Jüngster Sieger seit 116 Jahren Pogacar gewinnt die Tour de France 2020

Berlin · Die Tour de France ist mit einiger Verspätung wegen der Corona-Pandemie gestartet. In unserem Tour-Telegramm halten wir Sie über alle aktuellen Entwicklungen zu den Teams und Etappen auf dem Laufenden.

 Tadej Pogacar im Gelben Trikot vor dem Triumphbogen in Paris.

Tadej Pogacar im Gelben Trikot vor dem Triumphbogen in Paris.

Foto: AP/Christophe Ena

Tadej Pogacar hat als erster Slowene die Tour de France gewonnen. Einen Tag vor seinem 22. Geburtstag brachte der Radprofi vom UAE Team Emirates das Gelbe Trikot sicher nach Paris ins Ziel und krönte sich damit bei der 107. Austragung zum jüngsten Toursieger seit 116 Jahren. Attacken im Gesamtklassement gab es auf der "Tour d'Honneur" wie üblich nicht mehr.

Den prestigeträchtigen Tagessieg auf den Champs-Elysees holte im Massensprint der Ire Sam Bennett vor Weltmeister Mads Pedersen aus Dänemark und dem Slowaken Peter Sagan. Die 21. und letzte Etappe der dreiwöchigen Tour führte am Sonntag über 122,5 km von Mantes-La-Jolie in die französische Hauptstadt, wo auf der berühmten Prachtstraße lediglich 5000 Zuschauer zugelassen waren.

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Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Pogacar hatte erst am Samstag in einem denkwürdigen Zeitfahren seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo-Visma) das Gelbe Trikot noch entrissen. Jünger als er war im Jahr 1904 lediglich der damals 19-jährige Henri Cornet aus Frankreich.

+++++20. September+++++

Das bringt der letzte Tag bei der Tour de France

21. Etappe (Sonntag, 20. September): Mantes-la-Jolie - Paris/Champs-Elysees (122,5 km/flach)

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Foto: AFP

Sie haben es tatsächlich geschafft. Trotz Corona und trotz Rekord-Infektionszahlen in Frankreich erreicht die Tour de France am Sonntag Paris. Der erste Abbruch in der 117-jährigen Geschichte des wichtigsten Radrennens der Welt ist ausgeblieben - die strengen Sicherheitsmaßnahmen zeigten Wirkung.

Ganz wie gewohnt wird das Finale der 107. Frankreich-Rundfahrt aber nicht ausfallen. Menschenmassen auf den Champs-Elysees in Paris, die die Fahrer auf den abschließenden Kilometern der dreiwöchigen Tour anfeuern, wird es nicht geben.

Der Start zum Schlussakkord erfolgt in Mantes-La-Jolie, danach hält das Peloton bei seiner Tour d'Honneur aus westlicher Richtung Kurs auf die französische Hauptstadt. Nach 66 Kilometern wird der Rundkurs im Herzen der Metropole um den Arc de Triomphe erreicht.

Die Sprinter werden nach drei kräftezehrenden Wochen die verbliebenen Reserven mobilisieren, um gegen 19.00 Uhr den prestigeträchtigen Erfolg in Paris davonzutragen. Der Tour-Gesamtsieger ist am Ziel seiner Träume angelangt.

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Foto: AP/Thibault Camus

+++++19. September 2020+++++

Pogacar nach Sensation vor Gesamtsieg bei Tour de France

Der junge Slowene Tadej Pogacar hat völlig überraschend im Bergzeitfahren der 107. Tour de France seinen Landsmann Primoz Roglic noch an der Spitze der Gesamtwertung abgelöst und steht vor dem Gesamtsieg. Der 21-Jährige gewann am Samstag nach einer beeindruckenden Fahrt den Kampf gegen die Uhr über 36,2 Kilometer von Lure nach La Planche des Belles Filles und ließ Roglic 1:56 Minuten hinter sich.

Pogacar geht mit einem Vorsprung von gut einer Minute auf die letzte Etappe nach Paris, wo das Gelbe Trikot traditionsgemäß nicht mehr angegriffen wird. Dabei war Vuelta-Sieger Roglic mit einem Polster von 57 Sekunden auf die 20. und vorletzte Etappe gegangen. Doch von Kilometer zu Kilometer holte Pogacar auf.

Die 21. und letzte Etappe startet am Sonntag in Mantes-la-Jolie und endet nach 122 Kilometer auf den Champs Élysées. Dort dürfte es wieder zu einem Massensprint kommen. Wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen sind aber nur 5000 Zuschauer im Zielbereich erlaubt.

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Foto: ap, PDJ

+++++19. September 2020+++++

Das bringt der Tag bei der Tour de France

Showdown in den Vogesen: Beim Bergzeitfahren über 36,2 Kilometer von Lure nach La Planche des Belles Filles fällt an diesem Samstag die Vorentscheidung in der Gesamtwertung der 107. Tour de France. Alles deutet auf einen slowenischen Doppelsieg hin, aber der Schlussanstieg muss erst noch gemeistert werden.

STRECKE: Kurz vor dem Ziel geht es noch eine Rampe von bis zu 20 Prozent Steigung hinauf, dann ist es für die Favoriten um Primoz Roglic geschafft. Das Bergzeitfahren führt über 36,2 Kilometer von Lure nach La Planche des Belles Filles. Die ersten 30 Kilometer sind zum Einrollen, dann geht es auf den letzten sechs Kilometern zur Sache. Der Anstieg in den Vogesen weist eine durchschnittliche Steigung von 8,5 Prozent auf.

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Foto: AP/Christophe Ena

GELBES TRIKOT: 57 Sekunden liegt der frühere Skispringer Roglic vor seinem erst 21 Jahre alten Landsmann Tadej Pogacar. Hört sich wenig an, ist es aber eigentlich nicht. Denn Roglic ist der klar bessere Zeitfahrer. Im vergangenen Jahr knöpfte der 30-Jährige bei seinem Vuelta-Triumph Pogacar im Zeitfahren knapp 90 Sekunden ab. Der drittplatzierte Kolumbianer Miguel Angel Lopez, der weitere 30 Sekunden zurückliegt, dürfte im Zeitfahren im Bereich von Pogacar liegen und keine große Gefahr darstellen.

DEUTSCHE: Als guter Kletterer und Zeitfahrer bietet der Parcours Lennard Kämna eine weitere Gelegenheit zu glänzen. Hat er noch die Form, dann ist für den Etappensieger von Villard-de-Lans durchaus eine Top-Ten-Platzierung drin. Oder vielleicht mehr? Ohne den Schlussanstieg wäre auch der viermalige Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin ein Kandidat auf eine vordere Platzierung, doch die Kletterpartie raubt dem Deutschen jede Chance.

Die Sprintstars Peter Sagan und Sam Bennett belauerten sich, stattdessen hat Ausreißerkönig Sören Kragh Andersen wieder die Gunst der Stunde genutzt. Der Däne holte sich nach einer cleveren Attacke am Freitag bereits seinen zweiten Etappensieg und ließ das deutsche Sunweb-Team ein drittes Mal bei der 107. Tour de France jubeln. Andersen holte sich wie schon in Lyon nach 166,5 Kilometern von Bourg-en-Bresse nach Champagnole im Alleingang den Sieg, die Plätze zwei und drei belegten der Slowene Luka Mezgec und der Belgier Jasper Stuyven. Nikias Arndt komplettierte als Sechster den Erfolg von Sunweb.

Damit gehört die junge deutsche Mannschaft zu den großen Überraschungen bei der Tour. Erfrischend angriffslustig wirbelte das Team immer wieder das Feld durcheinander. So auch am Freitag. Gut 13 Kilometer vor dem Ziel riss der 26-Jährige aus. Ehe die Rivalen in der Ausreißergruppe die Gefahr erkannt hatten, war Andersen schon außer Sichtweite. Neben Zweifach-Sieger Andersen hatte Jungstar Marc Hirschi (Schweiz) noch die Etappe nach Sarran für Sunweb gewonnen und dazu je einmal Platz zwei und drei belegt.

Primoz Roglic gönnte sich im Gelben Trikot eine Verschnaufpause, bevor an diesem Samstag mit dem Bergzeitfahren der Showdown in den Vogesen ansteht. Mit 57 Sekunden Vorsprung auf seinen slowenischen Landsmann Tadej Pogacar geht der Vuelta-Champion in die letzte Kletterpartie der Tour nach La Planche des Belles Filles. „Ich denke seit Mittwoch bereits an das Zeitfahren. Ich muss konzentriert bleiben und die Arbeit zu Ende bringen“, sagt der Slowene.

Am Freitag bestand die Arbeit darin, sicher im Peloton mitzurollen. Vorne machte eine starke Ausreißergruppe den Sieg unter sich aus. Auch Sagan und Bennett hatten sich Hoffnungen auf den Tagessieg gemacht, am Ende ging es im Sprint nur um ein paar Punkte für das Grüne Trikot.

Roglic konnte indes Kräfte sparen für den finalen Schlussakt. Die Favoritenrolle liegt klar bei dem 30-Jährigen, der im vergangenen Jahr bei seinem Vuelta-Triumph Pogacar im Zeitfahren knapp 90 Sekunden abknöpfte. Seit seinem Debüt in der World Tour gewann Roglic bereits vier Zeitfahren bei großen Rundfahrten. Was soll da schon schiefgehen, wo er doch so souverän in den drei Wochen aufgetreten ist?

So cool wie Roglic sind nicht alle in seinem Team. Sein niederländischer Sportdirektor Merijn Zeeman wurde von der Rundfahrt ausgeschlossen, weil er einen Offiziellen während einer Kontrolle der Räder beleidigt haben soll.

Roglic will sich davon nicht ablenken lassen und setzt auch auf die Kraft des Gelben Trikots. „Wenn man es hat, ist es verrückt, was mit den Leuten passiert. Ich versuche davon zu profitieren“, sagt Roglic. Ganz unterschätzen darf er den Tour-Debütanten Pogacar aber nicht. Bei den slowenischen Zeitfahrmeisterschaften nach Pokljuka hinauf wurde er Ende Juni vom Youngster düpiert.

So wird der junge Kletterer auch ganz auf die letzten sechs Kilometer setzen, wenn es zum Finale furioso bei der Kletterpartie mit einer durchschnittlichen Steigung von 8,5 Prozent kommt. Der drittplatzierte Kolumbianer Miguel Angel Lopez, der weitere 30 Sekunden zurückliegt, dürfte im Zeitfahren im Bereich von Pogacar liegen und keine große Gefahr darstellen.

Das bringt der Tag bei der Tour de France

Nach drei Tagen in den Alpen können die Fahrer bei der 107. Tour de France ein wenig durchatmen. Die 19. Etappe weist keine großen Schwierigkeiten auf. Primoz Roglic und Co. dürften für das schwere Bergzeitfahren am Samstag ihre Kräfte schonen.

Strecke: Die Sprinter müssen sich schon anstrengen, damit es auf der 19. Etappe zu einer Massenankunft kommt. Zwar weist das 166,5 Kilometer lange Teilstück von Bourg-en-Bresse nach Champagnole am Freitag nur einen Berg der vierten Kategorie auf, allerdings geht es häufig auf und ab. Ob die Sprinter-Teams nach der Quälerei in den Alpen das Feld tatsächlich zusammenhalten werden?

Favoriten: Bei einem Massensprint hätten der zweimalige Etappengewinner Caleb Ewan (Australien) und der Ire Sam Bennett, Träger des Grünen Trikots, die besten Chancen. Allerdings haben die beiden in den Bergen schwer gelitten. Vielleicht schlägt auch der belgische Überflieger Wout van Aert wieder zu. Auch Ex-Weltmeister Peter Sagan ist ein Kandidat.

Gelbes Trikot: Die Podiumsanwärter werden vor dem alles entscheidenden Bergzeitfahren am Samstag ihre Kräfte schonen. Der Slowene Primoz Roglic weist weiterhin einen Vorsprung von 57 Sekunden auf seinen Landsmann Tadej Pogacar auf. Dritter ist der Kolumbianer Miguel Angel Lopez 1:26 Minuten zurück.

Deutsche: André Greipel ist am Donnerstag bei der Tour ausgestiegen. Der elfmalige Etappengewinner hätte bei einer Sprintentscheidung Außenseiterchancen gehabt. Womöglich kann Max Walscheid mal in die Top 10 vorstoßen.

