Tour de France im Fokus Terrorgefahr belastet Radprofis

Düsseldorf · Kürzlich hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen mutmaßlich islamistischen Deutsch-Türken in Oberursel bei Frankfurt erhoben. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 35-Jährige aus dschihadistischen Motiven fest entschlossen war, einen Anschlag bei einer Großveranstaltung zu verüben. In seinem Besitz befand sich eine Nagelbombe. Der Verdacht, dass der Mann dafür das Radrennen rund um Frankfurt am 1. Mai 2015 im Blick hatte, konnte nicht bestätigt werden. Vorsichtshalber hatten die Organisatoren das Rennen "Rund um den Finanzplatz Eschborn" (vormals "Rund um den Henningerturm") aber wegen Terrorgefahr abgesagt.

Tour de France: Chris Froome und seine Triumphfahrt durch Paris
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Froomes Triumphfahrt durch Paris

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Foto: afp, AG-MM

Der Profiradsport muss sich vom Terror bedroht fühlen, die Tour de France im Besonderen. Die schweren Anschläge im vergangenen Jahr in Paris auf die Redaktion von "Charlie Hebdo", auf das Musiktheater "Bataclan" und während des Fußballspiels Frankreich gegen Deutschland auf das Stade de France belasten die Rennfahrer. Denn Frankreich ist ein Ziel des islamistischen Terrors. Und die Tour als eines der bedeutendsten Sportereignisse der Welt böte den Terroristen größtmögliche Beachtung. Am Donnerstag werden in Düsseldorf weitere Details zum Tour-Start 2017 am Rhein vorgestellt. Die Sicherheitsbehörden wollen sich noch nicht zu einer möglichen Bedrohung äußern.

Simon Geschke, Etappensieger bei der Tour 2015, sagte zuletzt: "Es gab die Anschläge auf den Boston-Marathon, die Tour de France gehört sicher auch zu den gefährdeten Veranstaltungen." Klassiker-Spezialist John Degenkolb meinte: "Es wird nicht einfacher, Radrennen zu organisieren, weil Terroristen solche Großveranstaltungen nutzen wollen, um auf sich aufmerksam zu machen." Als ein Zuschauer während der Schlussetappe im vergangenen Jahr auf die abgesperrten Champs-Elysées lief, befürchtete Sprinter Andre Greipel einen Anschlag: "Ich habe eigentlich nur noch auf den Knall gewartet." Am Morgen des Tages hatten Gendarmen bereits auf einen Wagen geschossen, dessen Fahrer an der Place de la Condorde eine Absperrung durchbrechen wollte.

Der australische Rennfahrer Michael Rogers fürchtete nach den Anschlägen im November, dass Terroristen die Tour de France "umbringen" könnten.

Die Faszination der Frankreich-Rundfahrt besteht darin, dass sie schätzungsweise von zwölf Millionen Menschen besucht wird. Doch genau das ist auch ihre Schwäche. Zwar sind viele Sicherheitskräfte im Einsatz. Doch einen Parcours von 3500 Kilometern Länge, wie er im kommenden Juli zu absolvieren ist, können auch sie nicht komplett kontrollieren. Das besondere Problem im kommenden Sommer: Die Tour de France und die Fußball-EM in Frankreich überlappen sich für eine Woche.

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