"Rund um Köln" ohne ehemaligen Toursieger Ex-Radprofi Jan Ullrich zieht sich zurück

Köln · Die Ankündigung des "Comebacks" von Jan Ullrich hatte für großen Wirbel gesorgt. Doch die Aufregung war umsonst: Der Ex-Profi wird nicht als Sportlicher Leiter des Rennens "Rund um Köln" für einen Tag in den Profiradsport zurückkehren.

Jan Ullrich gab den Rückzug auf Facebook bekannt.

Jan Ullrich gab den Rückzug auf Facebook bekannt.

Foto: dpa, el ak bjw hak

Jan Ullrich bleibt Privatier auf Mallorca. Die für einen Tag geplante Rückkehr des einzigen deutschen Tour-Siegers in die Branche als Sportlicher Leiter beim 101. "Rund um Köln" am 11. Juni findet nicht statt. Das geplante Mini-Comeback des einstigen Darlings der deutschen Radsportszene hatte hohe Wellen geschlagen und heftige Kritik ausgelöst - vor allem wegen unbedachter Äußerungen des Veranstalters Artur Tabat. Der Name Ullrich hat offensichtlich weiter hohes Aufregungs-Potenzial.

Schuld an der Demission drei Jahre nach Ablauf seiner Dopingsperre seien laut Ullrich die Medien. "Ich selbst wollte nie zurück in den Profisport, da ich diese Bühne nicht brauche", schrieb der Ex-Profi auf Facebook.

"Nach vielen positiven Reaktionen auf meinen Startschuss beim letztjährigen Rennen hat Artur mich gebeten, das Amt vom verstorbenen Rudi Altig zu übernehmen. Zugesagt habe ich lediglich, um Artur einen Gefallen zu tun", hieß es auf Facebook weiter. Radsportbegeisterte und Sponsoren hätten "sehr positiv" auf die Ankündigung reagiert. "Einige wenige Medien können aber offensichtlich nicht damit umgehen, daher trete ich nach Rücksprache mit dem Veranstalter von dem Posten zurück." Er wolle dem Traditionsrennen nicht schaden.

"Jan sollte repräsentative Aufgaben übernehmen. Jeder hat doch eine zweite Chance im Leben verdient", sagte Tabat, der das Rennen seit 44 Jahren mit viel Herzblut organisiert. Seine "Berater" hätten ihm ansonsten Redeverbot erteilt, sagte Tabat am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Er fühlt sich missverstanden und ins Abseits gedrängt: "Ich bin doch kein Doping-Befürworter."

Der 75 Jahre alte Kölner war vor allem wegen seiner Rechtfertigung für das geplante Engagement seines Freundes kritisiert worden. Sie konnte eigentlich nur als Doping-Verharmlosung verstanden werden. "Schauen Sie sich doch mal an, was in Russland mit Doping passiert. Da war das früher doch harmlos", hatte der Radsport-Senior erklärt und die quasi flächendeckende Manipulationen in den von Ullrich angeführten Teams Telekom und T-Mobile außer Acht gelassen.

Der 43 Jahre alte Ullrich, laut Medien in einer exklusiven Finca auf Mallorca Nachbar von Schauspieler Til Schweiger, bleibt seiner Linie des Abtauchens also treu. Bis heute hat es der Ex-Profi nicht geschafft, in Sachen Doping reinen Tisch zu machen. Eine Resozialisierung wie beispielsweise bei seinem geständigen Ex-Teamkollegen Rolf Aldag fand nicht statt. Trotzdem ist er bei Charity-Rennen oder geführten Promi-Touren auf Mallorca weiter der große Star.

Schon als Aktiver hat der Olympiasieger von Sydney das öffentliche Interesse eigentlich gehasst, obwohl es auch dazu beitrug, dass er zum vielfachen Millionär wurde. Die Kapitänsrolle wurde ihm zum erzwungenen Ende seiner Karriere zum Verhängnis.

Nachdem Ullrichs Zusammenarbeit mit dem Dopingarzt Eufemiano Fuentes kurz vor dem Tourstart 2006 in Straßburg bekannt geworden war, handelte der Bonner Telekommunikations-Konzern blitzschnell. Er feuerte Ullrich und seinen engsten Berater Rudy Pevenage. Die beiden übernahmen in der Öffentlichkeit die Sündenbock-Funktion. Eine Kollektivschuld der Team-Verantwortlichen wurde nicht diagnostiziert.

(dpa)
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