+++++17. September 2020+++++

Michal Kwiatkowski gewinnt letzte Alpen-Etappe - Roglic weiter in Gelb

Primoz Roglic fegte im Eiltempo über die staubigen Schotterpisten und schmiss sich gekonnt in die rasende Abfahrt, dann hatte der Tour-Patron auch die letzte Alpen-Prüfung bestanden. Die Metamorphose vom Skispringer zum Gewinner der Tour de France ist so gut wie abgeschlossen. Roglic steuert mit einem beruhigenden Vorsprung in Richtung Paris, nachdem er auf der 18. Etappe über 175 Kilometern von Méribel nach La Roche-sur-Foron am Donnerstag zusammen mit seinen größten Rivalen das Ziel erreichte.

Der Tagessieg ging an Ausreißer Michal Kwiatkowski. Der polnische Ex-Weltmeister sorgte zusammen mit dem zweitplatzierten Giro-Champion Richard Carapaz für einen Doppelsieg der arg gebeutelten Ineos-Mannschaft.

Roglic liegt vor den letzten 325,2 Kilometern bis Paris weiter 57 Sekunden vor seinem slowenischen Landsmann Tadej Pogacar. Das Polster ist beruhigender als es auf den ersten Blick aussieht, denn im Bergzeitfahren am Samstag nach La Planche des Belles Filles ist Roglic der klare Favorit. Das Gelbe Trikot liegt quasi in der französischen Hauptstadt zur Abholung bereit.

Der deutsche Altstar André Greipel wird Paris dagegen nicht erreichen. Der 38 Jahre alte Sprinter fiel bereits am ersten Anstieg des Tages aus dem Hauptfeld und beendete danach das Rennen. „Mir geht es nicht gut. Jeder mit gesundem Menschenverstand legt sich ins Bett“, sagte Greipel der ARD und beendete sein wohl letztes Tour-Abenteuer. „Ich gehe davon aus, dass das meine letzte Tour ist“, erklärte der 38-Jährige im dpa-Interview. Am Vortag war der gebürtige Rostocker auf der Königsetappe gerade noch im Zeitlimit geblieben.

Die Vorentscheidung im Kampf um den Tagessieg fiel am letzten Anstieg, als das Ineos-Duo den Spanier Pello Bilbao abhängte. Zugleich profitierte das Spitzenduo zuvor von einem Sturz des jungen Schweizers Marc Hirschi, der auf der Abfahrt des Col des Saisies bei Tempo 68 stürzte und nicht mehr an die Spitzengruppe herankam.

Für das Ineos-Team waren der Tagessieg und das Bergtrikot für Carapaz aber lediglich ein Trostpreis. Die britische Starauswahl, die über ein stolzes Budget von rund 40 Millionen Euro verfügt, wollte eigentlich mit Egan Bernal die Tour gewinnen. Der Kolumbianer war aber bereits am Mittwoch nach großem Rückstand zur Königsetappe nicht mehr angetreten.

Pogacar startete am letzten Anstieg mal kurz eine Attacke, sah aber schnell die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens. Die Favoriten waren alle beisammen und kamen auch heil über die zwei Kilometer lange Schotterpiste auf dem Plateau des Glières.

In die Ausreißergruppe wollten auch Lennard Kämna und Maximilian Schachmann. „Es ist der letzte Bergtag. Man muss sich nicht mehr schonen“, sagte Kämna und war zunächst mit einigen Fahrern aus dem Feld gefahren. Das Unterfangen endete aber nach wenigen Kilometern.

Auf der 19. Etappe könnten noch einmal die Sprinter zum Zug kommen. Das 166,5 Kilometer lange Teilstück von Bourg-en-Bresse nach Champagnole weist lediglich einen Berg der vierten Kategorie auf, allerdings geht es häufig auf und ab. Die Sprinter-Teams müssen sich anstrengen.

Greipel steigt bei letztem Tour-Abenteuer vom Rad

Altstar André Greipel ist am Donnerstag bei der 107. Tour de France ausgestiegen. Der 38 Jahre alte Sprinter fiel bereits am ersten Anstieg des Tages aus dem Hauptfeld und beendete danach das Rennen. Am Vortag war der gebürtige Rostocker auf der Königsetappe gerade noch im Zeitlimit geblieben.

Damit verpasste Greipel sein großes Ziel, bei seiner wohl letzten Tour de France noch einmal nach Paris zu kommen. Der Sprinter hatte seine zehnte Frankreich-Rundfahrt bestritten. Für das kommende Jahr rechnet er nicht mehr mit einer Teilnahme, da sein Rennstall Israel Start-Up Nation dann mit Chris Froome das Gelbe Trikot in Angriff nehmen will.

+++++17. September 2020+++++

Das erwartet die Fahrer auf der 18. Etappe

Wer soll Primoz Roglic jetzt noch stoppen? Der Slowene ist weiter auf dem besten Weg zu seinem ersten Sieg bei der Tour de France. Auf der dritten und letzten Alpenetappe droht dem früheren Skispringer womöglich die größere Gefahr durch einen Defekt auf der Schotterstraße. Schwächen hat der Radprofi jedenfalls bislang nicht gezeigt.

Strecke: Die 18. Etappe über 175 Kilometer von Méribel nach La Roche-sur-Foron hat am Donnerstag ihre Tücken. Am Ende des letzten Anstiegs zum Plateau des Glières, einem Berg der höchsten Kategorie, wartet noch eine fast zwei Kilometer lange Schotterpiste. Ein Defekt kann hier gravierende Folgen haben und schnell eine Minute kosten. Das ist auf den letzten 31 Kilometern mit der rasenden Abfahrt zum Ziel kaum mehr aufzuholen. Auch sonst hat die Etappe einige Kletterpassagen zu bieten. Insgesamt fünf Bergwertungen sind zu bewältigen.

Favoriten: Es ist eine perfekte Etappe für bergfeste Ausreißer, die in der Gesamtwertung keine Rolle mehr spielen. Der Kolumbianer Nairo Quintana wäre so ein Kandidat, nachdem sich seine Chancen im Gesamtklassement erledigt haben. Gut möglich, dass es auch Giro-Sieger Richard Carapaz wieder versucht. Schließlich hat sein Ineos-Team bei der Tour alles andere als geglänzt.

Gelbes Trikot: Roglic liegt 57 Sekunden vor seinem Landsmann Pogacar. Doch ausruhen kann sich der Vuelta-Champion nicht. Denn der neun Jahre jüngere Rivale ist immer für eine Attacke gut. So hatte sich Pogacar im vergangenen Jahr bei der Spanien-Rundfahrt auch den dritten Platz geholt.

Deutsche: Maximilian Schachmann könnte dieses Mal sein Glück versuchen, nachdem er sich an den letzten beiden Tagen zurückgehalten hat. Bei Lennard Kämna dürfte nach dem Kraftakt auf den vorigen Etappen die Luft raus sein. Unwahrscheinlich ist auch ein Angriff von Emanuel Buchmann. Der Vorjahres-Vierte, der durch den Sturz bei der Dauphiné-Rundfahrt angeschlagen in die Tour gegangen ist, klagte zuletzt auch noch über eine Erkältung.

+++++17. Septemner 2020+++++

Schon mehr Ausfälle als im gesamten Vorjahr

Eine immens harte Tour de France 2020 fordert ihren Tribut: Bei noch vier ausstehenden Etappen waren bei der 107. Frankreich-Rundfahrt mit 26 Ausfällen bereits deutlich mehr Fahrer ausgeschieden als bei der gesamten Vorjahres-Tour (19). Zuletzt erwischte es den Belgier Jens Debusschere (B&B Hotels-Vital Concept), der am Mittwoch bei der schweren Bergankunft am Col de la Loze außerhalb des Zeitlimits ins Ziel kam.

Damit sind 150 von 176 am 29. August in Nizza gestarteten Radprofis noch dabei. Von den zwölf deutschen Startern ist John Degenkolb (Gera/Lotto-Soudal) aus dem Rennen.

Von den ausfallreichsten Frankreich-Rundfahrten ist die Tour aber weit entfernt. 1913 blieben 114 von 140 Fahrern auf der Strecke, 1918 erreichten 118 von 162 Startern das Ziel nicht. Den höchsten Wert der "Neuzeit" gab es 1998, als sich bei der Skandal-Tour rund um die Festina-Affäre 92 von 189 Teilnehmern vorzeitig verabschiedeten.

+++++16. September 2020+++++

Lopez gewinnt die Königsetappe – Roglic baut Führung aus

Miguel Angel Lopez hat die Königsetappe der 107. Tour de France gewonnen. Der Kolumbianer vom Team Astana holte sich am Mittwoch auf dem 17. Teilstück nach 170 Kilometern mit Start in Grenoble den Sieg auf dem 2304 Meter hohen Col de la Loze vor dem Gesamtführenden Primoz Roglic und dessen Verfolger Tadej Pogacar (beide Slowenien). Gelbträger Roglic baute damit seine Führung in der Gesamtwertung aus.

Der deutsche Youngster Lennard Kämna gehörte einen Tag nach seinem Etappensieg in Villard-de-Lans zunächst einer Ausreißergruppe an, doch bereits am vorletzten Berg musste der Norddeutsche abreißen lassen.

Die letzte Alpen-Etappe über 175 Kilometer von Méribel nach La Roche-sur-Foron ist am Donnerstag nicht mehr gar so schwer, hat aber trotzdem ihre Tücken. Am Ende des letzten Anstiegs zum Plateau des Glières wartet noch eine fast zwei Kilometer lange Schotterpiste. Ein Defekt kann hier gravierende Folgen haben und wäre auf den letzten 31 Kilometern mit der rasenden Abfahrt zum Ziel kaum mehr aufzuholen.

„Habe keine große Solidarität erfahren“

Kevin Reza, einziger schwarzer Radprofi im Feld der 107. Tour de France, hat sich angesichts rassistischer Beleidigungen gegen ihn in den vergangenen Jahren über zu geringe Unterstützung im Peloton beklagt. "Gab es Solidarität? Nicht wirklich", sagte der 32 Jahre alte Franzose dem Internetportal cyclingnews: "Meine engsten Freunde im Feld sind zwar zu mir gekommen, aber generell? Nein, ich habe keine größere Solidarität erfahren, welche die Aufmerksamkeit auf das Geschehene gelenkt hätte."

Reza war bei der Tour de France 2014 vom Schweizer Michael Albasini sowie bei der Tour de Romandie 2017 vom Italiener Gianni Moscon rassistisch beschimpft worden. Zwar meldeten sich danach einige Fahrer kritisch zu Wort, letzten Endes hatten die Fälle aber keine großen Folgen.

"So ist das Peloton nunmal. Es gibt keine große Solidarität im Radsport. Das ist keine Kritik, sondern nur eine Beobachtung", sagte Reza, der für das französische Team B&B-Vital Concept fährt: "Ich bin seit zehn Jahren Radprofi, aber große Solidarität habe ich nie verspürt - und noch weniger zur Zeit der Vorfälle mit Moscon und Albasini."

Reza, der sich viel mit der "Black Lives Matter"-Bewegung auseinandergesetzt habe, fühle sich als schwarzer Profi im Radsport ein Stück weit einsam. "In der NFL, der NBA oder anderen Sportarten sind schwarze Athleten weniger eine Minderheit - oder sogar überhaupt keine Minderheit", sagte er: "Da ist es dann weitaus leichter, eine gewisse Art von Solidarität zur erzeugen. Bei der Tour bin ich jedoch alleine - wenn auch nicht im weltweiten Radsport für den Rest des Jahres."

Ineos nimmt angeschlagenen Titelverteidiger Bernal aus der Tour

Titelverteidiger Egan Bernal steigt aus der 107. Tour de France aus. Der 23 Jahre alte Kolumbianer vom Team Ineos Grenadiers tritt am Mittwoch nicht mehr zur schweren 17. Etappe in den Alpen an. Wie seine Mannschaft am Mittwochmorgen mitteilte, habe man "in Egans bestem Interesse" entschieden, Bernal aus der Frankreich-Rundfahrt zu nehmen.

"Egan ist ein echter Champion, aber er ist auch ein junger Fahrer, der noch viele Tourstarts vor sich hat", sagte Teamchef Dave Brailsford: "Nach Abwägung sind wir an diesem Punkt der Auffassung, dass es klüger für ihn ist, das Rennen zu stoppen."

