Zwischen Genuss und Enttäuschung Degenkolb liegt bei Bennett-Sieg weit zurück

Frankfurt/Main · Der deutsche Rad-Profi John Degenkolb kommt bei seinem Heimrennen Eschborn-Frankfurt nur auf Rang 22. Dafür kann das deutsche Team Bora-hansgrohe mit dem Iren Sam Bennett jubeln.

 Nils Politt (li.) vom Team Bora-hansgrohe fährt neben John Degenkolb vom Team DSM am Mammolshainer Berg.

Nils Politt (li.) vom Team Bora-hansgrohe fährt neben John Degenkolb vom Team DSM am Mammolshainer Berg.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

John Degenkolb fletschte im Massensprint die Zähne, holte in den Frankfurter Hochhausschluchten die letzten Reserven aus seinem Körper – und fuhr letztlich doch mit hängendem Kopf über die Ziellinie: Der Wahlhesse hat bei seinem Heimspiel die erhoffte Spitzenplatzierung deutlich verpasst. Degenkolb kam bei der stimmungsvollen 59. Ausgabe des deutschen Radklassikers Eschborn-Frankfurt lediglich auf den 22. Platz – und doch fand er schnell sein Lächeln wieder.

„Ich habe es trotzdem total genossen, es war ein wunderschöner 1. Mai“, sagte Degenkolb dem Hessischen Rundfunk: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen, habe mein Bestes gegeben. Der Rennverlauf hat mir nicht in die Karten gespielt.“ Nach lange Zeit gemächlichem Tempo sprintete eine fast 100 Mann starke Gruppe vor der Alten Oper um den Sieg, Bora-Profi Sam Bennett sicherte sich letztlich nach perfekter Vorarbeit seines Teams seinen Premierenerfolg am Main.

Als bester Deutscher fuhr Phil Bauhaus vom Team Bahrain Victorious auf Rang vier. „Ich war fünfmal am Start, bin viermal nicht angekommen, von daher ist es eine gute Steigerung“, sagte Bauhaus: „Am Ende war ich nicht stark genug, ich musste vor dem Zieleinlauf zu viele Körner lassen.“ Degenkolb war wie schon bei seinem zweiten Platz im Vorjahr auf den letzten Kilometern auf sich allein gestellt – doch diesmal ging die Taktik nicht auf.

„Es war extrem schwer, gegen die starken Teams die Positionierung hinzubekommen. Am Ende war ich zu weit hinten und hatte keine Chance den Sprung nach vorne hinzubekommen“, sagte der in Oberursel wohnende Geraer. Den letzten deutschen Triumph beim Klassiker feierte der diesmal wegen eines Steißbeinbruchs fehlende Pascal Ackermann im Jahr 2019.

Routinier Degenkolb hatte sich vor dem stark besetzten Rennen optimistisch gezeigt. „Mein Sieg hier ist elf Jahre her, aber mein Siegeshunger ist noch nicht gestillt“, sagte der Wahlhesse. In Hoffnung auf einen Massensprint versteckte er sich ebenso wie alle weiteren elf deutschen Fahrer zunächst im gemütlich loslegenden Hauptfeld.

Bereits auf dem ersten Kilometer setzte sich eine fünfköpfige Gruppe um den zweimaligen Tour-Etappensieger Pierre Rolland ab, fuhr bis zum bergigen Streckenteil im Taunus zeitweise bis zu fünf Minuten Vorsprung heraus. Kurz vor dem Zusammenschluss setzte der Südhesse Jonas Rutsch eine Konterattacke, initiierte eine neue Spitzengruppe.

Doch auch die wurde bereits vor der vierten und letzten Überquerung des Mammolsheimer Bergs eingeholt. Am giftigen Stich mit bis zu 23 Prozent Steigung gab es keine Vorentscheidung, Degenkolb kämpfte sich wie fast alle endschnellen Männer mit dem Feld über den Gipfel – und war letztlich auf dem Rundkurs im Stadtzentrum doch chancenlos.

(lonn/SID)
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