Reifen sorgen für neue Spannung
Nürburgring (cze) Der Auftrag des Formel-1-Chefs war eindeutig. Die Zeit, seine Vorgaben zu erfüllen, denkbar knapp. Doch der Erfolg ist durchschlagend. "Abgesehen davon, dass Sebastian Vettel fast jedes Rennen gewinnt, ist es ein tolle Saison", sagt Bernie Ecclestone. Eine Feststellung die zugleich auch ein Eigenlob ist. Im März 2010 hatte der 80-Jährige, der das Formel-1-Geschäft lenkt, bei Pirelli angefragt, ob die Italiener als Reifenlieferant die Nachfolge von Bridgestone (Japan) antreten könnten. Drei Monate später ging es los mit der Entwicklung des "schwarzen Goldes", Ende März beim Saisonbegin in Melbourne war der Moment der ersten Abrechnung gekommen.
"Ich wollte, dass sie einen Reifen herstellen, der nicht die gesamte Distanz eines Rennens hält, sondern nur ein Drittel", lautete Ecclestones Wunsch. Formel-1-Pilot Nick Heidfeld, damals arbeitslos, war der erste Entwickler, zuständig für die Konstruktion des Reifens. Als der Mönchengladbacher dann in der Endphase der Saison als Fahrer beim Sauber-Team aushalf, kam Pedro de La Rosa (Spanien) zum Einsatz, der die unterschiedlichen Mischungen von hart über medium bis supersoft erproben und optimieren half.
Pirelli stemmte die gewiss nicht leichte Aufgabe. Waren zuvor die Rennen durch eine gewissen Vorhersehbarkeit für die Fans ziemlich emotionslos geworden, war das Hintereinanderherfahren die normale Rennsituation. Nun ist wieder Leben auf der Strecke. Auch, und vor allem dank der Produkte des nach Bridgestone, Michelin, Goodyear und Continentale weltweit fünftgrößten Reifenherstellers, der seine Formel-1-Produkte in Izmir (Türkei) produziert. 545 Boxenstopps, pro Fahrer rund drei in jedem Rennen, haben die Arbeit der Strategen schwieriger gemacht, haben die Gefahr von Fehlern und damit Zeitverlusten beim Reifenwechsel erhöht.
In Verbindung mit dem Energierückgewinnungssystem (KERS) und dem verstellbaren Heckflügel (DRS) sorgen die Reifen dafür, dass die WM-Läufe abwechslungsreicher, das Ergebnis unvorhersehbarer wurden – mit Ausnahme an der Spitze. Dort setzte sich bislang Sebastian Vettel fest, gewann sechs Rennen und wurde dreimal Zweiter.
Ihm wird es gefallen, und dem wiedergewonnen Reiz der Rennen, bei denen Statistiker bislang 623 Überholmanöver registrierten, schadet diese Dominanz nicht.