Bernal zeigte Verständnis. "Das ist sicher nicht die Art und Weise, in der ich meine Tour beenden wollte. Aber ich stimme unter den gegebenen Umständen zu, dass es die richtige Entscheidung ist", sagte er: "Ich freue mich schon, in den kommenden Jahren zur Tour zurückzukehren.

Bernal, der mit Rückenproblemen in die Tour gegangen war, hatte am Sonntag bei der Bergankunft am Grand Colombier 7:20 Minuten auf den Gesamtführenden Primoz Roglic aus Slowenien verloren. Am Dienstag quälte sich Bernal auf der ersten Alpen-Etappe der Schlusswoche fast eine halbe Stunde hinter Sieger Lennard Kämna mit dem Gruppetto ins Ziel.

Das bringt der Tag bei der Tour de France

High Noon in den Alpen: Auf der Königstetappe der 107. Tour de France ist Spannung garantiert. Das Ziel des 17. Teilstücks liegt am Mittwoch in 2304 Metern Höhe. Kommt es am Col de la Loze zum nächsten Schlagabtausch der slowenischen Stars Primoz Roglic und Tadej Pogacar?

STRECKE: Am Ende des 170 Kilometer langen Teilstücks mit Start in Grenoble steht die Kletterpartie zum 2304 Meter hohen Col de la Loze an. Der Anstieg der höchsten Kategorie weist auf 21,5 Kilometer eine durchschnittliche Steigung von 7,8 Prozent auf und bildet das Dach der Tour. Die Rampen sind stellenweise bis zu 20 Prozent steil. Auf dem Weg zur Bergankunft ist zuvor aber noch der Col de la Madeleine, ebenfalls ein 2000er Berg der höchsten Kategorie, zu bewältigen.

GELBES TRIKOT: Die Königsetappe bietet Pogacar womöglich die größte Chance, seinem Landsmann Roglic noch das Gelbe Trikot zu entreißen. „Wenn ich die Chance zum Sieg habe, werde ich die Möglichkeit ergreifen“, kündigte der 21 Jahre alte Tour-Debütant an. 40 Sekunden liegt Pogacar hinter Roglic. In Schlagdistanz ist auch noch der kolumbianische Routinier Rigoberto Uran, der 1:34 Minuten zurückliegt.

DEUTSCHE: Lennard Kämna dürfte sich nach der Triumphfahrt am Dienstag eine kleine Auszeit nehmen. In Bestform wäre die Etappe maßgeschneidert für Emanuel Buchmann. Doch der Vorjahresvierte, der durch den Sturz bei der Dauphiné-Rundfahrt angeschlagen in die Tour gegangen ist, klagte zuletzt auch noch über eine Erkältung.

SPRINTER: Die schnellen Männer müssen leiden. Den Zwischensprint werden Sam Bennett und Co. noch mit dem Peloton erreichen. Doch bei zwei Bergen der höchsten Kategorie geht es anschließend nur noch darum, im Zeitlimit zu bleiben.

+++++ 15. September 2020 +++++

Deutscher Kämna gewinnt erstmals Etappe bei der Tour de France

Überglücklich breitete Lennard Kämna die Arme aus, klopfte sich auf die Brust und schüttelte ungläubig den Kopf. Nach einem schier unglaublichen Soloritt in den Alpen ist das Riesentalent endlich am Ziel seiner Träume angelangt. Der 24-Jährige holte sich am Dienstag nach einer cleveren Attacke 20 Kilometer vor dem Ziel seinen ersten Etappensieg bei der Tour de France. Kämna triumphierte auf dem 16. Teilstück von La Tour-du-Pin nach Villard-de-Lans vor dem Giro d'Italia-Champion Richard Carapaz und sorgte bei seinem x-ten Anlauf für den ersten deutschen Etappensieg seit John Degenkolb vor zwei Jahren in Roubaix.

„Ich kann es noch gar nicht glauben. Das ist ein wunderbarer Tag für mich, einfach großartig. Das bedeutet unglaublich viel für mich“, sagte Kämna und fügte hinzu: „Das ist eine große Erleichterung. Wir hatten so viele Rückschläge. Ich bin auf der letzten Kuppe All in gegangen. Ich wusste, dass mich auf der Abfahrt keiner mehr einholt.“

Diesmal ließ sich Kämna nicht mehr austricksen, nachdem er am Puy Mary vier Tage zuvor noch vom cleveren Kolumbianer Daniel Martinez übersprintet worden war. Am vorletzten Anstieg setzte Kämna die entscheidende Attacke. Danach spielte er seine Zeitfahrqualitäten aus und fuhr dem Kletterspezialisten aus Ecuador mit Leichtigkeit davon.

Womöglich ist in dem Wintersportort nun der Stern von Kämna so richtig aufgegangen. Dem früheren Junioren-Weltmeister trauen die Experten eine Menge zu, womöglich sogar irgendwann den Toursieg. „Ob ich da persönlich jemals hinkommen werde, steht in den Sternen. Man kann nie sagen, ich werde mal gut genug sein, um die Tour zu gewinnen: Es wäre schwachsinnig, das zu behaupten. Das kann auch nicht jeder“, sagte der Youngster.

Der Coup am Dienstag war aber ein Sieg mit Ansage, schon am Ruhetag hatte der Norddeutsche sich diese 16. Etappe ausgeguckt. „Jedes Mal in einer Ausreißergruppe kommen neue Erfahrungen dazu. Es ist immer ein Pokerspiel. Ich habe das Gefühl, dass ich darin besser werde“, sagte Kämna, der für den insgesamt 92. deutschen Etappenerfolg bei der Tour gesorgt hatte. Auch für sein Bora-hansgrohe-Team war es nach den Enttäuschungen der letzten Tage eine große Erleichterung.

Die Favoriten gönnten sich dagegen vor dem Tag der Wahrheit einen weiteren Ruhetag. Mit mehr als zehn Minuten Rückstand rollten die Stars um Gelbträger Primoz Roglic und dessen Landsmann Tadej Pogacar über den Zielstrich. Kräfte schonen war angesagt vor der Königsetappe am Mittwoch zum 2304 Meter hohen Col de la Loze hinauf. Titelverteidiger Egan Bernal verlor erneut den Anschluss zu den Favoriten - womöglich auch aus Kalkül. Das steigert die Chancen des Kolumbianers auf einen Etappensieg in den nächsten Tagen.

Einem spannenden Finale steht auch nichts mehr im Weg. Alle rund um den zweiten Ruhetag durchgeführten 785 Kontrollen auf das Virus waren negativ. Damit können alle 22 Teams die Reise nach Paris fortsetzen. Bis zur Schlussetappe am Sonntag sind keine weiteren Tests mehr vorgesehen. „Besser geht es nicht. Das Konzept funktioniert sehr gut. Ich bin zufrieden, dass niemand positiv getestet wurde“, sagte Kämna.

Auch Tour-Chef Christian Prudhomme saß nach einer Woche Quarantäne wieder im roten Auto der Tour-Organisation mit der Nummer eins. Der 59-Jährige ist negativ auf das Virus getestet worden, nachdem es am ersten Ruhetag noch ein auffälliges Ergebnis bei ihm gegeben hatte.

Kurz nachdem Prudhomme die Startflagge geschwenkt hatte, gingen die Attacken auch schon los. Schnell bildete sich eine große Ausreißergruppe, in der Kämna zusammen mit Teamkollege Daniel Oss vertreten war. Später gesellte sich auch Simon Geschke zu der Gruppe. Der Berliner hatte 2015 in Pra-Loup für den letzten deutschen Erfolg auf einer Tour-Bergetappe gesorgt.

Am Mittwoch wird die Tour mit der Königsetappe fortgesetzt. Am Ende des 170 Kilometer langen Teilstücks mit Start in Grenoble steht die Kletterpartie zum 2304 Meter hohen Col de la Loze an. Der Anstieg der höchsten Kategorie weist auf 21,5 Kilometer eine durchschnittliche Steigung von 7,8 Prozent auf und bildet das Dach der Tour.

Das erwartet die Fahrer auf der 16. Etappe

Mit einer mittelschweren Bergetappe geht die 107. Tour de France an diesem Dienstag in ihre letzte Woche. Mit einem Kräftemessen der Top-Stars ist nicht zu rechnen. Dafür ist das Finale zu leicht, und am Mittwoch wartet die schwere Bergankunft auf dem Col de la Loze. Bevor sich die Räder aber wieder drehen, gibt es erst einmal die Ergebnisse der Corona-Tests vom zweiten Ruhetag.

Strecke: Auf dem 16. Teilstück von La Tour-du-Pin nach Villard-de-Lans sind fünf Anstiege zu bewältigen, allerdings geht es noch nicht die ganz großen Pässe hinauf. 33 Kilometer vor dem Ziel bildet der Montée de Saint-Nizier-du-Moucherotte, ein Berg der ersten Kategorie, mit einer durchschnittlichen Steigung von 6,5 Prozent auf 11,1 Kilometer die schwerste Prüfung des Tages. Der Schlussanstieg ist dagegen nur noch 2,2 Kilometer lang.

Favoriten: Die Tagesentscheidung dürfte eher eine Angelegenheit für bergfeste Fahrer aus der zweiten Reihe sein. Vielleicht ist es auch noch einmal eine Chance für Maximilian Schachmann oder Lennard Kämna. Auch Giro-Champion Richard Carapaz wäre mal ein Kandidat für eine Ausreißergruppe. Schließlich hat er genügend Rückstand in der Gesamtwertung. Dazu haben sich die Aufgaben bei seinem Ineos-Team geändert, nachdem Titelverteidiger Egan Bernal am Sonntag eingebrochen ist.

Gelbes Trikot: Primoz Roglic liegt in der Gesamtwertung 40 Sekunden vor seinem Landsmann Tadej Pogacar. Der Herausforderer muss zwar attackieren, die Angriffe wird er sich aber für die Bergetappe am Mittwoch aufheben.

Corona: Am Morgen werden die Ergebnisse der Corona-Tests vom zweiten Ruhetag bekanntgegeben. Es gilt nach wie vor das strenge Reglement. Sollten zwei Mitglieder eines Teams positiv auf das Virus getestet werden, erfolgt der Ausschluss des ganzen Rennstalls. Zu einer Mannschaft gehören nicht nur die maximal acht Fahrer, sondern auch die jeweiligen Betreuer.

+++++15. September 2020+++++

Alle Corona-Tests am zweiten Ruhetag negativ

Bei den Corona-Tests am zweiten Ruhetag der 107. Tour de France hat es keinen Positivfall gegeben. Damit können alle 156 Fahrer die Reise nach Paris fortsetzen. Das gaben der Veranstalter ASO und der Weltverband UCI vor der 16. Etappe am Dienstag bekannt. Bis zur Schlussetappe am Sonntag sind keine weiteren Tests mehr vorgesehen.

Rund um den zweiten Ruhetag wurden bei allen 22 Mannschaften insgesamt 785 Kontrollen auf das Virus durchgeführt. Laut Reglement führen schon zwei Positivfälle in einem Team zum Ausschluss des ganzen Rennstalls. Zu einem Team gehören dabei nicht nur die acht Fahrer, sondern auch das direkte Umfeld wie Betreuer, Physiotherapeuten oder Sportdirektoren.

Am ersten Ruhetag war noch bei vier Rennställen jeweils ein Betreuer positiv getestet worden, was keine Auswirkungen auf die Teams hatte. Auch Tour-Boss Christian Prudhomme war vergangene Woche positiv getestet worden. Nach einer Woche Quarantäne konnte er nun in den Tross zurückkehren. Bei einer neuen Kontrolle war er negativ auf Corona getestet worden.

Die Teams absolvierten die Rundfahrt bislang in einer sogenannten Blase. Es galten strikte Regeln wie das Tragen von Masken beim Einschreiben, im Bus, im Hotel und bei der Siegerehrung. Dazu wurden die Athleten jeden Tag medizinisch überwacht und auf Symptome untersucht. Nur im Rennen gab es keine Einschränkungen.

