Innsbruck Skispringer Freund: Ich brauche ein Wunder

Innsbruck · Sieger in Oberstdorf, Dritter in Partenkirchen und nun Zweiter in Innsbruck - der Skispringer aus Niederbayern ist stark wie nie. Doch der Slowene Peter Prevc ist noch stärker.

Severin Freund – Skispringer, Olympiasieger, Weltmeister
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Das ist Severin Freund

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Foto: dpa/Daniel Karmann

Severin Freund lächelte als Zweiter nach einem dramatischen Tag im Hexenkessel von Innsbruck leicht gequält. Das mag ein Stück an den Schmerzen nach seinem Sturz im Probedurchgang gelegen haben. Vor allem aber daran, dass sein Rivale Peter Prevc auch beim dritten Springen der 64. Vierschanzentournee wieder eine Klasse für sich war. Der Slowene geht mit einem Vorsprung von stolzen 19,7 Punkten auf Freund in das Finalspringen des Skisprung-Grand-Slams am Mittwoch in Bischofshofen. Damit muss der deutsche Weltmeister in diesem faszinierenden Duell umgerechnet elf Meter aufholen, um doch noch den ersten deutschen Tournee-Gesamtsieg seit Sven Hannawald vor 14 Jahren zu feiern. Eine "Mission Impossible", zumal seit über einem Jahrzehnt der Gesamtführende nach Innsbruck auch immer die Vierschanzentournee gewonnen hat.

"Da braucht es schon ein Wunder, um das noch zu schaffen. Natürlich wäre das wunderschön, aber der Rückstand ist schon sehr groß. Und Peter ist einfach einen kleinen Schritt besser", sagte Freund, "trotzdem war es nach diesem Sturz ein Supertag für mich." Nach dem Sieg in Oberstdorf und Platz drei in Garmisch-Partenkirchen schaffte der 27-Jährige auch auf der Schanze in Innsbruck das beste Tournee-Resultat seiner Karriere. Zudem war er der Sieger der Herzen unter den gut 22.000 Fans am Bergisel, unter denen erstmals seit vielen Jahren wieder ähnlich viele deutsche wie österreichische Fahnen zu sehen waren. Freund war nämlich im Probedurchgang bei der Landung auf Bestweite von 129 Metern schwer gestürzt. Nach dem Schneefall der Nacht war der zu weiche Aufsprunghang nicht perfekt präpariert, zudem verkantete Freund und fiel auf Rücken und Hinterkopf.

Glücklicherweise ging sein Daumen unter dem Jubel der Fans gleich nach oben und es gab Entwarnung: "Natürlich hat es hier und da weh getan, aber es war nach dem Check beim Doktor klar, dass es nichts Ernstes ist." Das bewies Severin Freund gleich im ersten Durchgang, als er sich mit einem Flug auf 122 Meter auf Platz drei setzte. "Das hätte mit dem Sturz auch schlimm enden können. Severin hat zwei gute Sprünge gemacht, aber es gibt halt momentan einen besseren Skispringer", kommentierte Chefcoach Schuster. Peter Prevc war im Probedurchgang noch 13,5 Meter kürzer als Freund geflogen, doch als es drauf ankam, segelte er drei Meter weiter als der Deutsche und setzte sich an die Spitze.

Im zweiten Durchgang legte Freund 128 Meter vor - doch Prevc hatte mit der überlegenen Bestweite von 132 Metern erneut die bessere Antwort. Nach seinem Triumph beim Neujahrsspringen triumphierte er auch in Innsbruck souverän vor Freund. Diese beiden Flieger sind eine Klasse für sich. Deshalb steht nach der dritten Tourneestation wohl fest, dass es nach sieben Triumphen in Folge dieses Mal keinen österreichischen Gesamtsieger geben wird. Der in Innsbruck fünftplatzierte Michael Hayböck liegt als Vierter 43,1 Punkte hinter Prevc.

"Das war ein großer Tag. Aber ich muss geduldig bleiben", sagte Überflieger Prevc. Alles spricht für den zweiten slowenischen Gesamtsieg nach Primoz Peterka 1997. "Aber man weiß ja auch nie, wie Peter Prevc jetzt mit diesem Druck umgeht. Schließlich hat er noch keinen großen Titel - ganz im Gegensatz zu Severin", kommentierte der viermalige Weltmeister Martin Schmitt.

Das deutsche Team zeigte auch in Innsbruck eine starke Teamleistung. Andreas Wellinger schaffte als Sechster das beste Resultat der Saison genau wie Andreas Wank auf Platz neun. Vorjahressieger Richard Freitag landete auf Platz zehn. In der Gesamtwertung liegen vier Deutsche unter den besten elf. Beim Finale am Dreikönigstag wird sich jedoch alles auf das Duell zwischen Prevc und Freund um den Gesamtsieg konzentrieren. Weltmeister Freund: "Bei dem Rückstand sollte ich nicht mit dem Ziel hinfahren, noch die Tournee zu gewinnen. Ich will einen schönen Wettkampf zeigen. Und es gibt ja auch nach der Tournee noch Ziele: zum Beispiel die Titelverteidigung bei der Skiflug-WM."

(RP)
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