Winterspiele 2022 Die Gewinner und Verlierer der ersten Olympia-Tage

Analyse · Zwölf Medaillen wurden am Wochenende bereits bei den Olympischen Winterspielen in Peking vergeben. Einige Favoriten durften jubeln, andere waren bitter enttäuscht. Es gab Überraschungen und Schockmomente. Unsere Gewinner und Verlierer der ersten Wettkampftage.

Erst mit Silber Gewinnerin, dann mit ihrer Qualifikation im Mixex-Springen eine der Verliererinnen: Skispringerin Katharina Althaus.

Erst mit Silber Gewinnerin, dann mit ihrer Qualifikation im Mixex-Springen eine der Verliererinnen: Skispringerin Katharina Althaus.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Für zahlreiche Olympia-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer endeten ihren Medaillenchancen schon beim Corona-Test, andere können jubeln, weil sie es doch noch rechtzeitig für ihren Wettkampf aus der Quarantäne schaffen. Die Corona-Nachrichten bestimmen in Peking vor allem in den Anfangstagen die Schlagzeilen.

Übertrumpft werden sie nun von den ersten Olympiasiegen, spannenden Entscheidungen und bitteren Niederlagen. Zwölf olympische Entscheidungen sind am ersten Wochenende der Winterspiele gefallen, am Montagmorgen kamen weitere hinzu.

Dabei gab es natürlich strahlende Gewinner und auch glückliche Zweite und Dritte. Es gab aber auch Verlierer - und das nicht  nur unter den Athletinnen und Athleten.

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Foto: AP/Michael Probst

Die Gewinner der ersten Olympia-Tage

Johannes Ludwig Der deutsche Rodler war als Gesamtweltcupsieger der klare Favorit in der Eisbahn. Doch dem Druck muss man bei Olympia erst mal stand halten. Dem 35-Jährigen gelang das eindrucksvoll. Über die vier Läufe ließ er zu keiner Zeit eine Schwäche erkennen, fuhr zweimal Bahnrekord. Viele Jahre musste der Thüringer um seinen Platz im deutschen Team kämpfen. Olympia verpasste er mehrmals. Immer wieder reichte es bei den Saisonhöhepunkten nur zum undankbaren vierten Platz.  2018 wurde es bei Olympia dann im Einzel Olympia-Bronze, im Team sogar Gold. Nun krönte Ludwig seine Karriere mit dem Olympiasieg im Einzel und feierte überschwänglich und gerührt mit seinem Team. „Was mich die Jahre am Ball gehalten hat, war die Liebe zum Sport“, sagte Ludwig, den die Niederlagen motiviert haben. Ein strahlender Gewinner, der sich spätestens mit dem Olympiasieg in die Liste der deutschen Rodel-Größen einträgt.

Teresa Stadlober Bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang war die Langläuferin aus Österreich noch die große Verliererin. Damals lag sie bei den 30 Kilometern klar auf Silber-Kurs. Doch neun Kilometer vor dem Ziel bog sie im Wald falsch ab und wurde nur Neunte. Die inzwischen 29-Jährige hat dieses Trauma hinter sich gelassen. Die Vorzeigeläuferin der Österreicher gewann am Samstag im Skiathlon etwas überraschend Bronze und damit ihre erste Olympia-Medaille. Eine schöne kleine olympische Erfolgsgeschichte.

Olympia 2022: Das sind die deutschen Medaillengewinner in Peking
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Foto: AFP/DANIEL MIHAILESCU

Beat Feuz Der „Kugelblitz“ aus der Schweiz wollte seine Karriere als Skirennfahrer eigentlich schon 2013 nach einer schweren Knieverletzung beenden. Dass er noch mal Abfahrten würde fahren können, war damals nahezu ausgeschlossen. Doch er machte weiter, kämpfte, wurde Weltmeister, gewann bei Traditionsrennen wie in Kitzbühel. Und nun ist der 34-Jährige Olympiasieger in der Abfahrt. Im Ziel weinte er minutenlang im Auslauf. „Da sind alle Emotionen hochgekommen“, sagte Feuz. Er habe sich an alle Momente seiner Karriere erinnert, vor allem auch die schlechten. Die Schmerzen, das Kämpfen und wieder Aufstehen hat sich für Feuz gelohnt. Ein großer Gewinner.

