Zweikampf mit ehemaligem Partner Funke Reiten: Paul Schockemöhle greift an

Hannover (dpa). Paul Schockemöhle hat die Zügel angezogen und greift an. Der ehemalige Reitstar aus Mühlen mischt die Turnierszene mit Millionen-Investitionen auf und rüstet zum Zweikampf mit seinem früheren Partner Kaspar Funke (Vechta). Nachdem er sich vor einem Jahr im Streit von Funke getrennt hatte, spitzt sich das Duell mit dem bisherigen Marktführer unter den Turniervermarktern zu.

In diesem Jahr hat Schockemöhle bereits zwei Turniere komplett (Hannover) oder zur Hälfte (Berlin) übernommen. In Aach und Balve wird er einsteigen. Die stärkste Waffe in der Auseinandersetzung mit seinem ehemaligen Freund und Geschäftspartner ist aber die neue Turnierserie "Riders Tour", bei der 1,5 Millionen Mark an Preisgeld ausgeschüttet wird.

Der Ehrgeiz, mit dem Schockemöhle expandiert, scheint aus dem Ärger über Funke gespeist. Nach zehnjähriger Zusammenarbeit fühlte sich Schockemöhle hintergangen. Er warf Funke vor, den Namen der "German Classics" in Bremen auf seinen Namen eingetragen, Verträge hinter seinem Rücken abgeschlossen und Bücher nicht ordnungsgemäß geführt zu haben. So wurden aus den Freunden Gegner, der Streit musste mit Hilfe von Juristen beigelegt werden. Dass besondere Emotionen im Spiel sind, will Schockemöhle nicht zugeben. "Nein", sagt der 55 Jahre alte Unternehmer - mehr nicht. Er steige jetzt bei so vielen Turnieren ein, "weil es gerade nötig ist".

Schockemöhle hat sich mit Volker Wulf (Hagen) einen neuen Partner gesucht. Auch dessen Verhältnis zu Funke ist wenig freundschaftlich. "Wir haben uns nicht im Guten getrennt", sagt Wulf über das Ende der vierjährigen Zusammenarbeit. Seit Schockemöhle in seine Engarde- Marketing GmbH als Gesellschafter eingestiegen ist, "hat das Geschäft eine gewisse Eigendynamik erhalten". Die Zahl der Engarde-Turniere wächst stetig. Bisher organisierte die gemeinsame Agentur bereits das Hamburger Derby, das Münchener und das Leipziger Hallenturnier sowie die Freiluft-Turniere in Berlin und Gera. Zu Schockemöhles Imperium gehören zudem zwei Veranstaltungen in Hickstead.

Funke, der mit dem niederländischen Weltmarktführer BCM zusammenarbeitet, beherrscht mit seiner Escom-Marketing den deutschen Markt. Zu den elf Veranstaltungen seiner Agentur gehören auch die beiden deutschen Weltcup-Stationen in Berlin und Dortmund. "Wenn ich schlafen würde, müsste ich mir Sorgen machen", sagt Funke zu dem sich anbahnenden Verdrängungswettbewerb. Schlaflose Nächte bereite ihm Schockemöhles Expansionskurs nicht. "Das schafft neuen Ehrgeiz."

Das größte Problem für Funke ist die neue Turnierserie, gegen die er Widerstand organisiert hat. Schockemöhles Tour bietet weltweit das höchste Preisgeld. Mehr als fünf Millionen Mark investieren er und seine Partner, um die Springreiter-Serie aus neun Freiluft-Turnieren aufzubauen. Dazu wird es noch eine aus sechs Veranstaltungen bestehende Dressurserie geben, bei der für den Sieger 200 000 Mark ausgeschüttet wird - so viel wie sonst nirgends auf der Welt.

(RPO Archiv)
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