+++++15. September 2020++++

Prudhomme negativ getestet - Tourchef kehrt zurück

Tour-Direktor Christian Prudhomme kehrt am Dienstag nach einwöchiger Corona-Zwangspause auf seinen angestammten Posten bei der 107. Frankreich-Rundfahrt zurück. Beim 59-Jährigen wurde bei einer erneuten Testreihe keine Corona-Infektion mehr nachgewiesen. Das berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP.

Prudhomme war beim obligatorischen Test im Rahmen des ersten Ruhetages an der Atlantikküste positiv getestet worden und zog sich seither von der Tour zurück. Sämtliche Tests bei den Fahrern waren negativ gewesen. Das Ergebnis der insgesamt vierten und letzten Testreihe soll vor dem Start der 16. Etappe am Dienstag von La Tour-du-Pin nach Villard-de-Lans verkündet werden.

Wie bereits in der Vorwoche gilt: Zwei positive Tests in einem Team - egal ob Fahrer, Mechaniker oder Masseur - führen zum Ausschluss der betroffenen Mannschaft.

+++++13. September 2020+++++

Pogacar siegt auf dem Grand Colombier

Der Slowene Tadej Pogacar hat bei der 107. Tour de France die Bergankunft auf dem Grand Colombier gewonnen. Der 21-Jährige holte sich am Sonntag auf dem 17,4 Kilometer langen Schlussanstieg den Sieg der 15. Etappe im Sprint vor seinem Landsmann Primoz Roglic, der damit das Gelbe Trikot des Gesamtersten erfolgreich verteidigte. Dritter wurde der Australier Richie Porte.

Der große Verlierer war der kolumbianische Titelverteidiger Egan Bernal, der mit großem Rückstand ins Ziel kam und seine Chancen auf den Gesamtsieg einbüßte. Auch der zweimalige Tour-Zweite Nairo Quintana verlor viel Zeit.

Nach der Kletterpartie wartet am Montag der zweite Ruhetag. Dabei stehen die nächsten Corona-Tests im Blickpunkt. Sollten zwei Mitglieder eines Teams positiv auf das Virus getestet werden, erfolgt der Ausschluss des ganzen Rennstalls. Zu einer Mannschaft gehören nicht nur die acht Fahrer, sondern auch die jeweiligen Betreuer. Bis zum Beginn der 16. Etappe, die am Dienstag über 164 Kilometer von La Tour-du-Pin nach Villard-de-Lans führt, sollen die Ergebnisse der Kontrollen vorliegen.

+++++12. September 2020+++++

Kragh Andersen gewinnt 14. Etappe - Roglic weiter in Gelb

Der Däne Sören Kragh Andersen hat die 14. Etappe der 107. Tour de France gewonnen. Der 26-Jährige vom deutschen Sunweb-Team holte sich am Samstag nach 194 Kilometern von Clermont-Ferrand nach Lyon im Alleingang den Sieg vor Luka Mezgec aus Slowenien und dem Italiener Simone Consonni.

Im Gesamtklassement blieb alles beim Alten. Der Slowene Primoz Roglic liegt als Träger des Gelben Trikot weiterhin 44 Sekunden vor seinem jungen Landsmann Tadej Pogacar. Dritter ist 59 Sekunden zurück der kolumbianische Vorjahressieger Egan Bernal.

Am Sonntag kommt es auf der 15. Etappe mit der Bergankunft auf dem 1501 Meter hohen Grand Colombier zum nächsten Schlagabtausch der Top-Stars. Auf dem 174,5 Kilometer langen Teilstück mit Start in Lyon startet die Kletterpartie bereits nach gut 100 Kilometern, wenn zunächst der Montée de la Selle de Fromental und dann der Col de la Biche, zwei Anstiege der ersten Kategorie, gemeistert werden müssen.

+++++ 11. September 2020 +++++

Lennard Kämna verpasst Etappensieg - Maximilian Schachmann Dritter

Lennard Kämna verausgabte sich im Bergsprint völlig und fuhr mit schmerzverzerrtem Gesicht doch am Etappensieg vorbei, den großen Kämpfer Maximilian Schachmann verließen am steilen Pas de Peyrol die letzten Kräfte: Die jungen deutschen Radprofis haben nach einer couragierten Leistung am Gipfel des Zentralmassivs denkbar knapp einen Riesen-Coup bei der 107. Tour de France verpasst.

Während Top-Favorit Primoz Roglic am Puy Mary seine Führung in der Gesamtwertung ausbaute, blieb dem Duo vom deutschen Team Bora-hansgrohe der Lohn für eine Wahnsinns-Performance verwehrt. Beim Tageserfolg des Kolumbianers Daniel Martinez mussten sich Kämna (+ 0:04 Minuten) und Schachmann (+ 0:51) mit den undankbaren Plätzen zwei und drei begnügen.

Jumbo-Visma-Kapitän Roglic hat als Träger des Gelben Trikots nun 44 Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann Tadej Pogacar (Slowenien/UAE-Team Emirates). Dritter ist Titelverteidiger Egan Bernal (Ineos-Grenadiers), der 59 Sekunden zurückliegt und zu den Verlierern des Tages zählte. Der Kolumbianer beugte sich im Ziel völlig entkräftet über sein Rad.

Erschöpft waren auch Kämna und Schachmann, der nur einen Tag nach seinem starken sechsten Platz in Sarran erneut über sich hinauswuchs. Der 26-Jährige hatte zwei Wochen vor dem Tour-Start einen Schlüsselbeinbruch erlitten, auf den 191,5 km und sieben Bergwertungen zwischen Chatel-Guyon und dem Puy Mary Cantal war er wieder im Vollbesitz seiner Kräfte.

Die Aussicht auf die wohl schwierigste Etappe mit sieben Bergwertungen hielt das Feld nicht von einem Schnellstart ab. Früh wurde ein hohes Tempo angeschlagen, für die Sprinter begann schon nach wenigen Kilometern der Kampf gegen das Zeitlimit. Nach dem ersten Renndrittel bremste das Peloton aber vorübergehend ab.

Zu den vielen Fahrern, die sich in die Flucht wagten, zählte der bislang unauffällige Simon Geschke (CCC Team). Später stießen auch die beiden Bora-Profis Schachmann und Lennard Kämna (Wedel) dazu.

Die große Gruppe um das deutsche Trio, die nach rund 60 km den Zusammenschluss fand, wurde vom Hauptfeld ein Vorsprung gewährt, der ihr die Chance auf den Etappensieg ermöglichte.

Rund 35 km vor dem Ziel fand die harmonische Zusammenarbeit an der Spitze ein Ende. Als erster Ausreißer attackierte der US-Amerikaner Neilson Powless (EF Education First), wenig später suchte Schachmann das Weite. Mit vereinten Kräften baute das Duo den Vorsprung auf den Rest der Fluchtgruppe auf knapp eine Minute aus, dann zog Schachmann erneut davon und nahm das überaus steile Finale als Solist in Angriff.

Der Vorsprung schmolz, als Martinez das Tempo erhöhte. Nur Kämna konnte folgen, 1,6 km vor dem Ziel war Schachmann eingeholt. Im Finale musste Schachmann dann abreißen lassen. Auf der Zielgeraden forcierte Kämna eine letzte Attacke - sie war vergeblich.

Nach zwei Tagen im Zentralmassiv biegt die Große Schleife am Samstag in die entscheidende Phase in Richtung Alpen ein. Vor den Prüfungen im Hochgebirge können die Favoriten auf das Gelbe Trikot aber nochmals durchatmen. Die 194 km lange 14. Etappe von Clermont-Ferrand nach Lyon ist als Flachetappe deklariert - auch wenn das angesichts von fünf gewerteten Bergen eine ziemliche Mogelpackung ist.

+++++10. September 2020+++++

Schweizer Hirschi gewinnt längste Etappe der Tour - Roglic weiter in Gelb

Allen Schmerzen zum Trotz schmiss sich Maximilian Schachmann in die Kurven und ging jede Attacke mit, doch das Happy End blieb dem tapferen Berliner verwehrt. 26 Tage nach seinem Schlüsselbeinbruch verpasste der deutsche Ex-Meister seinen ersten Etappensieg bei der Tour de France und musste sich mit einem starken sechsten Platz zufrieden geben. Stattdessen holte sich der junge Schweizer Marc Hirschi vom deutschen Sunweb-Team am Donnerstag den Sieg in Sarran, wo 19 Jahre zuvor schon Jens Voigt seinen ersten Triumph bei der Frankreich-Rundfahrt gefeiert hatte. Hirschi siegte auf der längsten Etappe der diesjährigen Tour nach 218 Kilometern vor dem Franzosen Pierre Rolland und dem Dänen Sören Kragh Andersen.

Doch der Auftritt von Schachmann war famos, zumal sein Schlüsselbeinbruch von der Lombardei-Rundfahrt noch gar nicht ausgeheilt ist. Allein der große Kampf wurde nicht belohnt, knapp 50 Sekunden hinter Hirschi erreichte Schachmann das Ziel. Damit wartet der deutsche Radsport weiterhin auf den ersten Tour-Etappensieg seit John Degenkolb vor zwei Jahren in Roubaix.

Gut 40 Kilometer vor dem Ziel war Schachmann in einer sechsköpfigen Gruppe ausgerissen. Am Anstieg zum Suc au May, einem Berg der ersten Kategorie, konnte sich der erst 22-jährige Hirschi absetzen. Schachmann und der Spanier Marc Soler machten sich auf die Verfolgung, schafften es aber nicht und wurden stattdessen von der Gruppe um Superstar Julian Alaphilippe eingeholt. Nur der Schweizer hielt alle auf Distanz und durfte nach einem zweiten Platz in Nizza und Rang drei in Laruns erstmals jubeln.

Den Top-Favoriten war der Ausreißer-Sieg ganz recht, mussten sie doch vor der schweren Bergetappe keine zusätzlichen Kräfte vergeuden. Damit wird der slowenische Vuelta-Champion Primoz Roglic auch am Freitag zum vierten Mal in Serie das Gelbe Trikot tragen. Der frühere Skispringer liegt 21 Sekunden vor Titelverteidiger Egan Bernal. Dritter ist 28 Sekunden zurück der Franzose Guillaume Martin.

Direkt nach dem Start gingen Nils Politt und Max Walscheid in eine Ausreißergruppe, die schnell auf sechs Fahrer anwuchs und mehr als 160 Kilometer im Wind fuhr. So ging es durch die Heimat des im vergangenen Jahr verstorbenen Radstars Raymond Poulidor. Doch auch ein Wahnsinns-Tempo von 51,4 km/h brachte dem Sextett keinen großen Vorsprung, weil im Feld vor allem Bora-hansgrohe viel arbeitete.

Für die deutsche Mannschaft war es bislang eine enttäuschende Tour. Die Podiumsträume von Emanuel Buchmann sind bereits geplatzt und für Peter Sagan rückt das Grüne Trikot in immer weitere Ferne, nachdem er am Vortag wegen seines Remplers gegen Wout van Aert auf Platz 85 strafversetzt worden war. „Ich sehe nicht, dass meine Bewegung sehr gefährlich war“, sagte Sagan am Donnerstag und wollte das Grüne Trikot noch nicht abschreiben.

Unterdessen wurden die strikten Corona-Regeln ein wenig entschärft. Wenn am zweiten Ruhetag die nächsten Kontrollen durchgeführt werden, müssen die vier Rad-Teams mit einem Positivfall im Betreuerstab bei einer weiteren Infektion nicht direkt das Rennen verlassen. Demnach fangen alle 22 Rennställe wieder bei Null an. Es gilt dann aber weiterhin, dass zwei Positivfälle zum Ausschluss des ganzen Rennstalls führen.

Bei der ersten Testreihe am ersten Ruhetag waren Betreuer aus den Mannschaften der Topfahrer Egan Bernal (Ineos-Grenadiers), Guillaume Martin (Cofidis), Romain Bardet (AG2R La Mondiale) und Adam Yates (Mitchelton-Scott) positiv getestet worden. Auch Tour-Chef Christian Prudhomme hatte einen auffälligen Befund und musste das Rennen vorerst verlassen.

Am Freitag sind die Top-Favoriten wieder gefordert, wenn auf der 13. Etappe über 191,5 Kilometer von Châtel-Guyon nach Puy Mary Cantal insgesamt sieben Bergwertungen im Zentralmassiv mit 4400 Höhenmetern warten. Das Ziel liegt außerdem in 1589 Metern Höhe.

