Thärichen: Verdacht der Untreue Olympia: Wird Leipziger Bewerbung zurückgezogen?

Leipzig (rpo). Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee ist nicht in die dubiosen Finanzgeschäfte der alten Olympia-GmbH verwickelt. Dagegen wurde beim entlassenen Geschäftsführer Dirk Thärichen der Verdacht der Untreue laut. Unterdessen wurde die Option ins Gespräch gebracht, die Leipziger Bewerbung zurückzuziehen.

Die Prüfung der alten Leipziger Olympia-GmbH hat keine Verstrickung von Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee in dubiose Finanzgeschäfte ergeben. Zugleich meldeten die Prüfer aus dem sächsischen Finanzministerium in einer internen Präsentation vor den GmbH-Gesellschaftern in Dresden Kritik am Finanzgebaren des entlassenen Geschäftsführers Dirk Thärichen an.

Laut Leipziger Volkszeitung wollen die Liquidatoren wegen des Anfangsverdachts der Untreue den Gang zum Staatsanwalt empfehlen. Der Zwischenbericht soll am kommenden Mittwoch bei der Aufsichstratssitzung der neuen Bewerbungs-GmbH in Frankfurt/Main vorgestellt werden.

In drei Fällen unkorrekte Abmachungen

Nach der Prüfung soll Thärichen in drei Fällen unkorrekte Abmachungen mit Werbefirmen getroffen haben. Im ersten Fall handelt es sich um jene 15-Prozent-Provision (138.000 Euro) für die PR-Firma SCI, wegen der der städtische Olympiabeauftragte Burkhard Jung seinen Job verloren hatte. Hier sei nach Prüfer-Ansicht keine Leistung erkennbar. In einem zweiten Fall soll SCI zwar Leistungen erbracht haben, die 150.000-Euro-Vereinbarung sei allerdings ohne Zustimmung des Aufsichtsrates erfolgt. Das Gremium muss Geschäfte über 100.000 Euro genehmigen.

Im dritten Fall, dort handelt es sich um insgesamt 700.000 Euro für erkennbare Leistungen, sei der Aufsichtsrat ebenfalls übergangen worden. Bei diesem Geschäft handelt es sich aber nicht wie in den beiden anderen Fällen um eine Vereinbarung mit Firmen der Sportmanager Ivan Radosevic und Henner Ziegfeld.

Mehrheit der Deutschen pessimistisch

Unterdessen glaubt die Mehrheit der Deutschen nicht mehr an einen Erfolg der Leipziger Olympia-Bewerbung. Das ergab eine Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap im Auftrag der "Morgenpost am Sonntag" durchführte. Demnach hält nur noch knapp jeder dritte Bundesbürger über 18 Jahre die deutsche Bewerbung für die Olympischen Spiele 2012 für aussichtsreich. Vor allem in den alten Bundesländern werden die Chancen Leipzigs äußerst kritisch gesehen. Nur jeder vierte Westdeutsche (25 Prozent) hält die Bewerbung für aussichtsreich. Im Osten sehen noch 50 Prozent gute Chancen für das Projekt. Die Leipziger Bevölkerung will sich am Montag zur Montagsdemonstration zusammenfinden und trotz der Querelen ihr Ja zur Bewerbung zum Ausdruck bringen.

Digel und von Richthofen: Rückzug der Leipziger Bewerbung möglich

NOK-Ehrenmitglied Helmut Digel und DSB-Präsident Manfred von Richthofen haben den Rückzug der Leipziger Olympia-Bewerbung für 2012 erneut als mögliche Option ins Gespräch gebracht. Digel forderte vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung am Mittwoch in Frankfurt/Main eine schnelle Aufklärung der Korruptionsvorwürfe und eine zukunftsweisende Entscheidung für einen "vorzeigbaren Repräsentanten" an der Spitze der Bewerbung.

"Die Lösung ist ein zeitlich knapp terminierter Untersuchungsausschuss und eine anschließende radikale Entscheidung - entweder Ja oder Nein", sagte Digel in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung. Zwar sei "national großer Schaden entstanden", aber noch sei es nicht zu spät, die Bewerbung zu retten, auch wenn die Stimmung derzeit pessimistisch sei. "Ein Konzept der Bescheidenheit. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal könnte Leipzig überzeugen", sagte der Vizepräsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF.

Von Richthofen wies in einem Interview mit der Rheinischen Post alle Vorwürfe, er hätte die Olympia-Bewerbung durch seine Dauerkritik sabotiert, zurück: "Wenn die Bewerbung weiterhin belastet wird, wie sie jetzt belastet ist, dann bleibe ich dabei: Dann ist es besser, die Reißleine zu ziehen, statt in ein sicheres Verderben zu steuern und hinterher gefragt zu werden, ob Steuergelder sinnvoll eingesetzt worden."

Der Verdacht auf finanzielle Unregelmäßigkeiten gegen Mitarbeiter der Olympiabewerbung sei "kein Kavaliersdelikt": "Augen zu und durch ist für mich keine Option auf dem Weg zu Olympia. Zuerst steht die lückenlose Aufklärung der Vorfälle. Dann erst kann weitergearbeitet werden. Dann finden wir auch einen gemeinsamen Weg. "

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