Amsterdam Ruder-WM — ein Schlag ins Wasser

Amsterdam · Vor einer Woche hatte der Deutschland-Achter seinen Vorlauf souverän gewonnen und sich direkt für das Finale qualifiziert. Doch diese Titel-Hoffnung erfüllte sich nicht. Steuermann Martin Sauer riss sich wutentbrannt die Mütze vom Kopf, Schlagmann Felix Wimberger nahm mit einem gequälten Lächeln die Silbermedaille entgegen - die Enttäuschung über die eigene Leistung und die Wut über vermeintlich unfaire Bedingungen bei dem von schwierigen Windbedingungen beeinflussten Endlauf bei der WM in Amsterdam wurden deutlich.

"Diese Niederlage schmerzt mehr als jene bei der WM 2013. Die Verantwortlichen des Weltverbandes Fisa haben eine Woche lang gepennt. Das war nicht fair, man hätte die Bahnen umverteilen müssen", schimpfte der Berliner Sauer nach der knappen Niederlage (0,66 Sekunden zurück) gegen die britischen Titelverteidiger. Dabei war Gold durch das in dieser Saison zuvor ungeschlagene Flaggschiffs fest eingeplant. "Ich muss aufpassen, dass ich nicht durchknalle. Ich bin sehr enttäuscht vom Weltverband. Da gibt es keine Kommunikation zwischen der Fairness-Kommission und den Athleten", klagte London-Olympiasieger Eric Johannesen (Hamburg) und fügte mit starrer Miene an: "Die Briten haben sich sogar bei uns entschuldigt."

Auftrag erfüllt, hieß es dagegen nach dem Finale im Frauen-Doppelvierer. Annekatrin Thiele (Leipzig), Carina Bär (Heilbronn), Julia Lier (Halle/S.) und Lisa Schmidla (Krefeld) verwiesen China und die USA auf die Plätze. "Es hat richtig Spaß gemacht, die Angriffe immer wieder zu kontern. Wir sind gut ins Rennen gekommen und haben die anderen eingeschüchtert", sagte Schlagfrau Schmidla. In 6:06,84 Minuten absolvierte das Quartett die 2000 Meter - so schnell wie noch kein Doppelvierer. Nach einem schwierigen Jahr jubelte auch der Männer-Doppelvierer über Bronze.

Marcel Hacker (37) ruderte als Fünfter deutlich an der angepeilten Podestplatzierung vorbei. "Von meinen gesteckten Zielen war ich weit entfernt", räumte der Magdeburger, der 2002 den WM-Titel geholt hatte, zerknirscht ein. In den drei Rennen zuvor hatte er in Amsterdam überzeugt, im Halbfinale am Freitag sogar Olympiasieger Mahe Drysdale (Südafrika) und den WM-Zweiten Angel Rodriguez (Kuba) besiegt. Als es ernst wurde, lag er 15 Sekunden hinter Weltmeister Ondrej Sydnek. Der Tscheche setzte sich vor Drysdale und Rodriguez durch.

"Es lief nicht ganz wunschgemäß. Es ist noch Luft nach oben", sagte der deutsche Verbandspräsident Siegfried Kaidel. Drei Medaillen, nur in der Hälfte der 14 olympischen Bootsklassen dabei, nur ein Frauenboot im Finale - da hatte man sich mehr erhofft.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort