London Schwarzer schreibt mit 41 Jahren Fußballgeschichte

London · Der Australier stellt im Spätherbst seiner Karriere einen Rekord nach dem anderen auf. Fast wäre er bei Bayern gelandet.

Die beste Idee seines Lebens hatte Hans-Joachim Schwarzer vor etwa 30 Jahren. Der aus Zwickau stammende Trainer einer Schülermannschaft aus Sydney stellte aus Mangel eines Freiwilligen seinen Sohn Mark ins Tor. Dieser fand das zunächst nicht toll. Er bewunderte zwar Torhüter Toni Schumacher, aber vor allem auch die Stürmer Rudi Völler und Karl-Heinz Rummenigge. Von diesen schickte Onkel Dieter aus Freiburg nämlich immer Trikots nach Australien, wohin Marks Eltern 1967 aus Stuttgart ausgewandert waren. Wie gut die Idee seines Vaters war, weiß Mark Schwarzer nicht erst heute. Doch derart im Rampenlicht stand er in seiner mehr als 20-jährigen Karriere als Profi-Torhüter noch nie. Denn "Schworzer", wie sie ihn als gebürtigen Australier nennen, schreibt nahezu täglich Fußball-Geschichte.

Durch die Schulterverletzung von Petr Cech wurde der 41-Jährige nach seiner Einwechslung im Halbfinal-Hinspiel bei Atletico Madrid (0:0) zum ältesten Spieler, der je in der K.o.-Phase der Champions League eingesetzt wurde. Seit dem Spitzenspiel am Samstag beim FC Liverpool (2:0) darf er sich ältester Spieler in der Premier-League-Geschichte des FC Chelsea nennen.

Ein Europa-League-Finale hat er auch schon einmal absolviert. 2010 mit dem FC Fulham verlor er 1:2, kurioserweise auch gegen Atletico. Das Spiel fand in Hamburg statt, wie vieles in seiner Karriere mit Deutschland zusammenhängt. Hier hatte der Mann mit dem deutschen Pass, der fast perfekt Deutsch spricht, seine ersten Auslandsstationen bei Dynamo Dresden und dem 1. FC Kaiserslautern. Durchgesetzt hat er sich nicht, nach nur sechs Spielen in zwei Jahren ging er nach England. 2006 führte er Australien zur ersten WM-Endrunde seit 1974 - in Deutschland. 2010 bei der WM in Südafrika verloren die "Socceroos" das erste Spiel gegen die DFB-Elf mit 0:4. 2008 hätte er sogar zu Bayern München gehen können. Jürgen Klinsmann wollte ihn als Nummer zwei hinter Michael Rensing. Schwarzer lehnte ab, als Ersatz fühlte er sich mit damals 35 zu jung.

Das Champions League-Halbfinale zwischen dem FC Chelsea und Atletico Madrid war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet.

(sid)
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