Freeman lehnt Boykott der Olympischen Spiele durch Aborigines ab "Politik sollte aus dem Sport herausgehalten werden"

Melbourne (dpa). Australiens bekannteste aktive Sportlerin, Cathy Freeman, lehnt einen Boykott der Olympischen Spiele in Sydney durch die Ureinwohner des fünften Kontinents ab. Die zweimaligve 400-m-Weltmeisterin, die selbst aus einer Aborigine-Familie stammt, erklärte am Mittwoch in mehreren Zeitungen, sie sähe in einem Boykot keinen Sinn. "Politik sollte aus dem Sport herausgehalten werden und jeder sollte unter allen Umständen die Olympischen Spiele in Australien unterstützen." Cathy Freeman hatte in der Vergangenheit oft für die Aborigines Partei ergriffen.

Die Olympia-Zweite von Atlanta erhielt Unterstützung durch Nova Peris-Kneebone, die erste Aborigine, die jemals Gold für Australien gewonnen hat. Die ehemalige Hockeyspielerin, die als erste das Olympische Feuer beim Fackellauf nach Sydney tragen und bei den Spielen voraussichtlich als Sprinterin an den Start gehen wird, erklärte: "Mit meiner Teilnahme werde ich dazu beitragen, mehr Aborigine-Kinder zu motivieren. Ich habe kein Interesse an einem Boykott."

Der Vorsitzende der Aborigine-Dachorganisation ATSIC, Geoff Clark, sprach sich ebenfalls für die Teilnahme aus. "Ich habe nicht zu Massenprotesten und einem Boykott aufgerufen, wie berichtet worden ist", sagte Clark. Nach Zeitungsberichten hatte er radikale Maßnahmen gefordert. Clark erklärte aber, er unterstütze selbstverständlich das Recht jedes Australiers, friedlich zu protestieren, wenn er das wünsche.

Clark kündigte gleichzeitig an, dass er möglicherweise nicht an einer Versöhnungskonferenz teilnehmen wird, die im Mai im Opernhaus von Sydney stattfinden soll. Er und andere Aborigine-Vertreter werfen der Regierung von John Howard die Weigerung des Premierminister vor, sich im Namen aller Australier für vergangenes Unrecht an den Ureinwohnern zu entschuldigen. In Australien leben etwa 300 000 Aborigines bei einer Gesamteinwohnerzahl von knapp 19 Millionen.

(RPO Archiv)
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