Madrid Nur Spanien glaubt Contador

Düsseldorf (RP). Experten nehmen an, dass sich der dreimalige Tour-de-France-Gewinner mit Eigenblut gestärkt hat. Der Radsport-Weltverband steht im Verdacht die Testresultate unnötig lange verschwiegen zu haben.

Das ist Alberto Contador
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Spanische Radsportfans und -journalisten (da gibt es eine bemerkenswerte Schnittmenge), glauben Toursieger Alberto Contador die Version des mit dem verbotenen Mastmittel Clenbuterol verseuchten Kalbfleischs. "Das Doping der Steaks: Können 0,00000000005 g Clenbuterol im Urin als positiv bezeichnet werden?", fragt etwa die Zeitung "Marca". Bei einer Internetumfrage des Blattes schenkten 78,5 Prozent der Nutzer dem Spanier Glauben.

Die Anti-Doping-Experten glauben Contador hingegen kein Wort. Die positive Dopingprobe des Bergkönigs ist für eine Reihe von namhaften Wissenschaftlern lediglich das Ergebnis einer Eigenbluttransfusion. So könnte Contador zum Verhängnis werden, dass bei der Analyse in Köln offensichtlich auch Spuren von kunststoffähnlichen Resten gefunden worden sind.

Und auch der Radsport-Weltverband UCI sieht sich im Zuge des Skandals dem Verdacht der Günstlingswirtschaft ausgesetzt. "Verunreinigtes Essen? Wenn das Datum stimmt, ist es wahrscheinlicher, dass Alberto Contador womöglich beim Eigenblut-Doping unvorsichtig gewesen ist", mutmaßt der dänische Anti-Doping-Fachmann Rasmus Damsgaard. Demnach könnte der dreimalige Toursieger Contador vor der Dopingprobe Eigenblut reinfundiert bekommen haben, das ihm Monate zuvor entnommen worden war. "Zu dieser Zeit war vermutlich Clenbuterol in seinem Körper", sagte Damsgaard und ergänzte: "Eine andere Erklärung wäre, dass im Labor bei der A- und B-Probe Fehler gemacht worden sind. Das ist aber schier unmöglich."

Damsgaards Version wird von Informationen der französischen Sporttageszeitung L'Equipe untermauert. Die Wissenschaftler in Köln sollen bei der Analyse von Contadors Dopingprobe auch Spuren von Weichmachern, auch Diethylhexylphthalat genannt, wie sie nach Bluttransfusionen häufig zu finden. Diese Rückstände könnten aus einem Plastikbeutel mit Eigenblut stammen.

Contador hatte am Donnerstag den positiven Dopingtest auf Clenbuterol, der vom zweiten Ruhetag (21. Juli) der Tour de France in Pau stammt, mit verunreinigtem Fleisch zu erklären versucht. Er habe ein Stück Kalbsfilet gegessen, das ein Bekannter des Teamkochs aus Irun mitgebracht habe. Dieses sei mit dem Kälbermastmittel Clenbuterol verunreinigt gewesen.

Der Heidelberger Molekularbiolgoe Werner Franke hält es für einen Skandal, dass der dreimalige Toursieger nicht schon im Zuge der Operacion Puerto um den spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes aus dem Verkehr gezogen wurde: "Die Unterlagen aus der Operacion Puerto liegen mir vor. Auf Blatt Nummer 32 steht alles drauf, was Alberto Contador genommen hat. Das waren hauptsächlich Insulin- und Wachstumspräparate." Deswegen glaube er der UCI kein Wort. "Dass die UCI sagt, sie hat die Unterlagen nicht, ist eine glatte Lüge. Ich habe die Sachen aus einem Rechtsstreit, an dem die UCI beteiligt war. Sie muss die Unterlagen also haben", sagt der 70-Jährige und stellt die Frage, warum der Fall erst jetzt an die Öffentlichkeit gelangt.

(RP)
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