Schwimm-DM in Berlin Schock für Biedermann: WM-Norm verpasst

Berlin (RPO). Erst ärgerte Paul Biedermann mit seiner Kritik die Verbandsspitze, dann ging ihm die Puste aus. Der Doppel-Weltmeister verpasste bei der Schwimm-DM in Berlin überraschend die WM-Norm über 400 m Freistil und hat damit die erste Chance verspielt, das Ticket für die Weltmeisterschaften in Shanghai (16. bis 31. Juli) zu ergattern. Jetzt geht es für den 24-Jährigen im 200-m-Finale am Sonntag wohl um alles oder nichts: "Das sollte schon klappen - irgendwie."

Paul Biedermann im Porträt
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Das ist Paul Biedermann

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Foto: afp, mlm/rt/rc

Auf der langen Strecke ließ der Freund von Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen der nationalen Konkurrenz in 3:47,44 Minuten zwar keine Chance, verfehlte aber die geforderte Zeit (3:46,91). Damit dürfte Biedermann seinen Titel von Rom eigentlich nicht verteidigen, doch Bundestrainer Dirk Lange deutete an, dass es Ausnahmen bei den harten WM-Kriterien geben wird. "Wir haben ja schon vorher gesagt, dass wir die Leistungsbilanz des ganzen Jahres einbeziehen", bestätigte er am Freitagabend.

Darauf ist Markus Deibler nicht angewiesen. Der Kurzbahn-Europameister sicherte sich über 200 m Lagen in deutscher Rekordzeit das WM-Ticket. Der Hamburger siegte in 1:58,67 Minuten vor dem Essener Jan David Schepers (1:59,39) und verbesserte die knapp zwei Jahre alte Bestmarke von Yannick Lebherz um 27 Hundertstel. "Ich bin sehr erleichtert, der Druck war riesig", gab Deibler zu. Auch Schepers, der die WM-Norm schon im Vorlauf geschwommen war, ist damit für die WM qualifiziert.

Anders als Biedermann. "Wenn ich mich über 200 für die WM qualifiziere, kann man sicher auch über die 400 Meter reden. Vielleicht habe ich da ein bisschen einen Weltmeister-Bonus", sagte der Weltrekordler. Die Enttäuschung war ihm deutlich anzusehen. "Ich habe mich gut gefühlt bis 250 Meter, dann habe ich gemerkt, mir geht ein bisschen die Puste aus", sagte Biedermann, der sich vor Clemens Rapp (Bad Saulgau/3:48,13) und Christian Kubusch (Magdeburg/3:49,85) durchsetzte: "Ich war noch nicht so fit wie gewünscht."

Zum Beginn der deutschen Meisterschaften hatte sich Biedermann mit seiner Kritik am Wettkampfmodus einen Rüffel der Verbandsoberen geholt. Nach dem Schock in seinem ersten Finale gab er sich durchaus selbstkritisch: "Ich habe genug gemeckert. Jetzt muss ich erstmal Leistung bringen." Biedermann steht auch noch über 100 m im Finale.

Auch andere erlebten einen schwarzen Freitag: Vize-Europameisterin Silke Lippok scheiterte über 200 m Freistil in 1:58,24 Minuten klar an der WM-Normzeit (1:56,98). "Grausam" sei die Zeit, sagte die 17-Jährige enttäuscht: "Dass es so schlecht war, hätte ich nicht gedacht." Die fünffache Junioren-Europameisterin war damit auch langsamer als im Vorlauf, als sie in 1:57,42 Minuten den 16 Jahre alten deutschen Altersklassenrekord von Schwimm-Idol Franziska van Almsick geknackt und Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen besiegt hatte. "Ich hoffe jetzt auf einen Staffelplatz für die WM", sagte Lippok.

Kurzbahn-Europameister Steffen Deibler verpasste gleich zweimal die WM-Norm. Der 23-Jährige aus Hamburg musste sich über 50 m Freistil in 22,21 Sekunden dem Frankfurter Marco di Carli (22,14) geschlagen geben. Die geforderte Zeit lag bei 22,02 Sekunden. Auch über 50 m Schmetterling verfehlte Deibler in 23,47 als deutscher Meister die Norm um zwölf Hundertstelsekunden.

Auch Ex-Europameister Helge Meeuw verpasste am Freitag das erste Shanghai-Ticket. Der WM-Zweite aus Magdeburg blieb in 25,14 Sekunden über 50 m Rücken über der Norm (24,90). "Ich hoffe, über 100 klappt es besser", sagte der angehende Arzt, der nach über einem Jahr Auszeit wegen einer Baby- und Unipause zurückkehrte. Schon im Vorlauf hatte er über 100 m in 53,76 Sekunden auf Anhieb die geforderte Zeit geknackt. Platz eins oder zwei im Finale am Sonntag ist für die WM-Qualifikation notwendig. Um ein weiteres WM-Ticket schwimmt Meeuw am Samstag über 200 m Rücken.

Für die WM qualifizierten sich am Freitag auch der WM-Vierte Hendrik Feldwehr und die Berlinerin Dorothea Brandt über 50 m Brust. Der Essener Feldwehr holte sich über 50 m Brust in 27,74 Sekunden den Titel. Die WM-Norm (27,47) hatte er bereits im Vorlauf mit einer Zeit von 27,34 Sekunden unterboten. Kurzbahn-Europameisterin Brandt unterbot im Finale in 30,83 die geforderte Zeit (30,98). "Es wurde ja auch Zeit, dass ich unter 31 schwimme", sagte die Berlinerin.

(SID/jaso)
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