Tennis, Golf, Rad & Co. Sind kontaktarme Sportarten die Gewinner der Corona-Krise?

Düsseldorf · Egal ob Radsport, Tennis, Golf oder Bergsport – gemeinsam haben sie, dass sie durchaus alleine oder zumindest kontaktarm ausgeübt werden können. Ihre Verbände melden alle steigende Mitgliederzahlen. Profitieren sie also von den Einschränkungen der Pandemie?

Es gibt Sportarten, die man alleine oder zumindest mit einigem Abstand zum Mitsportler ausüben kann, so zum Beispiel Tennis.

Es gibt Sportarten, die man alleine oder zumindest mit einigem Abstand zum Mitsportler ausüben kann, so zum Beispiel Tennis.

Foto: dpa/Christophe Ena

Hand aufs Herz, wie aktiv sind Sie bisher durch die Corona-Zeit gekommen? Mannschaftstrainings mussten lange pausieren, Fitnessstudios schließen. Mit den derzeit steigenden Infektionszahlen ist es ratsam, Kontakte wieder einzuschränken. Viele Menschen, die trotz Lockdown und Kontaktbeschränkungen trotzdem aktiv bleiben wollten, suchten sich Alternativen. Der Deutsche Tennis-Bund (DTB) teilte beispielweise im November mit, dass seine Mitgliederzahlen erstmals seit 26 Jahren wieder leicht gestiegen seien. Sind also kontaktarme Sportarten die Gewinner der Corona-Krise?

Laut der Bestandserhebung des Deutschen Olympischen Sportbundes, die im Oktober veröffentlicht wurde, konnte der DTB eine Steigerung von 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Der Stichtag dieser Erhebung ist der 1. Januar 2021. Für das laufende Jahr stehen dem DTB noch keine Zahlen zur Verfügung. „Tennis ist als kontaktarme Sportart, die man zu zweit draußen und mit viel Abstand betreiben kann, für viele Menschen in diesen schwierigen Corona-Zeiten eine neu- und wiederentdeckte Sportart geworden“, sagte DTB-Präsident Dietloff von Arnim. Mehr als 1,3 Millionen Menschen sind in deutschen Tennisvereinen angemeldet. Damit steht der Verband an Platz drei der mitgliederstärksten Spitzenverbände. Doch der Trend habe sich bereits in den vergangenen Jahren angekündigt, so von Arnim. Kampagnen zur Anwerbung, aber auch die Erfolge der deutschen Profis um die Top-Stars Angelique Kerber und Alexander Zverev, hätten ebenfalls ihren Anteil an der Steigerung.

Auch der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) konnte an Mitgliedern zulegen. „Radfahren ist Volkssport. Mehr als 40 Millionen Menschen bewegen regelmäßig ein Fahrrad. Und im Verein ist es am schönsten. Darum nutzen die Menschen gern unsere Angebote und darum auch die – wenn auch nur leichten – aber stetigen Mitgliederzuwächse“, sagt Christina Kapp, Sprecherin des Verbands. Denn wenn auch die Mitgliederzahlen hier nur um 0,45 Prozent stiegen, zeige sich das größere Interesse am Radsport vor allem auch daran, dass neue Räder im Handel teils lange Lieferzeiten hätten.

Bei Individualsportarten wie dem Radsport könne man zudem von einer hohen Zahl an Menschen ausgehen, die den Sport ohne Vereinsmitgliedschaft betreiben. „Wenn Sie Fußball spielen wollen, brauchen Sie einen Verein, wenn Sie Radfahren wollen, dann können Sie das auch allein tun“, sagt Kapp. Für die Teilnahme an Rennen und Wettkämpfen sei eine Mitgliedschaft aber nach wie vor nötig.

Eine hohe Dunkelziffer an Sportlern vermutet auch der Deutsche Alpenverein. Sprecher Thomas Bucher sagt, nach einer Umfrage des Deutschen Wanderinstitutes könne man von circa 40 Millionen Menschen in Deutschland ausgehen, die gerne wandern. „Das schlägt sich auch in unseren Mitgliederzahlen nieder“, sagt Bucher, „2020 stiegen die bei uns um 2,5 Prozent.“ Das läge aber nicht ausschließlich an Corona. „Bergsport generell ist eher kontaktarm. Was wir aber auch feststellen ist, dass es die Menschen wieder mehr in die Natur zieht. Die Bewegung an der frischen Luft stillt ein Bedürfnis nach Freiheit, nach einer kurzen Auszeit von Regelungen“, sagt der Alpenvereins-Sprecher. Auch die Reisebeschränkungen hätten viele Menschen Deutschland als Urlaubsland wieder neu entdecken lassen. „Beim Urlaub hier hat man die zwei großen Ziele: Das Meer und die Berge. Davon profitiert der Bergsport natürlich“, sagt Bucher.

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Foto: AP/Fernando Llano

Das stelle man schon seit längerer Zeit fest. „In den letzten 20 Jahren hatten wir einen jährlichen Zuwachs von circa drei bis fünf Prozent pro Jahr, Corona hat unser Wachstum also eher etwas ausgebremst. Trotzdem geht es uns im Vergleich zu anderen Verbänden gut“, sagt Bucher. Gerade für Kletterhallen sei die Situation nach wie vor schwierig. Im Bereich Bergsport sei eine Mitgliedschaft sehr hilfreich, trotz aller Individualität. Das biete neben einer Bergekostenversicherung nämlich auch Bildungsangebote und Preisnachlässe. „Außerdem natürlich ein Vereinsleben, sowie Zusammenhalt und Austausch untereinander“, sagt Bucher.

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Foto: AP/LM Otero

Eine weitere Sportart, deren Mitgliederzahlen während der Pandemie gestiegen sind, ist Golf. Der Deutsche Golfverband (DGV) konnte eine Steigerung von 1,36 Prozent verzeichnen und steht damit auf Platz neun der mitgliederstärksten Spitzenverbände. Der Pressesprecher des DGV, Oliver Tzschaschel, sagt: „Wir können bestätigen, dass es durch die Pandemie einen positiven Effekt auf die Anzahl der registrierten Mitglieder im DGV gab. In erster Linie, weil Golf der richtige Sport ist, wenn es um die gesundheitliche Sicherheit der Aktiven geht und zum anderen, weil viele, die ihren Sport nicht mehr ausüben konnten, weil Hallen und Plätze gesperrt waren, zurück zum Golfsport gefunden haben.“

Denn auch beim Golf kann man die dabei entstehenden Kontakte recht einfach einschränken: „Golf kann alleine, zu zweit oder in Gruppen von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden. Abstand halten ist einfach und aus Sicherheitsgründen während des Schwunges sogar geboten. Und Golf ist ein Sport, der an der frischen Luft mitten in der Natur stattfindet“, sagt Tzschaschel, und daher eine der Sportarten, die auch während einer Pandemie noch ausführbar seien. Er spricht zudem von rund zwei Millionen Menschen in Deutschland, die sich selbst als Golfspieler sehen. Auch hier ist also die Zahl der tatsächlichen Spieler wohl um einiges höher, als die der registrierten Mitglieder.

Das scheint der Vorteil der Individualsportarten zu sein: Je weniger andere Sportler dazu nötig sind, desto leichter zugänglich sind sie. Wer einfach loslegen kann, egal ob mit dem Rad oder beim Wandern, und nicht erst einen Verein finden muss, ist unabhängiger von Trainingszeiten. Eine Gemeinschaft kann es hingegen leichter machen, dauerhaft dabei zu bleiben. Während einer Pandemie ist die geringere Zahl an Kontakten aber sicher ein Pluspunkt.

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