+++++9. September 2020+++++

Ewan gewinnt Zielsprint - Roglic weiter in Gelb

Caleb Ewan hat die elfte Etappe der 107. Tour de France gewonnen. Der Australier siegte am Mittwoch nach 167,5 Kilometer von Châtelaillon-Plage nach Poitiers im Massensprint vor Peter Sagan und Sam Bennett. Das Gelbe Trikot des Gesamtersten verteidigte der slowenische Vuelta-Champion Primoz Roglic erfolgreich. Der Ex-Skispringer liegt weiterhin 21 Sekunden vor dem kolumbianischen Titelverteidiger Egan Bernal.

Am Donnerstag wird die Tour mit der längsten Etappe fortgesetzt, wenn es über 218 Kilometer von Chauvigny nach Sarran Corrèze geht. Zwei Berge der vierten sowie jeweils ein Anstieg der dritten und zweiten Kategorie könnten Ausreißern eine Chance bieten.

+++++8. September 2020+++++

Belgier Bennett gewinnt zehnte Tour-Etappe - Greipel starker Sechster

Sam Bennett hat sich auf der Ile de Re zum Sprintkönig gekürt und erstmals im Massenspurt bei der 107. Tour de France triumphiert. Im Kräftemessen der schnellen Kerle auf der windumtosten zehnten Etappe rang der Ire vom Team Deceuninck-Quick Step seinen australischen Rivalen Caleb Ewan (Australien/Lotto nieder. Ex-Weltmeister Peter Sagan (Slowakei) verlor mit Platz drei das Grüne Trikot an seinen langjährigen Bora-Teamkollegen Bennett.

"Ich danke allen Menschen, die mich hierhin begleitet haben", sagte Bennett unter Tränen: "Sorry, ich will keine Heulsuse sein."

Erfreulich auf deutscher Sicht: Routinier Andre Greipel, der in der ersten Tour-Woche so leiden musste, sprintete erstmals mit und kam auf einen starken sechsten Platz in einem packenden Finale auf der Atlantik-Insel - nach dem großen Corona-Trubel um den positiv getesteten Tour-Direktor Christian Prudhomme ging es bei der Frankreich-Rundfahrt nach dem ersten Ruhetag auch sportlich richtig zur Sache.

Das Gelbe Trikot des Gesamtführenden verteidigte der Slowene Primoz Roglic ohne große Mühe. Emanuel Buchmann rollte mit Rückstand ins Ziel - der in der Pyrenäen schwer geschlagene Bora-Kapitän hatte am Ruhetag seine Klassement-Ambition für hinfällig erklärt.

Am Start auf der Ile d'Oleron hatten am Mittag alle 165 noch im Rennen verbliebenen Fahrer gestanden, auf die Reise schickte sie - nicht Tour-Chef Christian Prudhomme. Dieser war nämlich bereits in Quarantäne, nachdem er am Ruhetag positiv auf eine Corona-Infektion getestet worden war.

"Das zeigt, dass es auch hier jeden erwischen kann", sagte Sunweb-Profi Nikias Arndt. Bei ihm und allen anderen Fahrern fielen die routinemäßigen Tests - die ersten seit Tourstart - negativ aus, das befürchtete Chaos stellte sich nicht ein. Jedoch mussten insgesamt vier Betreuer nach positiven Befunden die Heimreise antreten.

Beim "Insel-Hopping" von der Ile d'Oleron zur Ile de Re sorgte wie befürchtet auch starker Wind für Hektik im Feld. Bei einem der Stürze auf gerader Strecke kamen von den Favoriten der slowenische Laruns-Etappensieger Tadej Pogacar, Siebter des Gesamtklassements, und der drittplatzierte Franzose Guillaume Martin zu Fall, schafften aber mit einiger Mühe den Anschluss ans Feld.

Auch der Kölner Nils Politt vom Team Israel Start-Up Nation stürzte, danach hielt er sich immer wieder sichtlich unter Schmerzen die Schulter und konnte in der schnellen Schlussphase das Tempo im Feld nicht mehr mitgehen. Wenig später erwischte es auch Debütant Jonas Koch - vom Glück verfolgt sind die deutschen Profi bei der Tour 2020 nicht.

Auch am Mittwoch ist in Poitiers eine Sprintankunft zu erwarten, danach verabschieden sich Bennett, Sagan und Co. aus dem Scheinwerferlicht, die harten Tage im Zentralmassiv und in den Alpen beginnen.


+++++8. September 2020+++++

Frankreichs Premier muss nach Autofahrt mit Tourchef zum Corona-Test
Frankreichs Premierminister Jean Castex muss sich einem Corona-Test unterziehen. Der 55-Jährige hatte nach Angaben seines Büros vom Dienstag Kontakt zum Direktor der Tour de France, Christian Prudhomme, der zuvor positiv getestet worden war. Beide hatten am Samstag nebeneinander im Auto gesessen und die achte Etappe des Fahrradrennens verfolgt. "Sie trugen Masken und hielten die Corona-Regeln ein", betonte das Büro des Premiers.

Präsident Emmanuel Macron rief die Bürger wegen der massiv gestiegenen Infektionszahlen auf, "wachsamer" zu sein. "Oft gibt es Ansteckungen bei privaten Feiern und Treffen mit der Familie." Nach seinen Angaben wird die Regierung am Freitag neue Schutzmaßnahmen prüfen.

Macron äußerte sich nach einer Rede vor Berufsschülern in Aulnat in der Auvergne. Bei der Ansprache erlitt er einen Hustenanfall und zog seine Maske aus, um ein Glas Wasser zu trinken. Danach hustete er in die Hand, bevor er eine "leichtere Maske" gereicht bekam.

+++++8. September 2020+++++

Tourchef Prudhomme positiv auf Corona getestet - alle Fahrer negativ

Am Samstag verfolgte Christian Prudhomme die erste Pyrenäen-Etappe mit Premierminister Jean Castex im Direktions-Auto, am Montagabend war er Ehrengast einer Cocktailparty - und am Dienstag in Quarantäne: Ausgerechnet der mächtige Boss der Tour de France hat für den ersten prominenten Coronafall der Frankreich-Rundfahrt gesorgt. Alle Fahrer überstanden den Testmarathon rund um den ersten Ruhetag hingegen mit negativem Ergebnis.

"Das ist natürlich nicht gut. Ich hoffe, dass Prudhomme mit keinem Fahrer in Kontakt geraten ist", sagte der deutsche Tour-Profi Simon Geschke, als die Nachricht kurz vor dem Start der elften Etappe an der westfranzösischen Atlantikküste die Runde machte: "Ich habe ihm zumindest noch nicht die Hand gegeben."

Der 59 Jahre alte Prudhomme war da schon auf dem Weg in die Quarantäne. "Ich werde die Tour für acht Tage verlassen. Ich werde es so handhaben, wie es jeder Angestellte in Frankreich in so einem Fall machen müsste", sagte der Direktor des Tour-Ausrichters ASO. Wie mit seinen Kontaktpersonen verfahren wird, war zunächst nicht bekannt.

Von denen hat Prudhomme reichlich: Der Mann, der seit anderthalb Jahrzehnten tv-wirksam den Etappenstart herbeiwinkt, ist bekannt wie ein bunter Hund. "Prudhomme ist immer ein sehr gefragter Mensch und unter den meisten Leuten", sagte CCC-Profi Geschke: "Dass wir Fahrer in der Blase ohne positiven Test waren, überrascht mich hingegen nicht." Sein Sunweb-Kollege Nikias Arndt meinte: "Das mit Prudhomme zeigt, dass es jeden erwischen kann. Uns war bewusst, dass es auch hier in der Blase einen positiven Test hätte geben können."

Während Prudhomme auch in Coronazeiten das nahezu normale Tourleben mit seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen lebte, waren die Teams peinlich darauf bedacht, in ihrer Blase zu bleiben. Zwar war auch dies mit Restrisiken behaftet, zumal an den Pyrenäen-Anstiegen Fanmassen den Fahrern nahe kamen.

Doch die Disziplin der Profis scheint groß genug gewesen zu sein, dass alle Fahrer im Rennen bleiben durften. Von den rund 650 getesteten Personen in den 22 Mannschaften lieferte beim ersten Test seit dem Start in Nizza (den nächsten gibt es am zweiten Ruhetag) je ein Mitarbeiter von Cofidis, AG2R, Ineos Grenadiers und Mitchelton-Scott ein positives Ergebnis ab, die vier Personen haben die Tour verlassen. Das befürchtete Chaos blieb aber aus.

"Für uns ist das sehr wichtig zu sehen, dass die Blase hält - zu 90 Prozent geht es bis nach Paris", sagte der Kölner Profi Nils Politt. Nicht nur ihm war die Erleichterung anzumerken, schließlich wären die Maßnahmen hart gewesen: Zwei positive Tests in einem Team - und die gesamte Mannschaft wäre raus gewesen.

"Es gibt klare Regeln. Wenn wir nach Hause fahren hätten müssen, wäre es eben so gewesen", sagte Andre Greipel, Teamkollege Politts bei Israel Start-Up Nation. So aber könnte das System-Tour zum Vorbild werden. "Das ist hier ja eine Art Versuchsobjekt für den gesamtem Sport", sagte Greipel: "auch der Fußball sieht, dass es nicht unmöglich ist, dass es Veranstaltungen gibt, wo auch Fans involviert sind. Das macht ja den Sport aus."

+++++8. September 2020+++++

Das erwartet die Fahrer auf der 10. Etappe

Nach dem Ruhetag geht es bei der 107. Tour de France am Atlantik weiter. Die größte Herausforderung dürfte auf der zehnten Etappe der Wind sein. Ansonsten rüsten sich die Sprinter für eine weitere Massenankunft.

Strecke: Vom Profil her ist die zehnte Etappe ein Traum für die Sprinter. Über 168,5 Kilometer verläuft das Teilstück am Dienstag von Le Château-d'Oléron nach Saint-Martin-de-Ré über komplett flaches Terrain an der Atlantikküste. Doch Vorsicht ist geboten. Sollte es windig sein, kann das Feld komplett auseinanderreißen. Da reicht schon ein technischer Defekt, um so manche Tour-Träume platzen zu lassen.

Favoriten: Wenn alles normal läuft, dürften die schnellen Männer um Caleb Ewan (Australien) und Sam Bennett (Irland) ihre Chance in einem Massensprint suchen. Zudem bietet sich Bennett die Chance, das Grüne Trikot des Punktbesten von seinem früheren Teamkollegen und Ex-Weltmeister Peter Sagan zurückzuholen. Im Sprint ist auch mit dem routinierten Auftaktsieger Alexander Kristoff (Norwegen) immer zu rechnen.

Gelbes Trikot: Nachdem sich der Slowene Primoz Roglic am Sonntag mit dem Gelben Trikot einen Kindheitstraum erfüllt hat, wird er es kaum so schnell abgeben wollen. 21 Sekunden liegt er vor Titelverteidiger Egan Bernal. Der Vorsprung sollte bis zu den nächsten Bergetappen halten, wenn keine Panne dazwischen kommt.

Deutsche: Das deutsche Bora-hansgrohe-Team hat seinen Plan geändert und geht nun auf einen Etappensieg. Doch wer soll es richten? Auf der Flachetappe werden die deutschen Akteure des Teams kaum etwas ausrichten können. Das wäre eher eine Angelegenheit für André Greipel. Doch der Altstar aus dem Israel-Team quält sich seit Tagen mit Sturzverletzungen über die Straßen. Ob es am Ruhetag besser geworden ist?

+++++8. September 2020++++

Verdächtiger Corona-Test sorgt bei Alaphilippe-Team für Aufregung

Ein verdächtiger Corona-Test hat kurzfristig beim belgischen Radrennstall Deceuninck-Quick Step vor der zehnten Etappe der Tour de France für Aufregung gesorgt. Ein Mitarbeiter des Teams wurde am Dienstagmorgen mit dem Krankenwagen abgeholt. Der Nachtest erwies sich allerdings als negativ. „Wir werden das Rennen ganz normal fortsetzen“, teilte die Mannschaft um den französischen Superstar Julian Alaphilippe mit.

Rund um den ersten Ruhetag wurden bei allen 22 Mannschaften insgesamt über 600 Kontrollen auf das Virus durchgeführt. Laut Reglement führen schon zwei Positivfälle in einem Team innerhalb von sieben Tagen zum Ausschluss des ganzen Rennstalls. Zu einem Team gehören dabei nicht nur die acht Fahrer, sondern auch das direkte Umfeld wie Betreuer, Physiotherapeuten oder Sportdirektoren.

