Olympische Winterspiele Wer trägt in Sotschi die deutsche Fahne?

Sotschi/Düsseldorf · Claudia Pechstein scheint chancenlos. Maria Höfl-Riesch gilt als Favoritin für die wichtige Rolle bei der Eröffnungsfeier am Freitag.

 Maria Höfl-Riesch ist Favoritin auf das Amt der deutschen Fahnenträgerin.

Maria Höfl-Riesch ist Favoritin auf das Amt der deutschen Fahnenträgerin.

Foto: dpa, fve hak

Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch (29) hat ihre Bewerbung unmissverständlich abgegeben. "Ich würde es total gerne machen", sagte die zweimalige Olympiasiegerin von Vancouver, als sie auf die Rolle der Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier morgen Abend in Sotschi angesprochen wurde (17.14 Uhr/Live-Ticker). Normalerweise kommt so eine Offensive in eigener Sache bei den Entscheidungsträgern nicht gut an.

Dennoch hat Maria Höfl-Riesch sehr gute Aussichten, vom Chef de Mission Michael Vesper, seinem Vertreter Bernhard Schwank und Alfons Hörmann, dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), für dieses Ehrenamt ausgewählt zu werden. Ihr Manager und Ehemann Marcus Höfl ist zudem so gewieft, seine Maria stets an der richtigen Stelle zu positionieren.

Am Donnerstag wird die Entscheidung bekanntgegeben. Vesper nannte gestern die Kriterien für die Auswahl: "Ein Fahnenträger muss nicht nur erfolgreich sein, sondern er soll auch ein Vorbild für junge Menschen sein und den olympischen Geist in sich tragen. Die Mannschaft muss sich gerne hinter ihm versammeln."

Dem DOSB dürfte daran gelegen sein, einen möglichst prominenten Athleten als Fahnenträger aufzubieten, um große Aufmerksamkeit für den Einmarsch des Teams zu gewinnen. Vor sechs Jahren in Peking ist dem Verband schon einmal ein Coup gelungen, als er Basketball-Superstar Dirk Nowitzki die Fahne anvertraute. Neben dem Skifahrer Felix Neureuther, der erst in einigen Tagen in den Nordkaukasus reisen wird, ist Höfl-Riesch nun das bekannteste Mitglied der 152-köpfigen deutschen Mannschaft.

Auch die Biathletin Andrea Henkel (36) gilt als Anwärterin. Wie Höfl-Riesch erlebt die Thüringerin ihre letzten Spiele als Aktive. Doch sie äußerte Zweifel daran, ob es sinnvoll ist, aus den Bergen hinunter ans Schwarze Meer zu reisen und mehrere Stunden stehend zu verbringen. Ihr erster Wettbewerb, der Sprint über 7,5 Kilometer, findet schon am Sonntagnachmittag statt. Höfl-Riesch kämpft erst einen Tag später in der alpinen Kombination erstmals bei den Sotschi-Spielen um Medaillen.

Ohne Chance dürfte Claudia Pechstein ("Ich würde es machen, wenn man mich fragen würde") sein. Die 41-jährige Eisschnellläuferin durfte vor vier Jahren wegen einer Dopingsperre nicht an den Spielen in Vancouver teilnehmen. Mittlerweile hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ihre Blutanomalie erblich bedingt sein kann und nicht als medizinischer Beweis für Blutdoping taugt. Der Antidoping-Experte Werner Franke sagt heute: "Es gibt keinen Beweis für Doping, aber auch keinen Beweis für ihre Unschuld." Doch der DOSB wird wohl die ganze unliebsame Geschichte um Pechstein nicht noch einmal betonen, indem er die Berlinerin zur Fahnenträgerin erhebt.

(RP)
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