Nach Unternehmenskrise Opel spart beim Sponsoring

Frankfurt (rpo). Die Opel-Krise zieht ihre Kreise bis in die Welt des Sports. Weil der Automobilhersteller sich aus dem Sponsoring zurückzieht, müssen zahlreiche Teams neu kalkulieren, manche bangen sogar um ihre Zukunft. Noch ist unklar, in welchen Bereichen Opel künftig noch investieren wird.

Mit einigem Unbehagen ist Hockey-Olympiasiegerin Silke Müller am Dienstag mit ihren Kolleginnen zur Champions-Trophy nach Argentinien aufgebrochen. Mit im Gepäck der 25-Jährigen befand sich die Sorge um ihr Team vom RK Rüsselsheim, dem Sponsor Opel zum Jahresende ebenso den Vertrag gekündigt hat wie dem JC Rüsselsheim aus der Judo-Bundesliga und den Volleyballerinnen aus der der 2. Bundesliga.

"Wenn in einem Unternehmen 500 Millionen Euro eingespart werden sollen, dann müssen sämtliche Aktivitäten auf den Prüfstand, natürlich auch der Sportbereich", gesteht Dietmar Thate, verantwortlich für den Bereich Presse bei Opel. "Wir werden den Bereich Sportsponsoring neu sortieren, uns alles anschauen und fragen müssen, ob dieses oder jenes Engagement noch sinnvoll ist oder ob andere Schwerpunkte gesetzt werden sollten."

Betroffen von der wirtschaftlichen Krise des Autobauers sind keineswegs nur die Vereine unmittelbar vor den Werktoren der Zentrale in Rüsselsheim. Gezittert wird im ganzen Rhein-Main-Gebiet und darüber hinaus, beispielsweise beim deutschen Basketball-Meister Opel Skyliners oder bei den Organisatoren großer Triathlon-Veranstaltungen in Frankfurt und Hamburg.

DTM-Ausstieg steht bereits fest

Der Ausstieg aus der Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) nach der Saison 2005 und damit verbundene Einspareffekte in Höhe von geschätzten 50 Millionen Euro stehen bereits unwiderruflich fest. In den anderen Sparten regiert hingegen noch das Prinzip Hoffnung. Die Verträge mit dem Frankfurter Ironman und den Skyliners laufen bis nächstes Jahr und werden zumindest bis dahin erfüllt.

"Die Einsparungen im Sportbereich werden, gemessen am Gesamtvolumen, wirtschaftlich keine nennenswerten Effekte bringen. Trotzdem werden die Einschnitte dort schmerzhaft sein, wo sie jemanden treffen", weiß Thate. "Unser neues Sponsoringkonzept wird in den nächsten Monaten vorliegen. Unsere Partner im Sport müssen schließlich planen können, das wollen wir berücksichtigen."

Im Extremfall müssten die Vereine neue Geldgeber auftreiben, wenn der Spielbetrieb gesichert bleiben soll. Bei den Opel Skyliners, die im fünften Jahr den "Blitz" auf dem Trikot tragen, will man an ein solches Szenario keinen Gedanken verschwenden. "Die aktuelle Saison ist gesichert. Darüber hinaus sagen wir nichts", erklärt Manager Gunnar Wöbke das Thema zur Tabu-Zone.

"Keine Panik machen"

Auch die Triathleten, bei denen neben den Top-Veranstaltungen das Opel-Team mit der Olympia-Elften Anja Dittmer existentiell gefährdet ist, können sich einen kompletten Ausstieg des Sponsors nicht vorstellen. "Im Gegenteil, es war angedacht, die Beziehungen auszubauen und zu einem Vertrag zwischen Opel und dem Verband zu kommen, um unsere Sportart weiter zu pushen", sagt Jörg Barion, Geschäftsführer der Deutschen Triathlon-Union.

Akut und sehr konkret hingegen sind die Sorgen der Vereine am Opel-Stammsitz. Den Volleyballerinnen wurde immerhin ein Anschlussvertrag in Aussicht gestellt. Bei den Judoka macht der Anteil von Opel 80 Prozent vom Jahresbudget aus. Während es für den JC Rüsselsheim laut Präsident Peter Kreuzer "ums Überleben" geht, stellt sich die Situation bei den Hockey-Damen nicht ganz so dramatisch dar. Der "blaue Brief" vom Sponsor berührt beim aktuellen Freiluft-Champion und deutschen Hallenmeister der letzten drei Jahre nur rund ein Viertel des Saisonbudgets.

"Niemand von uns denkt gleich über einen Vereinswechsel nach", sagt Olympiasiegerin Silke Müller, die von Argentinien aus die Geschehnisse in der Heimat mit Hochspannung verfolgen wird. "Unsere Mannschaft wird hundertprozentig zusammenhalten und keine Panik machen. Rüsselsheim wird garantiert weiter dabei sein, wenn Mitte Dezember die neue Hallensaison beginnt."

(sid)
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