erst in dieser Saison zusammen mit seinem Abfahrtscoach Hans Flatscher das Zepter übernommen hatte. Am "Gampen-Eck" hatte sich der Allgäuer positioniert. Als die Drei schließlich aufleuchtete, sprang er minutenlang wie von Sinnen auf und ab, warf immer wieder die Hände in den Himmel und hätte am liebsten die ganze Welt umarmt.

Dagegen war es für den Titelverteidiger ein Tag zum Vergessen. Als Zweiter raste Maier ins Ziel, besiegte zwar seinen Intimfeind Stefan Eberharter (6.), konnte aber mit Trinkl nicht mithalten. Die Erklärung ließ dann auf den Grad der Frustration schließen, schließlich wollte Maier mit "seinem" Abfahrtssieg nach zwei Goldmedaillen bei Olympia und der WM in Vail sein Skimärchen krönen.

"Ich freue mich für den Hannes. Ich bin nicht enttäuscht. Aber es zählt nur Gold", bilanzierte Maier lapidar, dem im Riesenslalom am Donnerstag nur noch eine Chance bleibt, um "sein" Gold zu gewinnen. Sollte es nicht klappen, ist der Flachauer seinen Nimbus der Unbesiegbarkeit erst einmal los.

Einem der ruhigen Vertreter im Star-Kollektiv der Österreicher schlug indes die große Stunde. Trinkl stand bislang immer im Schatten von Maier und Eberharter, doch der Abfahrtsspezialist aus Oberösterreich hörte nie auf an sich zu glauben. "Es ist ein super Moment. Mir fehlen die Worte", meinte Trinkl, der der Alpenrepublik einen Tag nach dem Dreifachsieg der Frauen die zweite Jubelstunde schenkte.

Danach hatte es im deutschen Lager zunächst gar nicht ausgesehen. "Ich habe kein gutes Gefühl gehabt. Es begann schon so zu schmieren", meinte der Allrounder Eckert. Einen Platz unter den besten Zehn hatte sich Eckert ausgerechnet. Max Rauffer (Leitzachtal) schaffte genau diesen Platz als Zehnter. In 1:40,74 Minuten kam der 28-Jährige ein. "Die Konzentration war weg. Ich habe das mit Florian gehört und mir vorgestellt, was bei den Deutschen im Ziel los ist", meinte Rauffer. "Gewaltig" sei es gewesen, was der Kamerad geleistet hatte.

Dabei sah Eckert in der Verschiebung des Rennens von Samstag auf Mittwoch den Grundstein für sein Husarenstück. Dort hätte er mit der Startnummer eins ins Rennen gehen müssen. "Dann bin ich nur der Vorpflug", hatte er sich gedacht.

Nun holte er die dritte Medaille für das furios auftrumpfende deutsche Team - und nahm einen Teil des Drucks vom dem seit Jahren den Frauen hinterher hinkenden Männern. "Ich habe mich für das Gold von Martina Ertl und die Bronzemedaille von Hilde Gerg gefreut", sagte Eckert. Doch dürfte sein Erfolg dem Männerrennsport in Deutschland einen gewaltigen Schub geben.

(RPO Archiv)
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