Flandern-Rundfahrt Van der Poel gewinnt Gigantenduell – Pogacar wütend

Bis zu einer Million Fans säumt an Belgiens inoffiziellem Nationalfeiertag die Strecke der Flandern-Rundfahrt. Am Ende jubelt ein Niederländer über seinen zweiten Sieg, während der Tour-Sieger brodelte.

Mathieu van der Poel (r) aus den Niederlanden vom Team Alpecin-Fenix jubelt, als er als Sieger das Ziel überquert.

Mathieu van der Poel (r) aus den Niederlanden vom Team Alpecin-Fenix jubelt, als er als Sieger das Ziel überquert.

Foto: dpa/Eric Lalmand

Tadej Pogacar riss erbost die Arme in die Höhe, wütend schimpfte der zweimalige Tour-Champion nach dem verlorenen Gigantenduell seinem wild jubelnden Rivalen Mathieu van der Poel hinterher. Nach einem packenden Zweikampf der Top-Stars hatte Pogacar den greifbar nahen Triumph bei seiner ersten Flandern-Rundfahrt in einem kontroversen Finale knapp verpasst. Der Sieg beim spektakulären belgischen Klassiker ging stattdessen zum zweiten Mal nach 2020 an den großen Favoriten van der Poel.

"Ich habe so hart für dieses Rennen gearbeitet. Es ist unglaublich", sagte van der Poel. Der Niederländer setzte sich nach 272,5 km zwischen Antwerpen und Oudenaarde vor seinem Landsmann Dylan van Baarle (Ineos-Grenadiers) und Valentin Madouas aus Frankreich (Groupama-FDJ) durch. Der Slowene Pogacar (UAE Emirates), der mit van der Poel lange dominiert hatte, ging als Verlierer des Sprint-Pokers auf der Zielgeraden hervor und wurde Vierter.

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Foto: AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Die zwölf deutschen Starter um Hoffnungsträger Nils Politt (Köln/Bora-hansgrohe) hatten mit der Entscheidung nichts zu tun, zeigten als Helfer und in Fluchtgruppen aber ein aktives Rennen. Die einzigen deutschen Sieger der Flandern-Rundfahrt bleiben Rudi Altig (1964) und Steffen Wesemann (2004).

Erstmals seit Beginn der Pandemie durften sich beim größten belgischen Radrennen wieder Zuschauer am Straßenrand versammeln. Die Fans kamen in Massen, die "Ronde" wurde bei meist sonnigem, aber kühlem Wetter so zum bekannten Volksfest - einzig das krankheitsbedingte Fehlen von Belgiens Top-Star Wout van Aert sorgte für ein wenig Ernüchterung bei den Gastgebern.

Lange bestimmte eine Fluchtgruppe das Geschehen, zu der auch der Cottbuser Max Kanter (Movistar) gehörte. In der zunehmenden Dynamik auf den letzten 100 Kilometern schrumpfte der Vorsprung aber stetig. Der Druck des Hauptfeldes wurde zu groß für einen Überraschungserfolg.

Aus der Spitzengruppe heraus wagte Politt sein Glück. Der Tour-Etappensieger attackierte am Kanarienberg, dem zehnten der 18 legendären Hellingen des Tages rund 70 km vor dem Ziel. Der Versuch schlug fehl. Politt wurde schnell eingeholt - und musste kurz darauf alle Sieghoffnungen begraben.

Bei der zweiten von drei Überfahrten über den berühmten Oude Kwaremont warf Pogacar den Turbo an. Der brutalen Tempoverschärfung konnten nur wenige Fahrer folgen, Politt zählte nicht dazu. Pogacar nutzte die folgenden knackigen Anstiege für weitere Attacken und verringerte so die Konkurrenz. Am letzten Anstieg Paterberg war lediglich noch van der Poel an seiner Seite.

Das Gigantenduell fand auf der Zielgeraden ein heiß diskutiertes Ende. Statt die Entscheidung frühzeitig zu forcieren, reduzierte van der Poel die Geschwindigkeit fast auf Schritttempo. Pogacar, im Vergleich zum Niederländer mit Nachteilen im Sprint, zögerte seinerseits. Die Verfolger nutzten das Geplänkel und schlossen auf, die Top-Stars drohten sich verpokert zu haben, letztlich setzte sich van der Poel dennoch durch.

Die erstmals 1913 ausgetragene Flandern-Rundfahrt ist neben dem am 17. April geplanten Paris-Roubaix der Kopfsteinpflaster-Höhepunkt des Frühjahrs. Das zweite belgische Monument - Lüttich-Bastogne-Lüttich - bildet am 24. April den traditionellen Abschluss der großen Eintages-Klassiker der ersten Jahreshälfte.

(kron/SID)
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