Die Teams absolvierten die Rundfahrt bislang in einer sogenannten Blase. Es galten strikte Regeln wie das Tragen von Masken beim Einschreiben, im Bus, im Hotel und bei der Siegerehrung. Dazu wurden die Athleten jeden Tag medizinisch überwacht und auf Symptome untersucht. Nur im Rennen gab es keine Einschränkungen.

+++++7. September 2020+++++

Buchmann geht auf Etappensiege, statt auszusteigen

Im Segler- und Surferparadies La Rochelle ließ sich bei strahlendem Sonnenschein die Frustbewältigung bei Emanuel Buchmann ein wenig angenehmer betreiben. Ein paar Kilometer spulte der angeschlagene Radstar auf seinem Arbeitsgerät an der Atlantikküste ab, ansonsten stand Regeneration ganz oben auf dem Tagesprogramm. In Angriffslaune war der Vorjahresvierte am Ruhetag der 107. Tour de France aber noch lange nicht. „Die Enttäuschung ist natürlich groß, wenn man sich ein Jahr darauf vorbereitet. Das ist kein schönes Gefühl“, sagte Buchmann auf einer Pressekonferenz in La Rochelle.

An Aufgabe denke er aber nicht. „Bei der Tour steigt man nicht einfach so aus. Die will man schon zu Ende bringen“, sagte der Ravensburger und kündigte einen neuen Anlauf für die nächsten Jahre an: „Ich weiß nach wie vor, dass ich es kann. Da ändert sich für die nächsten Jahre nichts. Die Werte waren vor der Tour auch andere.“

Den freien Tag am Atlantik nutzte das Team, um eine Planänderung zu vollziehen. Denn von den Podiumsträumen ist nichts mehr übrig geblieben, nachdem Buchmanns sensibler Motor am Wochenende in den steilen Pyrenäen gefährlich in den roten Bereich geraten war. „Das Gesamtklassement ist hinfällig. Wir werden versuchen, auf Etappensiege zu fahren“, sagte Sportdirektor Enrico Poitschke der Deutschen Presse-Agentur und formulierte die neue Ausrichtung. Alles andere wäre bei fast sechs Minuten Rückstand in der Gesamtwertung auch unrealistisch gewesen.

Dabei hatte Buchmann so sehr auf das große Ziel hingearbeitet, sogar mit dem ganz großen Coup geliebäugelt. Entsprechend war die Stimmung des 27-Jährigen nach dem Systemausfall auf den Rampen im Grenzgebirge im Keller. „Mental ist es schwer zu akzeptieren, dass man nicht ganz vorne mitfahren kann. Er hat monatelang darauf hingearbeitet. Wenn man dann angeschlagen in die Tour geht und merkt, dass es nicht funktioniert, ist das hart“, ergänzte Poitschke. Durch den Sturz bei der Dauphiné-Rundfahrt habe das Leichtgewicht aus dem Bora-hansgrohe-Team aber zu viele Trainingstage, zu viel Energie verloren. 15 bis 20 Watt habe er verloren, meinte Buchmann.

Was wäre sonst wohl möglich gewesen? „Viel“, sagte Teamchef Ralph Denk der dpa: „Die Leistungen sind ja messbar. Dieses Tempo der Favoritengruppe wäre er mit seiner Dauphiné-Form relativ leicht ohne besondere Quälerei mitgegangen.“ Stattdessen wurde er abgehängt, als die Stars um den neuen Gelbträger Primoz Roglic beim ersten Kräftemessen ernst machten.

So glich das Kyriad-Hotel in Aytré unweit von La Rochelle entfernt einem kleinen Sanatorium. Denn auch die drei Teamkollegen Maximilian Schachmann, Lennard Kämna und Gregor Mühlbauer kurierten Sturzverletzungen aus. „Der Körper geht in eine Art Notmodus. Bis hierher und nicht weiter“, sagte Lennard Kämna dem ZDF und fügte hinzu: „Wir erholen uns langsam. Ich glaube, dass wir in der zweiten und dritten Woche besser fahren werden.“ Und Schachmann betonte: „Wir sind keine gebrochene Truppe.“

Dann soll ein Etappensieg als Mindestziel herausspringen. Man werde nun schauen, welche Etappen Buchmann liegen. Und auch Schachmann, bei dem drei Wochen nach seinem Schlüsselbeinbruch die Werte besser werden, könnte noch eine Rolle spielen. „Aber an erster Stelle steht die Verteidigung des Grünen Trikots“, betonte Poitschke mit Blick auf die Punktewertung, die Ex-Weltmeister Peter Sagan noch knapp anführt. Richtig überzeugen konnte der Slowake aber auch nicht, was auch Denk aufgefallen ist: „Im Mann-gegen-Mann-Duell der besten Sprinter ist er im Moment nicht konkurrenzfähig.“

Apropos Konkurrenzfähigkeit. Damit Situationen wie in diesem Jahr, als Buchmann recht früh allein am Berg war, nicht mehr auftreten, hat sich der Rennstall mit dem gestandenen Rundfahrer Wilco Kelderman für die neue Saison verstärkt. Aktuell kann der 29-jährige Niederländer und frühere Vuelta-Vierter aber nicht helfen.

+++++6. September 2020+++++

Buchmanns Podest-Traum platzt in den Pyrenäen

Pleite in den Pyrenäen: Radprofi Emanuel Buchmann muss seinen Traum vom Podium der Tour de France begraben. Der angeschlagene deutsche Hoffnungsträger hielt beim zweitägigen Kletter-Spektakel in Südfrankreich nicht wie erhofft mit den Besten mit und verlor viel Zeit auf die kompromisslosen Rivalen.

"Ich habe mich richtig schlecht gefühlt, war schon früh am Limit. Ich habe mein Bestes gegeben, aber mehr war nicht möglich", sagte der sichtlich geknickte Buchmann am Sonntag im empfindlich kühlen Zielort Laruns.

Buchmann ist mit nun 5:45 Minuten Rückstand auf den neuen Spitzenreiter Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma) 18. der Gesamtwertung. Am ersten Ruhetag am Montag, wenn die dritte Corona-Testreihe der Tour 2020 ansteht, wird bei Buchmanns Team Bora-hansgrohe über die weitere Strategie entschieden. Die Ziele dürften nach unten korrigiert werden.

Nach dem ersten Rückschlag am Samstag lief es für den 27 Jahre alten Bora-Kapitän erneut nicht wie gewünscht. Der Vorjahresvierte Buchmann erreichte das Ziel der zweiten Pyrenäenetappe nach 153 km in Laruns als 23., 4:12 Minuten hinter Tagessieger Tadej Pogacar (Slowenien/UAE-Team Emirates).

Ums Gelbe Trikot streiten andere. Topfavorit Roglic, der den Briten Adam Yates (Mitchelton-Scott) an der Spitze ablöste, Pogacar und Titelverteidiger Egan Bernal (Kolumbien/Ineos Grenadiers) agierten in den Pyrenäen auf Augenhöhe. Roglic führt mit 21 Sekunden vor Bernal.

"Keine Zeit verlieren" - das war am Sonntag das große Ziel des Bora-Teams, das sich angesichts des fordernden Profils als schwieriges Unterfangen erwies. Der Plan, einen Fahrer als späten Buchmann-Helfer in eine Ausreißergruppe zu schicken, ging auf - eine Flucht war vom Feld mit hohem Anfangstempo allerdings lange unterbunden worden. Letztlich schaffte Lennard Kämna den Sprung nach vorne.

Die schonungslose Fahrweise forderte bald Tribut. Schon am ersten schweren Anstieg, dem verregneten Col de la Hourcere, war das Hauptfeld auf die Favoritengruppe geschrumpft, Buchmann geriet erstmals in leichte Schwierigkeiten. Noch hielt er aber den Anschluss.

Schon zu Beginn des Col de Marue Blanque änderte sich dies: Buchmann hatte zwei Helfer an seiner Seite, konnte der harten Gangart vom Roglics Jumbo-Mannschaft aber nicht mehr folgen. Sichtlich angeschlagen kämpfte er sich ins Ziel, es ging nur noch um Schadensbegrenzung.

Dass Buchmanns Traum vom Podium in diesem Jahr wohl unerfüllt bleibt, hatte sich schon tags zuvor angedeutet. Über eine Minute hatte er auf die Topstars um Roglic und Bernal auf dem Weg nach Loudenvielle verloren. "Das ist nicht das, was ich wollte und wie ich gerne fahren möchte", hatte er anschließend gesagt, "aber es geht wohl noch nicht besser nach dem Sturz."

Zwei Wochen vor dem Tour-Start war Buchmann bei der Dauphine schwer zu Fall gekommen, beim Grand Depart in Nizza waren die Blessuren noch nicht voll ausgeheilt. Die langen Tage im Sattel während der ersten Tour-Woche wirkten sich zwar positiv auf Buchmanns Fitness aus, im Vollbesitz seiner Kräfte ist er aber noch nicht. "Es fehlen einfach die letzten paar Prozent, um mitzufahren. Aber hat super gekämpft", sagte Boras Sportlicher Leiter Enrico Poitschke am Sonntag.

Buchmann zählte am bislang schwierigsten Wochenende zu den Verlierern, doch andere traf es noch viel härter. Frankreichs Hoffnungsträger Thibaut Pinot erlebte an beiden Tagen ein Drama. Bitter für die Gastgeber: Auch für Publikumsliebling Julian Alaphilippe ist das Maillot jaune außer Reichweite.

Am Montag legt die Tour erstmals eine Pause ein - dennoch bleibt die Anspannung unter den Teams groß: Erstmals seit fast zwei Wochen werden alle Fahrer und Teammitglieder auf COVID-19 getestet. Zwei positive Ergebnisse führen zum Ausschluss der gesamten Mannschaft, auch wenn nur Mitglieder des Betreuerstabs betroffen sind.

+++++6. September 2020+++++

Pogacar gewinnt letzte Pyrenäen-Etappe - Buchmann verliert erneut Zeit

Favorit Primoz Roglic hat bei der 107. Tour de France die Gesamtführung übernommen. Der Slowene belegte auf der zweiten Pyrenäen-Etappe der 107. Tour de France den zweiten Platz und verdrängte damit den bisherigen Erste Adam Yates. Den Sieg am Sonntag holte sich nach einem erfolgreichen Ausreißversuch nach 153 Kilometern von Pau nach Laruns der Slowene Tadej Pogacar, Dritter wurde Marc Hirschi aus der Schweiz. Der Vorjahresvierte Emanuel Buchmann musste dagegen wie am Vortag abreißen lassen und verlor erneut Zeit.

Die Tour wird nach einem Ruhetag am Dienstag mit der zehnten Etappe an der Atlantikküste fortgesetzt, wenn es von der Île d'Oléron Le Château-d'Oléron zur Île de Ré Saint-Martin-de-Ré über 168,5 Kilometer geht. Die Strecke ist komplett flach. Allerdings könnte der Wind eine große Rolle spielen.

+++++5. September 2020++++

Buchmann in den Pyrenäen abgehängt

Emanuel Buchmann rollte mit gesenktem Kopf Richtung Teambus, seine Stimmung war so grau wie der Himmel über dem Zielort Loudenvielle. "Das ist nicht das, was ich wollte und wie ich gerne fahren möchte, aber es geht wohl noch nicht besser nach dem Sturz", sagte Buchmann, nachdem er auf der ersten Pyrenäen-Etappe der Tour de France mehr als eine Minute auf seine Rivalen verloren hatte - der Traum vom Podest droht früh zu platzen.

Während der Franzose Nans Peters (AG2R) nach 141 km und den berüchtigten Port de Bales und Peyresourde einen Ausreißersieg feierte, verlor Buchmann am letzten Berg den Anschluss an die Favoritengruppe. "Heute lief es nicht so gut bei mir, als es richtig abging zum Schluss. Ich habe mich nicht gut gefühlt und musste reißen lassen", sagte er: "Ich bin einfach mein Tempo gefahren und habe versucht, so wenig Zeit wie möglich zu verlieren."

