Seidenberg trumpft auch im Endspiel auf

Vancouver (sid) Dennis Seidenberg stemmte die begehrteste Eishockey-Trophäe in die Höhe. "Ich kann es noch gar nicht richtig fassen", gab der Verteidiger der Boston Bruins nach dem 4:0 (1:0, 2:0, 1:0) im siebten Finale der nordamerikanischen Profiliga (NHL) gegen die Vancouver Canucks zu. Sein Nationalteamkollege Christian Ehrhoff war da längst in der Kabine. "Die Enttäuschung ist riesengroß", sagte der 28-Jährige." Der ehemalige Krefelder hatte schon eine Hand am Cup, verspielte aber mit den Canucks noch eine 3:2-Führung. Bevor er unter der Dusche seinen Play-off-Bart nach zwei Monaten abrasierte, hatte Ehrhoff beim Händeschütteln erstmals seit Beginn der Finalserie wieder mit seinem deutschen Rivalen gesprochen: "Ich habe Dennis gratuliert."

Seidenberg feierte ausgelassen mit den Teamkollegen den sechsten Titelgewinn. Demnächst wird der gebürtige Schwenninger in seine alte Heimat zurückkehren. "Ich bin schon ein paar Jahre nicht mehr da gewesen", sagte der Verteidiger, der mit einer Amerikanerin verheiratet ist und die Sommermonate in den USA verbringt. Seine Eltern und sein Bruder Yannic, in der DEL bei den Mannheimer Adlern aktiv, waren extra nach Vancouver geflogen.

Mit dem Erfolg, zu dem er zwei Torvorlagen beisteuerte, trat Seidenberg in die Fußstapfen eines anderen Wahl-Amerikaners. Uwe Krupp, der 1996 die Colorado Avalanche mit seinem Tor in der dritten Verlängerung des vierten Finales zum Titel schoss, hatte sich auch aus Deutschland verabschiedet – bis er als Bundestrainer zurückkehrte. "Er war maßgeblich am Erfolg beteiligt und ist derzeit einer der besten Verteidiger der NHL", sagte Krupp: "Ich weiß aus eigener Erfahrung: Darauf wird er ein Leben lang angesprochen."

Bei Krupps goldenem Schuss hatte Seidenberg nicht im Traum daran gedacht, einmal dessen Nachfolger zu werden. "Damals habe ich noch Tennis gespielt", sagte er, "deshalb war es für mich nichts Besonderes." Das hat sich in 15 Jahren geändert: Der Ex-Mannheimer biss sich in der NHL nach einigen Lehrjahren durch, kam über Philadelphia, Phoenix und Carolina vor anderthalb Jahren nach Boston.

Beim "Endspiel" zählte Seidenberg zu den Stärksten, entzauberte mit seinem körperbetonten Spiel einmal mehr die Stürmerstars der Canucks, hatte mit 28:51 Minuten erneut die meiste Eiszeit aller Spieler. Held des Abends war aber Torhüter Tim Thomas. Der 37-Jährige, dessen NHL-Karriere vor Saisonbeginn schon beendet schien, wehrte 37 Schüsse ab.

Sportstadt Boston die Bruins (Eishockey) warteten 39 Jahre auf den sechsten Titel; die Celtics (Basketball) feierten 2008 nach 22 Jahren ihren 17. NBA-Triump; sieben MLB-Titel holten die Red Sox (Baseball), zwischen dem fünften (1918) und sechsten lagen 86 Jahre.

(SID)
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