„Nicht schon wieder stürzen“ Radprofi Buchmann träumt von Verona

Berlin/Budapest · Von den deutschen Fahrern beim Giro d'Italia hat Emanuel Buchmann die größten Chancen auf eine Top-Platzierung. Für den Tour-Vierten von 2019 soll endlich eine Leidenszeit enden.

 Emanuel Buchmann (li) aus Deutschland von Team Bora-hansgrohe versucht sich an einer Steigung vom Feld abzusetzen.

Emanuel Buchmann (li) aus Deutschland von Team Bora-hansgrohe versucht sich an einer Steigung vom Feld abzusetzen.

Foto: dpa/Fabio Ferrari

Der Traum von Verona lässt Emanuel Buchmann den Ballast der Vergangenheit ein wenig leichter die Berge hinauftragen. „Natürlich“, sagte der deutsche Radprofi vor dem Start des 105. Giro d'Italia, „will man nicht schon wieder stürzen.“

Emanuel Buchmann: Hoffnung auf einen deutschen Rundfahrer
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Das ist Emanuel Buchmann

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Vor drei Jahren war dem Kletter-Ass als Viertem der Tour de France der Durchbruch gelungen, seither bestimmen Pleiten, Pech und Pannen den Weg des hochtalentierten Fahrers. In Verona nun, dem Ziel des Giro am 29. Mai nach 3410 Kilometern, soll die Leidenszeit ein Ende finden. Die Ziele sind ambitioniert, das Abschneiden ist am Ende jedoch nebensächlich.

„Es wäre ein Erfolg für mich, wenn ich ohne Sturz und Krankheit gut durchkomme“, sagte Buchmann: „An einer genauen Platzierung möchte ich nicht festmachen, ob der Giro erfolgreich war oder nicht.“

2020 stürzte Buchmann im Tour-Vorbereitungsrennen Criterium du Dauphine – in der „Form seines Lebens“, wie es Buchmanns Coach Dan Lorang im SID-Gespräch sagte. Bei der folgenden Frankreich-Rundfahrt bestimmten Schmerzen den Alltag. Der nächste Anlauf auf das Podest bei einer Grand Tour endete beim Giro 2021 nach einem schweren Sturz, in Frankreich konnte Buchmann anschließend nur noch Helferrollen übernehmen.

„Ganz verloren waren die Jahre nicht. Ergebnistechnisch ist wenig dabei herumgekommen. Normalerweise habe ich noch ein paar gute Jahre vor mir, ich bin immer noch motiviert“, sagte der 29-Jährige.

Nun also die Rückkehr zum Giro. In der Saisonplanung waren die drei Wochen in Italien als erster großer Höhepunkt von Buchmanns Saison festgelegt worden. Ganz optimal sind die Voraussetzungen allerdings wieder nicht. Eine Bronchitis störte Buchmanns Vorbereitung auf die erste große Landesrundfahrt des Jahres.

„Allein von den Werten kann man nicht sagen, dass es der beste Emanuel Buchmann aller Zeiten ist“, sagte Lorang, der Buchmann im Höhentrainingslager in der Sierra Nevada betreute. Aus dem Gröbsten ist sein Schützling allerdings raus: „Er geht gesund und fit an den Start, hat das richtige Körpergewicht und hat sich entsprechend vorbereitet.“

Beim deutschen Team Bora-hansgrohe ist Buchmann Teil einer Dreierspitze. Buchmann, Wilco Kelderman (Niederlande) und Jai Hindley (Australien) teilen sich das Kapitänsamt und sollen Bora einen Podestplatz bescheren.

„Es ist ein Vorteil mit mehreren Kapitänen an den Start zu gehen. Man hat taktisch ganz andere Möglichkeiten“, sagte Buchmann: „Wenn ich gut drauf bin, kann ich ganz vorne mitfahren. Wenn nicht, dann kann ich die anderen unterstützen. Es nimmt auch ein bisschen Druck.“

Den haben auch die Rivalen im Kampf um das Rosa Trikot, deren Liste namhaft und lang ist. Zwar fehlt der kolumbianische Titelverteidiger Egan Bernal nach seinem schweren Trainingssturz im Januar, sein Team Ineos Grenadiers schickt dennoch eine äußerst schlagkräftige Mannschaft um Olympiasieger Richard Carapaz ins Rennen. Der Ecuadorianer hat den Giro bereits 2019 gewonnen. Auch der Brite Simon Yates oder Miguel Angel Lopez aus Kolumbien dürften Buchmann das Leben schwer machen.

(lonn/SID)
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