Doha Rad-WM: große Hitze, wenig Zuschauer

Doha · Nach seinem WM-Titel im Teamzeitfahren rümpfte Tony Martin die Nase. "Wir mussten davon ausgehen, aber es ist schade, oben auf dem Podium zu stehen, und es sind mehr Reporter als Fans um einen herum", sagte der 31-Jährige über die unwürdige Atmosphäre zum Auftakt der Straßenrad-WM im Wüstenstaat Katar.

Die fehlenden Zuschauer waren das eine Übel, das andere die fast unerträgliche Hitze, die bereits zu einem heftigen Unfall führte. Die Niederländerin Anouska Koster fuhr, durch einen Hitzeschlag bedingt, auf fast gerader Strecke in die Barrieren und überschlug sich. Sie zog sich stark blutende Wunden und Prellungen im Gesicht zu.

Etwa 38 Grad Celsius zeigte das Thermometer, als die Frauen noch in der Mittagshitze ihr Teamzeitfahren absolvierten. Trixi Worrack, die mit ihrer Equipe Canyon-SRAM Rang zwei belegte, fand die Bedingungen "echt hart. Wir haben bis drei Minuten vor dem Start eine Eisweste angehabt, um uns runterzukühlen", sagte sie und sprach von einer Körpertemperatur von bis zu 41 Grad während des Rennens, die ein Messgerät anzeigte.

Die Sportler bewegen sich offensichtlich am Rande der Gesundheitsgefährdung, trotz frühzeitiger Anreise und verschiedener Maßnahmen zur Hitzeanpassung. Der Weltverband (UCI) hat eine 28-seitige Broschüre mit dem Titel "Beat the heat" - "Besiege die Hitze" verfasst. Ein vierköpfiges Medizinergremium beobachtet täglich die Gegebenheiten und spricht Empfehlungen aus. In Abstimmung auch mit der Fahrergewerkschaft könnte im Extremfall das Straßenrennen am 16. Oktober um 150 Kilometer und damit um die lange Passage durch die Wüste verkürzt werden.

Als bei der Handball-WM 2015 die Besucher ausblieben, mussten Soldaten die Hallen füllen. Fans, die damals die katarische Multi-Kulti-Truppe unterstützen sollten, wurden kurzerhand eingekauft.

(SID)
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