Katharina Althaus Wieder knapp Platz zwei für die deutsche Skispringerin - nach Olympia-Silber 2018 und der Vizeweltmeisterschaft 2019. So mögen es manche sehen. Und auch dieses Mal fehlte ihr zu Gold nur eine Winzigkeit von 1,1 Metern. Als Führende nach dem ersten Durchgang musste sie bei schlechteren Windbedingungen von der Schanze als ihre Konkurrentinnen. Am Ende reichte es mit dem zweiten Sprung nicht zum Olympiasieg. Die Slowenin Ursa Bogataj gewann.

Doch für Althaus ist es nicht ein verlorener Sieg, sondern gewonnenes Silber. Auch betrogen, weil der slowenische Skisprungfunktionär an der Startampel, Miran Tepes, nicht etwa auf bessere Bedingungen für Althaus wartete, fühle sie sich nicht, sagte die Oberstdorferin. So sei der Sport nun einmal. Bei der Siegerehrung feierte die 25-Jährige ihre Medaille ausgelassen. Das macht sie zu einer der Gewinnerinnen - nicht nur wegen Silber.

Die Verlierer der ersten Olympia-Tage

Die Quarantäne-Sportler Aus dem deutschen Team hat es mit den Nordischen Kombinierern Eric Frenzel und Terence Weber zwei Medaillenhoffnungen getroffen. Auch Eiskunstläufer Nolan Seegert ist nach einem positiven Corona-Test im Isolations-Hotel untergebracht. Auch andere Topathletinnen und -athleten traf es. Der norwegische Dominator in der Nordischen Kombination Jarl Magnus Riiber verpasst den ersten Wettkampf genauso wie Frenzel und Weber. Bob-Mitfavoritin Elana Meyers Taylor aus den USA durfte die Quarantäne immerhin schon wieder verlassen. Wie fit die Sportlerinnen und Sportler allerdings für ihre Wettkämpfe nach den Tagen in dem Isolations-Hotel sind, ist fraglich. Denn nicht nur Frenzel beklagte, dass die Bedingungen in der Quarantäne sehr schlecht seien. Zahlreiche Betroffene berichteten, dass es nur sehr wenig zu Essen gibt und keine Möglichkeiten, auf den Zimmern Sport zu machen. Der Protest des Deutschen Olympischen Sportbundes hat inzwischen eine Verbesserung bewirkt, sodass die Olympia-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer nun zum Beispiel auch Trainingsgeräte bekommen.

Johannes Hoesflot Klaebo Dass auch Sportler, die die Konkurrenz sonst dominieren, nicht unschlagbar sind, hat der Skiathlon im Langlauf gezeigt. Johannes Hoesflot Klaebo ist seit Jahren das Maß der Dinge im Langlauf, auch über die Skiathlon-Distanz. 2018 wurde der Norweger dort Olympiasieger. In Peking erlebte er nun am Sonntag eine seiner heftigsten Niederlagen. Er erreicht das Ziel nach 30 Kilometern nur auf Rang 40. Die Experten waren geschockt, der Norweger selbst fluchte im Ziel. Sprechen wollte er erst mal mit niemandem über das Rennen. Die Art und Weise dieser Niederlage, die Tatsache, dass er völlig chancenlos war, muss der Topfavorit nun verarbeiten, um bei den nächsten Rennen wieder um Medaillen kämpfen zu können. Das dürfte auch angesichts der körperlichen Anstrengungen und ohne das Glücksgefühl eines Podestplatz nicht so leicht werden.

