Der Favoritencheck
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Der Favoritencheck
Foto: dpa/Yorick Jansens Drei Wochen lang wird bei der 107. Tour de France um den Gesamtsieg 2020 gekämpft. Doch wer sind die Favoriten? Wir geben einen Überblick und eine Einschätzung zu den aussichtsreichsten Kandidaten.
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Der Favoritencheck
Foto: AP/Urs Flueeler Name: Egan Bernal (Kolumbien / 13. Januar 1997)
Team: Ineos
Beste Tour-Platzierung: Sieger 2019
Einschätzung: Im Vorjahr war das Bergwunder aus dem Anden-Nest Zipaquira der jüngste Toursieger seit 1909, die Chancen stehen gut, dass Bernal nun der Jüngste überhaupt mit zwei Titeln wird. Die Tour 2020 ist perfekt auf ihn zugeschnitten: Berge, Berge, Berge, nur ein Zeitfahren - und das auch noch bergauf. Ohne Geraint Thomas und Chris Froome ist er der unumschränkte Kapitän bei Ineos, hat in Giro-Sieger Richard Carapaz und dem russischen Aufsteiger Pawel Siwakow bockstarke Helfer. Die Generalprobe bei der Dauphine gab Bernal allerdings wegen Rückenbeschwerden auf - Zweifel bleiben. Bemerkenswert: Bernal ist der einzige Fahrer im Feld, der die Tour schon einmal gewonnen hat. -
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Foto: dpa/Valentin Flauraud Name: Emanuel Buchmann (Deutschland / 18. November 1992)
Team: Bora-hansgrohe
Beste Tour-Platzierung: 4. (4 Teilnahmen)
Einschätzung: 83. - 21. - 15. - 4.: Bei der Tour ging es für "Emu" seit seinem Debüt stetig nach vorne. Logischer nächster Schritt - und Buchmanns erklärtes Ziel - wäre das erste deutsche Podium seit Andreas Klöden 2006 (2.). Die Trainingsleistungen zeigten, dass dieses Vorhaben nicht unrealistisch ist, die Nachwirkungen des heftigen Sturzes bei der Dauphine muss er aber erstmal wegstecken. Im Vergleich mit Bernal und Roglic fehlt Buchmann manchmal noch der letzte Punch, Ziel muss sein, am Berg selbst Initiative zu übernehmen. -
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Foto: dpa/Anne-Christine Poujoulat Name: Primoz Roglic (Slowenien/ 29. Oktober 1989)
Team: Team Jumbo-Visma
Beste Tour-Platzierung: 4. (4 Teilnahmen)
Einschätzung: Im Gegensatz zu Bernal ist Roglic ein Spätstarter. Erst seit vier Jahren fährt der frühere Junioren-Weltmeister im Skispringen auf höchstem Niveau Rad, ist immer noch in der Entwicklungsphase. Nach dem Vuelta-Sieg im Vorjahr hat Roglic noch einmal draufgepackt, war zuletzt sogar einen Tick besser in Form als Bernal, stürzte dann aber bei der Dauphine, verlor zudem in Steven Kruijswijk (der Tour-Vorjahresdritte des Vorjahres brach sich die Schulter) seinen Top-Unterstützer. Ob Roglic schon beim schweren Auftakt in Nizza wieder topfit ist, dürfte mitentscheidend sein. -
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Foto: dpa/Anne-Christine Poujoulat Name: Thibaut Pinot (Frankreich / 29. Mai 1990)
Team: Groupama-FDJ
Beste Tour-Platzierung: 3. (8 Teilnahmen)
Einschätzung: Pinot ist ein formidabler Kletterer - und eine Drama-Queen ganz nach dem Geschmack der Franzosen. Seine tränenreiche Aufgabe in den Alpen im Vorjahr wegen Kniebeschwerden, nachdem Pinot eine Pyrenäen-Etappe gewonnen hatte und die Chance auf den ersten französischen Tour-Sieg seit Bernard Hinault 1985 groß wie nie war, bewegte eine ganze Radsport-Nation - die auch nun wieder auf den Schlaks hofft. Allerdings: Beendet hat Pinot die Tour zuletzt vor fünf Jahren. -
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Foto: AP/Peter Dejong Name: Nairo Quintana (Kolumbien / 4. Februar 1990)
Team: Team Arkéa-Samsic
Beste Tour-Platzierung: 2. (8 Teilnahmen)
Einschätzung: Der 1,67-m-Floh bleibt ein Rätsel. Eigentlich ist er der perfekte Bergfahrer, und eigentlich hatte der frühere Giro- und Vuelta-Sieger das Zeug, trotz offenkundiger Zeitfahrschwächen auch die Tour zu gewinnen. Doch statt seiner wurde 2019 der junge Bernal erster Tour-Sieger Kolumbiens. Quintana, der seit seinem letzten von drei Tour-Podestplätzen 2016 beständig enttäuschte, verließ mittlerweile seinen Schmollwinkel und nach neun Jahren das Movistar-Team. Bei seinem neuen Arbeitgeber Arkea will er allen Zweiflern die lange Nase zeigen - doch nach starkem Jahresauftakt ging die Dauphine zuletzt in die Hose. -
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Foto: dpa Name: Romain Bardet (Frankreich / 9. November 1990)
Team: Ag2r
Beste Tour-Platzierung: 2. (7 Teilnahmen)
Einschätzung: Frankreichs ewige Hoffnung wird im November auch schon 30, und langsam läuft Bardet die Zeit davon. Nach den Podestplätzen 2016 und 2017 kam nicht mehr viel in Sachen Gesamtklassement, der Spitzenkletterer musste sich mit Trostpreisen wie Etappensiegen und dem Bergtrikot des Vorjahres zufrieden geben. Bardet wechselt nach der Saison zum Team Sunweb, der ganz große Glaube an den Tour-Sieg ist wohl auch bei der AG2R-Mannschaft nicht mehr vorhanden. Für Bardet, der selbst weiter den Anspruch auf den Toursieg hat, wird es schwer mit dem Podium, wie im Vorjahr dürfte er eher in den Kampf um das Bergtrikot einsteigen. -
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Foto: dpa/David Stockman Name: Tom Dumoulin (Niederlande / 11. November 1990)
Team: Jumbo-Visma
Beste Tour-Platzierung: 2. (8 Teilnahmen)
Einschätzung: Der Giro-Sieger von 2017, dem nach hartnäckigen Knieproblemen viel Wettkampfpraxis fehlt, sollte in seinem ersten Jumbo-Jahr den Edelhelfer für Roglic und Kruijswijk geben. Da letzterer nun ausfällt, ist Dumoulin nun die zweite Option, zumal er zuletzt ansteigende Form zeigte. Und eine Tour, das weiß der Gesamtzweite von 2018, kann ganz schnell eine gewisse Eigendynamik entwickeln. -
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Foto: AP/Christophe Ena Name: Julian Alaphilippe (Frankreich / 11. Juni 1992)
Team: Deceuninck-Quick-Step
Beste Tour-Platzierung: 5. (4 Teilnahmen)
Einschätzung: Er ist sicher nicht der allerbeste Bergfahrer, doch das hinderte "Juju" nicht daran, im Vorjahr über insgesamt 14 Etappen und bis zum drittletzten Tag das Gelbe Trikot zu tragen. Alaphilippe ist der beste Allrounder der Welt, ein unfassbarer Wettkämpfer und der größte Liebling der Franzosen. Wer ihn nicht auf dem Zettel hat, hat die Tour nicht verstanden.
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