Fall Armstrong UCI fordert Entscheidungsgewalt

Düsseldorf · Der Radsport-Weltverband UCI beansprucht im Fall des siebenmaligen Tour-de-France-Gewinners Lance Armstrong die Entscheidungsgewalt. "Die UCI will, dass der gesamte Fall mit all seinen Beweisen von einem unabhängigen Gremium beurteilt wird, das dann entscheidet, ob sich die Beklagten verantworten müssen", schrieb UCI-Präsident Pat McQuaid an die US-Anti-Doping-Agentur USADA.

Tour de France 2010: Armstrong kapituliert
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Die USADA lehnte es entschieden ab, der UCI das Material des Armstrong-Falls zu übergeben. Die Unfähigkeit von Sportorganisationen im Kampf gegen Doping sei bereits in zahlreichen Fällen beobachtet worden, hieß es in einem Brief von USADA-Anwalt William Bock. Das sei, erklärte Bock, als würde "der Fuchs den Hühnerstall bewachen". Zugleich forderte die USADA von der UCI die Gründung einer Wahrheits- und Versöhnungskommission "um den Radsport endgültig zu reinigen".

Auch USADA-Chef Travis Tygart erteilte der UCI eine Abfuhr: "Die Doping-Verschwörung hat sich unter dem Dach der UCI ereignet. Natürlich haben sie ein großes Interesse daran, zu vertuschen, was geschehen ist. Die Beteiligten haben in der Presse ausgeteilt und eine Klage eingereicht, um die öffentliche Bewertung vor neutralen Richtern zu verhindern. Die Bemühungen, uns einzuschüchtern, zu verängstigen oder unter Druck zu setzen, werden uns nicht aufhalten."

Am Samstag reagierte die UCI auf Tygarts Aussagen und erneuerte ihre Forderung. Die UCI sei die Autorität in diesem Fall, die USADA würde ihre Kompetenzen überschreiten und mit öffentlichen Anschuldigungen und Vorverurteilungen selbst die Regeln verletzen. "Das ist sehr bedenklich", schrieb der Verband. Die UCI wolle Gerechtigkeit und den Fall daher in die unabhängige Hand Dritter geben.

Die USADA hatte Armstrong im Juni formal des Dopings angeklagt. Die Agentur stützt sich auf mehr als zehn Zeugen, zu denen auch Armstrongs einstige Helfer Tyler Hamilton und Floyd Landis zählen sollen. Neben dem 40-jährigen Armstrong sind auch sein ehemaliger Teammanager Johan Bruyneel und der einstige Mannschaftsarzt Pedro Celaya angeklagt.

Den höchst umstrittenen italienischen Sportarzt Michele Ferrari, den Mediziner Luis Garcia del Moral und Jose "Pepe" Marti, der unter anderem den Spanier Alberto Contador als Trainer betreute, hatte die USADA im Juli wegen Manipulationen sowie Handel und Anweisungen zum Gebrauch von Doping lebenslänglich gesperrt.

(sid)
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