Das gelang nur teilweise. Der Brite Adams Yates (Mitchelton-Scott) verteidigte das Gelbe Trikot erfolgreich vor Topfavorit Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma), beide erreichten das Ziel 6:40 Minuten nach Peters. Bora-hansgrohe-Kapitän Buchmann hatte als Tages-25. 7:43 Minuten Rückstand und ist im Gesamtklassement 1:25 Minuten hinter Yates Elfter.

Dass er in der entscheidenden Phase des Rennens wieder ohne Helfer dastand, wollte Buchmann nicht als Grund für den Rückschlag gelten lassen. "Die Jungs haben bis zum vorletzten Berg einen guten Job gemacht. Es hat einfach bei mir gefehlt, da kann man der Mannschaft nicht die Schuld geben", sagte der 27-Jährige, der kurz vor der Tour schwer gestürzt war und mit den Folgen immer noch kämpft: "Es besteht natürlich die Hoffnung, dass es besser wird. Aber heute ging eben nicht mehr."

So düster wie Buchmann sah Enrico Poitschke die Welt nicht. "Emu hat am letzten Berg den Kontakt verloren, aber er ist nicht komplett eingebrochen. Wir haben Zeit verloren, aber nicht allzu viel. Es ist nichts verloren", sagte Boras Sportlicher Leiter.

Roglics junger Landsmann Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) holte als einziger Klassementfahrer nennenswerte Zeit - 40 Sekunden - auf die anderen Favoriten heraus. Großer Verlierer war Frankreichs Hoffnungsträger Thibaut Pinot, der bereits am vorletzten Berg abgehängt wurde und den Traum vom Tour-Sieg erneut begraben muss - mehr als 25 Minuten verlor Pinot. Auch der französische Publikumsliebling Julian Alaphilippe büßte mächtig Zeit ein, über 18 Minuten.

Buchmann schien zwar zunächst gut erholt von den Strapazen des Vortages, als er mit seinem Bora-Team stundenlang für Sprinter Peter Sagan mächtig Tempo gemacht und das Feld gesprengt hatte. Auch seine wichtigsten Helfer waren zunächst an seiner Seite, verabschiedeten sich am höchsten Berg des Tages, dem Port de Bales, aber nacheinander.

"Ganz wichtig ist, dass wir Emanuel immer auf einer guten Position in den Berg fahren", sagte Poitschke - Buchmann war jedoch wie bei der ersten Bergankunft am Dienstag früh alleine. Und am Peyresourde verließen ihn die Kräfte, er kämpfte um Schadensbegrenzung.

Um die geht es für ihn wohl auch am Sonntag. Der Abschluss der in diesem Jahr kurzen Pyreänen-Tour bietet zwar ebenfalls keine Bergankunft, dafür zwei tückische Anstiege: Den erstmals im Programm stehenden, bis 11,4 Prozent steilen Col de la Houcere. Und vor allem die gegen Ende bis 13,6 Prozent steile Rampe des Col de Marie Blanque, dessen Passhöhe nur 18 km vor dem Ziel liegt.

+++++5. September 2020+++++

Peters gewinnt erste Pyrenäen-Etappe - Yates weiter in Gelb

Der Franzose Nans Peters hat die erste Pyrenäen-Etappe der 107. Tour de France gewonnen. Der Fahrer vom Team AG2R siegte am Samstag auf dem achten Teilstück nach 141 Kilometern von Cazères-sur-Garonne nach Loudenvielle vor dem Letten Toms Skujins und dem Spanier Carlos Verona. Peters war kurz nach dem Start zusammen mit zwölf weiteren Fahrern ausgerissen.

Die Top-Favoriten erreichten mit über sechs Minuten Rückstand das Ziel. Das Gelbe Trikot verteidigte der Brite Adam Yates erfolgreich vor dem Slowenen Primoz Roglic, der drei Sekunden zurückliegt. Der Vorjahresvierte Emanuel Buchmann verlor indes mehr als eine Minute auf seine Rivalen. Ganz aus dem Kreis der Top-Favoriten verabschiedete sich Frankreichs Hoffnungsträger Thibaut Pinot, der mit großem Rückstand ins Ziel kam.

Am Sonntag folgt die zweite Kletterpartie in den Pyrenäen. Zwar sind die Berge auf dem neunten Teilstück über 153 Kilometer von Pau nach Laruns nicht gar so hoch, dafür aber umso steiler. Vor allem der Col de Marie Blanque, ein Anstieg der ersten Kategorie, weist auf den letzten vier Kilometern eine durchschnittliche Steigung von zwölf Prozent auf. Danach sind es aber noch 18 Kilometer bis zum Ziel.

+++++4. September 2020+++++

Van Aert gewinnt siebte Etappe

Der belgische Radprofi Wout Van Aert hat die siebte Etappe der Tour de France gewonnen. Der 25-Jährige vom Team Jumbo-Visma setzte sich am Freitag nach 168 km zwischen Millau und Lavaur vor dem Norweger Edvald Boasson Hagen (NTT) und dem Franzosen Bryan Coquard (B&B-Vital Concept) durch. Für Van Aert war es der zweite Tagessieg.

+++++3. September 2020+++++

Luzenko gewinnt sechste Etappe

Der kasachische Radprofi Alexej Luzenko hat die sechste Etappe der 107. Tour de France gewonnen. Der 27-Jährige vom Team Astana feierte nach 191 km bei der Bergankunft am Mont Aigoual einen Erfolg als Ausreißer. Luzenko hatte im Ziel 55 Sekunden Vorsprung auf den Spanier Jesus Herrada (Cofidis). Dritter wurde der belgische Olympiasieger Greg Van Avermaet (CCC Team/+ 2:15 Minuten).

+++++2. September 2020+++++

Alaphilippe verliert Gelbes Trikot - van Aert gewinnt fünfte Etappe

Der französische Radstar Julian Alaphilippe hat nach einer Zeitstrafe das Gelbe Trikot bei der Tour de France verloren. Der Quick-Step-Profi kam auf der fünften Etappe zwar zeitgleich mit Sprintsieger Wout Van Aert ins Ziel, wurde aber nachträglich mit 20 Sekunden Strafe belegt, da er 17 km vor dem Ziel noch Verpflegung angenommen hatte. Dies ist nur bis 20 km vor Etappenende erlaubt.

Neuer Gesamtführender ist damit der Brite Adam Yates (Mitchelton-Scott) mit drei Sekunden Vorsprung auf Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma), Alaphilippe fiel auf Platz 16 zurück.

Van Aert setzte sich nach 183 km zwischen Gap in den Seealpen und Privas in der Ardeche im Massensprint vor dem Niederländer Cees Bol (Sunweb) durch und bescherte dem Jumbo-Visma-Team einen Tag nach dem Erfolg von Roglic bei der ersten Bergankunft den nächsten Sieg. Dritter wurde der Ire Sam Bennett (Deceuninck-Quick Step).

+++++1. September 2020+++++

Roglic siegt bei erster Bergankunft - Alaphilippe verteidigt Gesamtführung

Mitfavorit Primoz Roglic hat die erste Bergankunft der 107. Tour de France gewonnen. Der Slowene holte sich am Dienstag nach 160,5 Kilometern von Sisteron nach Orcières-Merlette den Sieg vor seinem Landsmann Tadej Pogacar. Deutschlands Hoffnungsträger Emanuel Buchmann erreichte das Ziel an der 1825 Meter hoch gelegenen Skistation einige Sekunden hinter Roglic.

Die Führung in der Gesamtwertung verteidigte der Franzose Julian Alaphilippe erfolgreich. Damit wird der Superstar am Mittwoch zum insgesamt 17. Mal in seiner Karriere das Gelbe Trikot tragen.

Auf der fünften Etappe sind dann wieder die Sprinter gefragt. Über 183 Kilometer von Gap nach Privas warten nur zwei Berge der vierten Kategorie.

+++++31. Auguste 2020+++++

Ewan sprintet zum Etappensieg – Alaphilippe behält Gelb

Der Australier Caleb Ewan hat die dritte Etappe der 107. Tour de France gewonnen. Der Teamkollege von Roger Kluge holte sich am Montag nach 198 Kilometer von Nizza nach Sisteron den Sieg im Massensprint vor dem Iren Sam Bennett und dem Italiener Giacomo Nizzolo. Die deutschen Fahrer spielten bei der zweiten Sprintankunft erneut keine Rolle.

Das Gelbe Trikot des Gesamtersten trägt weiterhin der französische Superstar Julian Alaphilippe, der mit dem Hauptfeld ins Ziel kam. Auch die Favoriten um Vorjahressieger Egan Bernal aus Kolumbien und dem deutschen Hoffnungsträger Emanuel Buchmann verloren keine Zeit.

Das könnte am Dienstag anders aussehen, wenn die erste Bergankunft auf dem Programm steht. Nach 160,5 Kilometern geht es zur 1825 Meter hoch gelegenen Skistation in Orcières-Merlette hinauf. Der Berg der ersten Kategorie weist über 7,1 Kilometer eine durchschnittliche Steigung von 6,7 Prozent auf.

+++++30. August 2020+++++

Alaphilippe gewinnt zweite Etappe und übernimmt Gelb

Julian Alaphilippe hat die zweite Etappe gewonnen. Der Radprofi aus Frankreich siegte am Sonntag auf dem bergigen Teilstück über 186 Kilometer mit Start und Ziel in Nizza vor dem Schweizer Marc Hirschi aus dem deutschen Sunweb-Team und dem Briten Adam Yates. Alaphilippe holte sich damit auch das Gelbe Trikot des Gesamtersten. Die Topfavoriten um Vorjahressieger Egan Bernal erreichten das Ziel im Hauptfeld.

+++++ 30. August 2020 +++++

Ex-Weltmeister Gilbert und Degenkolb schon raus

Nach dem Aus für den deutschen Radprofi John Degenkolb (Gera/Lotto-Soudal) ist auch für dessen prominenten Teamkollegen Philippe Gilbert die Tour de France bereits nach der ersten Etappe beendet. Der belgische Ex-Weltmeister und Klassikerspezialist hat bei einem Sturz am Samstag laut Mitteilung seines Teams einen Bruch der linken Kniescheibe erlitten.

Der Tour-Auftakt war von zahlreichen Stürzen überschattet worden, Degenkolb kam außerhalb des Zeitlimits ins Ziel. Aufgeben musste zudem der Spanier Rafael Valls (Bahrain-McLaren) mit einem Oberschenkelbruch.

Die zweite Etappe führt das Feld am Sonntag über drei anspruchsvolle Alpen-Anstiege und endet nach 186 km erneut in Nizza.

+++++ 29. August 2020 +++++

Stürze überschatten erste Etappe – Kristoff in Gelb

Starkregen, Stürze und ein Sprintspektakel im Kampf um das erste Maillot jaune: Unter schwierigsten Bedingungen hat der Norweger Alexander Kristoff den hektischen Auftakt einer ganz speziellen Tour de France gewonnen.

Der 33-Jährige vom Team UAE Emirates raste am Samstag in Nizza nach teils chaotischen 156 km etwas überraschend zum Sieg und jubelte über das Gelbe Trikot. "Ich habe immer schon davon geträumt, einmal das Gelbe Trikot zu tragen, mehr geht nicht als Radfahrer", sagte Kristoff.

Im Zielsprint an der berühmten Promenade des Anglais verwies er den dänischen Weltmeister Mads Pedersen (Trek-Segafredo) und Cees Bol aus den Niederlanden (Sunweb) auf die Plätze. Bester Deutscher wurde Tour-Debütant Jonas Koch (CCC/Schwäbisch Hall) auf dem 21. Rang.

Die Favoriten im Kampf um den Gesamtsieg um Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe) hielten sich erwartungsgemäß zurück. Titelverteidiger Egan Bernal (Ineos Grenadiers) und die Herausforderer Primoz Roglic (Jumbo-Visma) sowie Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) mussten dennoch erste kleinere Rückschläge einstecken: Pinot erwischte es beim Massensturz im Finale am heftigsten. Zuvor waren Bernals russischer Teamkollege Pawel Siwakow (23) und auch George Bennett aus dem Jumbo-Team zu Fall gekommen.

Kurz vor dem scharfen Start der Frankreich-Rundfahrt war nochmals deutlich geworden, dass diese Ausgabe anders als alle vorherigen ist. Im Rahmen der strengen Corona-Schutzmaßnahmen rollten die 176 Fahrer - darunter zwölf Deutsche - mit Maske zur Startlinie.