Die Skisprung-Jury Beim Wettbewerb der Frauen von der Normalschanze bewies die Wettkampf-Jury kein Fingerspitzengefühl. Ausgerechnet bei der nach dem ersten Durchgang führenden Katharina Althaus nahm der Rückenwind zu. Schon etwas mehr Wind von hinten macht große Weiten im Skispringen deutlich schwieriger und die Weiten zwischen zwei Springerinnen nicht mehr vergleichbar. Deswegen gibt es bei Rückenwind Pluspunkte, die mit der Stärke des Windes steigen. Bei Aufwind, der sich positiv auf die Weiten auswirkt, gibt es wiederum Punktabzüge. Das macht die Wettbewerber fairer und verhindert, dass immer wieder lange gewartet werden muss, bis die Bedingungen einen Start erlauben. Die Punkte können den Nachteil aber nicht gänzlich ausgleichen. Deswegen ist es im Weltcup und vor allem bei wichtigen Entscheidungen wie Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen üblich, dass die Jury versucht, die Besten im Finale bei möglichst ähnlichen Bedingungen starten zu lassen. Dafür wartet die Jury auch dann etwas länger auf besseren Wind, wenn der sich noch nicht im roten Bereich, sondern im vorher festgelegten Korridor befindet, in dem Springerinnen und Springer starten müssen. Alles eine Frage des Fingerspitzengefühls eben. Das fehlte Miran Tepes diesmal an der Startampel. Althaus musste trotz der deutlich schlechteren Bedingungen springen. So hatte sie deutlich schlechtere Voraussetzungen und verpasste dann auch knapp den Olympiasieg.

Porträt: Das ist Skispringerin Katharina Schmid, geborene Althaus - Weltmeisterin, Olympia, Skifliegen
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Das ist Katharina Schmid

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Foto: dpa/Daniel Karmann

Beim Wettkampf der Männer ließ man die ersten und damit schwächeren Athleten mit viel Anlauf von der kleinen Schanze. So kamen Skispringer, die sonst eher Mittelmaß sind, auf Top-Weiten. Der Anlauf wurde verkürzt, damit die besseren Athleten nicht zu weit springen und die Landung damit gefährlich wird. Doch auch diesmal wurde der Wind vor den besten 20 schlechter. Die Jury blieb beim geringeren Anlauf. Die meisten Springer aus der Spitzengruppe hatten so keine Chance auf eine große Weite und mussten ihre Medaillenambitionen schon nach dem ersten Sprung begraben. Kein guter Start für die Wettkampfleitung.

Und wer dachte, das könne die Jury an schwierigen Entscheidungen nun nicht mehr übertreffen, lag falsch. Am Montag zeigte die Wettkampfleitung beim Mixed-Wettbewerb, dass Ihr völlig das Gefühl für angemessene Entscheidungen fehlt. Reihenweise wurden Springerinnen wegen zu großer Anzüge disqualifiziert. Ausschließlich aus den Topnationen, darunter Katharina Althaus aus dem DSV-Team, Sarah Takanashi aus Japan und Österreichs Altmeisterin Daniela Iraschko-Stolz.

Alle sprangen mit den Anzügen, die am Samstag und im Weltcup völlig regelkonform waren in der Kontrolle. Am Montag kontrollierten auch die Kontrolleure der Herren mit. Offenbar mit anderen Maßstäben als bisher bei den Frauen. Dass nicht vor Olympia kommuniziert wird, dass man bisher bei den Anzügen mehr durchgehen lassen hat, als erlaubt, ist ein Unding. Regeln sind Regeln, aber eben dann nicht nur bei Olympia. So macht man einen Wettkampf kaputt.

Mikaela Shiffrin Der Superstar aus den USA will die erfolgreichste Skirennfahrerin aller Zeiten werden. Bei den Olympischen Spielen will sie daher in allen Disziplinen antreten und um Gold fahren. Doch gleich im ersten Wettkampf gab es für Shiffrin eine bittere Niederlage. Ausgerechnet in einer der technischen Disziplinen, in denen sie am stärksten ist, schied die 26-Jährige im ersten Durchgang aus. Der Riesenslalom am frühen Montagmorgen deutscher Zeit war für die Olympiasiegerin von 2018 nach nur wenigen Toren beendet, weil Shiffrin wegrutschte. „Ich werde jetzt nicht weinen, das verschwendet nur Energie“, sagte Shiffrin. Dass sie nach Niederlagen und Enttäuschungen noch stärker zurückkommt, hat Shiffrin bereits mehrfach bewiesen. Für die nächsten Rennen sollte man sie also trotz dieses Dämpfers nicht abschreiben.

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