Dopingskandal im Radsport Schleck gibt Zahlung an Fuentes zu

Hamburg (RPO). In Spanien ist der Dopingskandal um Eufemiano Fuentes zu den Akten gelegt worden, für den Luxemburger Radstar Frank Schleck hat dagegen die "Operacion Puerto" noch ein Nachspiel. Der 28-Jährige hat bei seiner Anhörung vor der luxemburgischen Antidoping-Agentur ALAD zugegeben, sich im Jahr 2006 für die stolze Summe von rund 7000 Euro eine "Trainings-Beratung" bei Fuentes gegönnt zu haben. Das gab der CSC-Rennstall bekannt und reagierte mit der vorläufigen Suspendierung von Schleck.

Lance Armstrong will sich dagegen bei seinen Comeback-Bemühungen nicht von den Schatten der Vergangenheit stören lassen. Der Amerikaner lehnte das Angebot der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD einer nachträglichen Analyse seiner Urinproben von der Tour de France 1999 kategorisch ab.

Totgeschwiegen hätte auch lieber Schleck die Zahlung an Fuentes. Nachdem allerdings das Bundeskriminalamt, das die Zahlung im Zuge der Ermittlungen gegen Jan Ullrich entdeckte, die Angelegenheit an das Großherzugtum weiterreichte, kam der Skandal um den Tour-Sechsten ("Ich kenne Fuentes überhaupt nicht") ins Rollen. Am Mittwoch wurde er von der ALAD verhört.

"Wir sind sehr enttäuscht zu erfahren, dass Frank Kontakt zu Personen hatte, die unserem Sport viel Schaden zugefügt haben. Sein Verhalten war unverantwortlich", sagte CSC-Teamchef Bjarne Riis, der im vergangenen Jahr selbst Epo-Doping in der Zeit seines Toursieges 1996 eingeräumt hatte. "Wir sind gemeinsam zu der Entscheidung gekommen, dass Frank vorerst keine Rennen fährt", so Riis weiter.

In der vergangenen Woche hatte die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass Schleck im März 2006 insgesamt 6991 Euro auf das Fuentes-Konto unter dem Decknamen "Codes Holding" bei der Genfer Filiale der HSBC-Bank überwiesen hätte. Entsprechende Dokumente hatte das Bundeskriminalamt nach Luxemburg weitergeleitet. Am Mittwoch war der diesjährige Tour-Sechste, der bei der Frankreich-Rundfahrt drei Tage das Gelbe Trikot des Spitzenreiters getragen hatte, von der ALAD dazu verhört worden.

Schleck behauptet weiter, Fuentes nie selbst getroffen zu haben. Die Zahlungen, die in zeitlicher Nähe zur Doping-Affäre "Operacion Puerto" (Mai 2006) stehen, seien lediglich für eine "Trainings-Beratung" gewesen. Den Kontakt habe er auf Anraten seines engsten Familien- und Berater-Kreises im Sommer 2006 abgebrochen.

Zugleich erklärte sich der ältere der beiden zuletzt sehr erfolgreichen Schleck-Brüder bereit, eine DNA-Probe abzugeben. Diese könnte mit dem in der "Operacion Puerto" beschlagnahmten Blut verglichen werden.

Für die spanische Justiz ist derweil die "Operacion Puerto" beendet. Die spanischen Behörden stellten die Ermittlungen gegen Fuentes als zentrale Figur eines mutmaßlich internationalen Doping-Netzwerkes endgültig ein.

Laut Untersuchungsrichter Antonio Serrano hätten die bisherigen Erkenntnisse keine ausreichenden Anhaltspunkte für weitere Justizaktivitäten oder eine Anklage gegen den Mediziner wegen Gefährdung der öffentlichen Gesundheit ergeben.

Bei der "Operacion Puerto" der spanischen Polizei im Zuge der Dopingbekämpfung waren 2006 mehr als 200 Blutbeutel bei Fuentes und einem weiteren Mediziner, Merino Batres, beschlagnahmt worden. Wenigstens 50 Radprofis, darunter der zurückgetretene Jan Ullrich, der Ansbacher Jörg Jaksche und Ex-Girosieger Ivan Basso (Italien) wurden in den Akten erwähnt. Während Basso und Jaksche geständig waren, bestreitet Ullrich weiter alle Vorwürfe, obwohl gefundene Blutbeutel ihm zweifelsfrei zugeschrieben werden konnten.

Unter Dopingverdacht stand und steht auch Armstrong. 2005 hatte die französische Sportzeitung L'Equipe dem siebenmaligen Tour-Sieger Epo-Doping in sechs Fällen vorgeworfen und sich dabei auf die Auswertung tiefgefrorener Proben von 1999 berufen.

Die AFLD gab Armstrong nun die Möglichkeit, durch eine Analyse von fünf weiteren gelagerten Proben von 1999 alle Verdächtigungen auszuräumen. Daran hat der Texaner aber kein allzu großes Interesse. "2005 haben Untersuchungen ergeben, dass mit den Urinproben aus 1998 und 1999 nicht sachgemäß umgegangen worden ist. Es gibt außerdem nichts, was für 1999 von Bedeutung sein könnte."

(sid)
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