Nur wenige handverlesene Zuschauer waren in diesem Bereich zugelassen. Auf den ersten Kilometern durch die Innenstadt Nizzas standen jedoch Tausende Fans am Streckenrand, wenngleich nicht die Massen, die bei einem "Grand Depart" zu "normalen" Zeiten erwartet worden wären.

Eine dreiköpfige Ausreißergruppe ohne deutsche Beteiligung wurde vom Hauptfeld an der kurzen Leine gehalten. Das Tempo war hoch, das Rennen durch einsetzenden Regen hektisch, diverse Fahrer kamen auf der zunehmend rutschigen Straße zu Fall. Caleb Ewan, Sam Bennett, Richie Porte, Julian Alaphilippe - die Liste der Sturzopfer war prominent besetzt.

Etwa 50 km vor dem Ziel - die Ausreißer waren bereits gestellt - reagierte das Feld und reduzierte das Tempo. Einer der Wortführer war dabei der deutsche Profi Tony Martin (Jumbo-Visma), der seine Kollegen erfolgreich zur Mäßigung aufforderte. Das Risiko weiterer Unfälle wurde so zumindest minimiert, auch wenn es zu weiteren Stürzen kam.

Als sich im Finale die Sprintzüge formierten, kam es erneut zu einem Massensturz - dieses Mal war auch Pinot betroffen. Der Hoffnungsträger der Franzosen rollte sichtlich bedient, aber offenbar ohne schwere Verletzung ins Ziel.

Ans Gelbe Trikot gewöhnen kann sich Kristoff aber nicht. Schon auf der zweiten Etappe am Sonntag sind die Favoriten gefordert. Das 186 km lange Teilstück führt über drei anspruchsvolle Alpen-Anstiege und endet erneut in Nizza. Gewonnen werden kann die Tour am zweiten Tag nicht. Wer schwächelt, kann sich hier aber bereits einen größeren Rückstand einfangen.

+++++ 29. August 2020 +++++

Tour-Aus für Degenkolb - nach Sturz nicht mehr im Zeitlimit

Klassikerspezialist John Degenkolb ist bereits nach der ersten Etappe der 107. Tour de France ausgeschieden. Der 31-Jährige blieb nach einem Sturz am Samstag außerhalb des Zeitlimits und darf damit zur zweiten Etappe am Sonntag nicht mehr antreten. Lotto-Soudal-Teamsprecher Philippe Maertens bestätigte auf dpa-Anfrage das Tour-Aus. Degenkolb war nach der Etappe gleich zum Röntgen. Der frühere Paris-Roubaix-Sieger hatte sich bei dem Sturz an den Knien verletzt.

Neben Degenkolb kamen auch André Greipel und Nils Politt auf der ersten Etappe zu Fall. Beide haben die Stürze aber ohne gravierende Verletzungen überstanden und können am Sonntag starten. Greipel wurde am Bein mit vier Stichen genäht, Politt klagte über Rückenprobleme. Aufgrund der regennassen Fahrbahn war es zu zahlreichen Stürzen am Samstag gekommen.

+++++ 29. August 2020 +++++

Teams werden bei zwei Corona-Fällen ausgeschlossen

Aufgrund der stark ansteigenden Infektionszahlen wird bei der Tour de France nun doch eine Mannschaft ausgeschlossen, wenn es zwei positive Corona-Fälle im gesamten Team inklusive Umfeld innerhalb von sieben Tagen gibt. Das gab Tourchef Christian Prudhomme kurz vor dem Start der 107. Frankreich-Rundfahrt am Samstag bekannt. Erst am Freitag war die Maßnahme nach einer Entscheidung des Weltverbandes UCI gelockert worden. Demnach wäre ein Team erst bei zwei Positivfällen unter den jeweiligen acht Fahrern ausgeschlossen worden. Das direkte Team-Umfeld umfasst aber rund 20 weitere Personen wie Physiotherapeuten, Busfahrer oder Sportdirektoren.

Laut Prudhomme sei die Entscheidung vom interministeriellen Krisenstab getroffen worden. Hintergrund sind die seit Tagen steigenden Neuinfektionen in Frankreich. Am Freitagabend vermeldete das Gesundheitsministerium 7379 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden und sprach von einem „exponentiellen Anstieg“. Am Vortag waren es mehr als 6000, davor mehr als 5000.

Damit könnte es in den nächsten drei Wochen schnell zu Team-Ausschlüssen kommen. Erst am Donnerstag hatte die belgische Lotto-Soudal-Mannschaft zwei Positivfälle im Betreuerstab vermeldet und insgesamt vier Personen nach Hause geschickt.

Unter strikten Corona-Maßnahmen soll die Tour in den nächsten drei Wochen durch das Land rollen. Zuschauer sind erlaubt, wenn auch limitiert. Für die ersten beiden Tage wurden bereits starke Einschränkungen vorgenommen. Statt der eigentlich erlaubten 5000 Zuschauer im Start- und Zielbereich sollen nur einige Dutzend Personen erlaubt sein. Das Département in der Region Nizza ist als rote Zone eingestuft worden, wo das Virus besonders stark zirkuliert.

+++++28. August 2020+++++

Tour-Sieger bekommt 500.000 Euro

Der Sieger der 107. Tour de France (29. August bis 20. September) darf sich wie im Vorjahr über ein Preisgeld von exakt einer halben Million Euro freuen. Insgesamt schüttet der Tour-Veranstalter ASO Preisgelder in Höhe von 2,3 Millionen Euro aus. Ein Etappensieg bringt 11.000 Euro ein. Jeder Fahrer, der die dreiwöchige Rundfahrt beendet, erhält mindestens 1000 Euro.

Die Gewinner der Sonderwertungen (Punkte/Grün, Berg/Gepunktet) kassiert 25.000 Euro, der beste Jungprofi (1. Januar 1995 und jünger/Weiß) erhält ebenso wie der kämpferischste Fahrer 20.000 Euro. Für den Sieg in der Mannschaftswertung winken 50.000 Euro, jeder Tag im Gelben Trikot wird mit 500 Euro belohnt.

+++++26. August 2020+++++

Buchmann und Roglic jagen Bernal im Kampf um Gelb

Titelverteidiger Egan Bernal ist der heißeste Kandidat auf den Gesamtsieg bei der Tour de France. Der Weg ins Gelbe Trikot wird für den jungen Kolumbianer bei einer immens schweren Frankreich-Rundfahrt aber alles andere als ein Spaziergang – beim Saisonhöhepunkt nach der Coronapause ist das Gedränge unter den Stars groß. Die Favoriten:

  • Egan Bernal (23/Ineos Grenadiers): Im Vorjahr war das Bergwunder aus dem Anden-Nest Zipaquira der jüngste Toursieger seit 1909, die Chancen stehen gut, dass Bernal nun der Jüngste überhaupt mit zwei Titeln wird. Die Tour 2020 ist perfekt auf ihn zugeschnitten: Berge, Berge, Berge, nur ein Zeitfahren - und das auch noch bergauf. Bernal ist der einzige Fahrer im Feld, der die Tour schon einmal gewonnen hat.
  • Primoz Roglic (30/Jumbo-Visma): Im Gegensatz zu Bernal ist Roglic ein Spätstarter. Erst seit vier Jahren fährt der frühere Junioren-Weltmeister im Skispringen auf höchstem Niveau Rad. Nach dem Vuelta-Sieg im Vorjahr hat Roglic noch einmal draufgepackt, war zuletzt sogar einen Tick besser in Form als Bernal, stürzte dann aber. Ob Roglic schon beim schweren Auftakt in Nizza wieder topfit ist, dürfte mitentscheidend sein.
  • Emanuel Buchmann (27/Bora-hansgrohe): 83. - 21. - 15. - 4.: Bei der Tour ging es für "Emu" seit seinem Debüt stetig nach vorne. Logischer nächster Schritt - und Buchmanns erklärtes Ziel - wäre das erste deutsche Podium seit Andreas Klöden 2006 (2.). Im Vergleich mit Bernal und Roglic fehlt Buchmann manchmal noch der letzte Punch, Ziel muss sein, am Berg selbst Initiative zu übernehmen.
  • Thibaut Pinot (30/Groupama-FDJ): Pinot ist ein formidabler Kletterer - und eine Drama-Queen ganz nach dem Geschmack der Franzosen. Allerdings: Beendet hat Pinot die Tour zuletzt vor fünf Jahren.
  • Romain Bardet (29/AG2R): Frankreichs ewige Hoffnung wird im November auch schon 30, und langsam läuft Bardet die Zeit davon. Nach den Podestplätzen 2016 und 2017 kam nicht mehr viel in Sachen Gesamtklassement. Für Bardet, der selbst weiter den Anspruch auf den Toursieg hat, wird es schwer mit dem Podium, wie im Vorjahr dürfte er eher in den Kampf um das Bergtrikot einsteigen.
  • Nairo Quintara (30/Arkea-Samsic): Der 1,67-m-Floh bleibt ein Rätsel. Eigentlich ist er der perfekte Bergfahrer, und eigentlich hatte der frühere Giro- und Vuelta-Sieger das Zeug, trotz offenkundiger Zeitfahrschwächen auch die Tour zu gewinnen. Doch seit seinem letzten von drei Tour-Podestplätzen 2016 enttäuschte er beständig. Bei seinem neuen Arbeitgeber Arkea will er allen Zweiflern die lange Nase zeigen.

+++++24. August 2020+++++

Buchmann und Schachmann im Tour-Aufgebot

Aufatmen beim deutschen Radstar Emanuel Buchmann: Der zuletzt schwer gestürzte Vorjahresvierte kann bei der 107. Tour de France (29. August bis 20. September) starten. Buchmann erhielt am Montag von den Ärzten seines Teams Bora-hansgrohe die Freigabe für die Teilnahme am wichtigsten Radrennen der Welt. Die ambitionierten Ziele des 27-Jährigen sind aber in Gefahr. Buchmann hatte eigentlich das Podest bei der Tour angepeilt.

"Es gibt nun ein paar Fragezeichen, zumal es ja gleich richtig los geht", sagte Buchmann: "Es gibt keine Zeit zum Einrollen. Schon auf der zweiten Etappe geht es in die Berge. In wie weit ich da mithalten kann, wird man sehen. Ich kann die Tour jetzt nur von Tag zu Tag in Angriff nehmen."

Immerhin: Ex-Meister Maximilian Schachmann steht als Tour-Helfer bereit. Der Berliner reist trotz eines bei der Lombardei-Rundfahrt erlittenen Schlüsselbeinbruchs ebenfalls zum Grand Depart nach Nizza. Das Gleiche gilt für Gregor Mühlberger (Österreich), der eine leichtere Verletzung am Handgelenk auskuriert hat. Die Frankreich-Rundfahrt startet am kommenden Samstag.

+++++19. August 2020+++++

Ex-Sieger Froome und Thomas nicht bei Tour de France

Das acht Mann starke Ineos-Aufgebot für die Frankreich-Rundfahrt, die am 29. August in Nizza beginnt, wird von Titelverteidiger Egan Bernal angeführt. An der Seite des 23-jährigen Kolumbianers steht unter anderem Giro-Sieger Richard Carapaz aus Ecuador. Während Thomas den Giro d'Italia (ab 3. Oktober) fahren soll, ist der viermalige Tour-Gewinner Froome für die Vuelta (ab 20. Oktober) als Kapitän vorgesehen.

„Egan wird erneut das Gelbe Trikot in Frankreich ins Visier nehmen und wir freuen uns sehr, dass auch der letztjährige Giro-Sieger Richard Carapaz sein Debüt bei der diesjährigen Tour geben wird“, sagte Ineos-Teamchef Dave Brailsford.

Der 35-jährige Froome war vor einem Jahr beim Critérium du Dauphiné schwer gestürzt und seitdem nicht mehr so recht in Form gekommen. Er verlässt das Team ohnehin zum Saisonende und wechselt zum Rennstall Israel Start-Up Nation. „Chris ist eine Legende unseres Sports. Wir möchten ihn dabei unterstützen, einen weiteren Grand-Tour-Titel zu gewinnen, und die Vuelta gibt ihm dieses kleine bisschen mehr Zeit, auf das sein Top-Niveau zurückzukehren“, sagte Brailsford.

(dpa/sid)
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