Tour de France Degenkolb wurde beim letzten Anstieg "schwarz vor Augen"

Tief enttäuscht und völlig ausgepumpt rollte John Degenkolb geschlagen ins Ziel. Mit hängendem Kopf streifte er sich am Teambus erst mal eine Eisweste über.

Tour de France: John Degenkolb verpasst Tagessieg
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Belgier Van Avermaet gewinnt 13. Etappe

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"Dieser Schlussanstieg war höllisch, mir wurde am Ende schwarz vor Augen", sagte der Klassiker-Star, der in der Gluthitze Südfrankreichs erneut nicht den ersehnten Etappensieg bei der Tour de France landen konnte: "Ich bin einfach nur fertig und traurig."

Beim Erfolg des Belgiers Greg van Avermaet (BMC) auf der 13. Tour-Etappe in Rodez kam der 26 Jahre alte Giant-Alpecin-Profi nicht über Platz vier hinaus. Die vielleicht größte Chance auf einen Coup bei der Frankreich-Rundfahrt war damit bei Temperaturen um 40 Grad verpufft. "Vorzuwerfen habe ich mir nichts, ich hatte einfach nicht die Beine", sagte Degenkolb.

150 Meter vor dem Ende der 9,6 Prozent steilen Zielrampe war der Thüringer mit seinen Kräften am Ende und streckte die Waffen, rettete sich noch knapp vor dem ganz starken Rostocker Paul Martens (LottoNL/5.) ins Ziel. "Das letzte Stück kam mir endlos vor, ich war nur noch in Trance, im Tunnel", sagte ein leicht abgekühlter Degenkolb im Fahrerlager, während als seelische Höchststrafe direkt neben ihm eine Blaskapelle "The winner takes it all" anstimmte.

Der bislang glücklose Degenkolb, in der ersten Tour-Woche einmal Zweiter und zweimal Vierter, hatte sich die anspruchsvolle Etappe mit ihren vielen kleinen, an die Frühjahrsklassiker erinnernden Steigungen "rot im Kalender angestrichen, denn das Profil liegt mir." Sein Giant-Team, allen voran der nimmermüde Simon Geschke, hatte bis zum letzten Kilometer für Degenkolb geracktet - dem fehlt allerdings die Form des Frühjahrs, als er Mailans-Sanremo und Paris-Roubaix gewann.

"Wir haben eigentlich alles richtig gemacht, das Team ist komplett am Limit gefahren", sagte Degenkolb: "Die Tour geht weiter, ich werde jetzt nicht im Erdloch versinken.".

Für Giant-Alpecin droht die 102. Tour damit zu einer großen Pleite zu werden, nur noch am Sonntag auf der Überführungsetappe in Richtung Alpen nach Valence darf sich Degenkolb Chancen ausrechnen. 2013 und 2014 hatte das Team jeweils vier Siege durch Marcel Kittel (Arnstadt) eingefahren - diesmal hatte Giant den Topsprinter wegen Formschwäche aus dem Tour-Aufgebot gestrichen.

Die deutschen Radprofis stehen damit weiterhin bei drei Etappensiegen während der laufenden Tour durch Andre Greipel (2) und Tony Martin. Lotto-Soudal-Kapitän Greipel hatte am Freitag nichts mit dem Ausgang des Rennens zu tun, die Sprintankunft war für das Kraftpaket aus Rostock zu schwierig.

Degenkolb konnte derweil erneut nicht seine Siegessammlung bei den drei großen Rundfahrten komplettieren: Nach neun Tageserfolgen bei der Vuelta und einem beim Giro wartet der Geraer weiter auf einen Triumph beim wichtigsten Radrennen der Welt.

Die Favoriten der Gesamtwertung um den Führenden Chris Froome nach den drei harten Pyrenäen-Etappen zurück, kamen aber mit der Spitzengruppe ins Ziel. Froome führt weiter mit 2:52 Minuten vor dem Amerikaner Tejay van Garderen (BMC), der Kolumbianer Nairo Quintana (Movistar) ist Dritter (3:09). Alberto Contador (Spanien/Tinkoff-Saxo) belegt den sechsten Platz (+4:04),

Im Kampf um das Grüne Trikot des Punktbesten zog Greipel zwar beim ersten Zwischensprint an Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) vorbei, im Etappenfinale holte sich der Slowake mit Platz zwei hinter Van Avermaet aber die Führung zurück.

(sid)
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