Düsseldorf Sahin hat starke Szenen, Klopp will ihm Zeit lassen

Düsseldorf · Nuri Sahin hatte eigentlich gar nicht so viel zu erzählen, denn Nuri Sahin war gar nicht so lange fort. Im Sommer 2011 war er ausgezogen, um bei Real Madrid die Fußballwelt zu erobern. Im Winter 2013 ist er wieder zu Borussia Dortmund zurückgekehrt. 637 Tage lagen dazwischen. Also steht der 24-Jährige da und sagt Sätze, die man eben so sagt, in einem glücklichen Moment. "Es ist schön, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen", befindet er im Inneren der Düsseldorfer Arena. "Ich muss zugeben, ich war am Anfang schon ein wenig nervös." Das Ergebnis des ersten beruflichen Zusammentreffens kann man indes als durchaus erfolgreich einordnen. Beim Wintercup hat Dortmund den Titel gewonnen und Sahin eine ordentliche Leistung in 45 Minuten Einsatzzeit abgeliefert.

"Ich habe nie große Sorge gehabt, dass Nuri Probleme haben könnte, schnell wieder in die Mannschaft zu finden. Er kennt die Abläufe, er kennt die Spieler, es wird ihm bei seinem Format nicht schwerfallen, sich schnell wieder zu integrieren", sagt sein Trainer Jürgen Klopp. Tatsächlich sahen die ersten Aktionen bei aller gebotenen Zurückhaltung sehr ansehnlich aus. Sahin hat sich in der Balleroberung eingesetzt, Sahin hat in der defensiven Rolle ein paar starke Szenen gehabt. Das alles bringt Klopp in die angenehme Situation, sagen zu können: "Er wird unserem Spiel noch mehr Qualität geben. Wir werden ihm die Zeit lassen, die er braucht, um wirklich anzukommen."

Natürlich haben auch die neuen, alten Kollegen viel Lob für Sahin übrig. "Er ist ein außergewöhnlicher Spieler. Er hat unglaubliche Fähigkeiten, es wird sicher ein Spaß, mit ihm zusammen auf dem Platz zu stehen", sagt Marco Reus. "Aber es geht bei uns nicht um einzelne Personen. Es geht darum, mit Dortmund maximalen Erfolg zu haben." Ein Loblied auf das Kollektiv, aber auch eine Kampfansage an die Konkurrenz. Sahin hat bei einem Frühstück am Samstag "mit einigen Spielern Kontakt aufgenommen, mit den meisten stand ich ja eh die ganze Zeit über SMS in Kontakt oder wir haben online Playstation gespielt".

Jetzt kann er sich der Kontaktpflege wieder im realen Leben widmen. Der türkische Nationalspieler war in der Meistersaison 2010/2011 der überragende Spieler des BVB gewesen, hatte sechs Tore erzielt und acht weitere vorbereitet. Im defensive Mittelfeld machte Sahin das Spiel der Borussia, bei ihm liefen alle Fäden zusammen. Auf eine Fortsetzung genau dieser Erfolgsgeschichte hofft man logischerweise auch beim neuerlichen Engagement des einstmals mit 16 Jahren jüngsten Spieler der Bundesligageschichte. Da er bei seinem Ausflug nach Madrid und zuletzt Liverpool nicht auf dem Rasen erfolgreich war, ist er auch für die Champions League spielberechtigt — einen Wettbewerb, in dem die Westfalen sich durchaus gewichtige Chancen ausrechnen.

In aller Freude über die Vereinigung von dem, was offenbar zusammengehört, wagte es Michael Zorc, ein wenig die Euphorie zu dämpfen. In den vergangenen eineinhalb Jahren hatte Sahin kaum Spielpraxis sammeln können. Für die Königlichen bestritt er insgesamt zehn Spiele. Für die Engländer lief er in der Hinrunde in zwölf Begegnungen auf. "Der Junge", sagte also Dortmunds Sportdirektor, "wird langsam herangeführt. Wir werden die Geduld ganz bestimmt haben." Nuri Sahin will ja jetzt auch ganz lange bleiben.

(RP/sgo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort