Bittere Final-Niederlage gegen Kanada US-Girls erleben ihr nächstes Eishockey-Trauma

Sotschi · Gebrochene Herzen statt goldener Medaillen: An dem Final-Drama gegen den ewigen Rivalen Kanada werden die US-Girls noch lange zu knabbern haben.

US-Girls trauern nach Finalniederlage
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Marie-Philip Poulin. Schon wieder Marie-Philip Poulin. Als die kanadische Volksheldin den amerikanischen Albtraum ein weiteres Mal wahr gemacht hatte, sanken die Eishockey-Frauen der USA wie vom Blitz getroffen in sich zusammen. Vor ihren Augen verschmolzen ihre Erzrivalinnen zu einer einzigen roten Jubeltraube, Julie Chu und Co. dagegen knieten minutenlang wie versteinert auf dem Eis des brodelnden Bolschoi Eispalastes - vollkommen unfähig zu begreifen, was gerade passiert war.

"Es ist furchtbar"

"Es ist hart, das runterzuschlucken. Es ist furchtbar", sagte US-Stürmerin Jocelyn Lamoureux, die geröteten Augen noch immer voller Tränen. Bis 3:26 Minuten vor Schluss hatte der Weltmeister 2:0 in Führung gelegen und die ersehnte zweite Goldmedaille nach 1998 beinahe schon in der Hand. Doch nach dem Anschlusstreffer durch Brianne Jenner nahm der "Hockey Heartbreak" (USA Today) und das "Misery on Ice" (FOX Sports) seinen Lauf.

Nur Zentimeter fehlten in der hektischen Schlussphase zum 3:1, als ein Befreiungsschlag von US-Stürmerin Kelli Stack auf das leere kanadische Tor zurollte und an den Pfosten prallte. Nur Augenblicke später und 55 Sekunden vor dem regulären Ende des Spiel rettete Paulin die Ahornblätter in die Verlängerung - und erzielte in der 12. Minute der Overtime auch noch das goldene Tor zum vierten Olympiasieg in Folge. Die erbitterte Rivalität der beiden Großmächte des Frauen-Eishockeys, die bislang fast jeden großen Titel unter sich ausgemacht haben, war um ein spektakuläres neues Kapitel reicher.

Zentimeter fehlten zum Olympiasieg

Stack war untröstlich über ihren Pfostenschuss: "Ein paar Zentimeter nach rechts und wir haben diese Goldmedaille. Das ist das schlimmste Gefühl auf der Welt." 16 Jahre ist der letzte Gold-Triumph der US-Frauen bei Olympia her und die leeren Blicke ließen erahnen, dass es vielleicht ebenso lange dauern könnte, sich von diesem traumatischen Tiefschlag zu erholen. "Wir wollten dieses Team sein, das die Goldmedaille zurückholt", sagte Stack.

Doch wie vier Jahre zuvor hatten Kanada und insbesondere Poulin etwas dagegen. Die Stürmerin, die bereits das Final-Duell gegen die USA in Vancouver (2:0) mit ihren zwei Treffern entschieden hatte und ohnehin den Status einer Volksheldin genießt, wird im Mutterland des Eishockey wohl nie wieder einen Drink selbst bezahlen müssen, scherzten Journalisten nach der famosen Aufholjagd bei Twitter.

"Ich kann es nicht glauben. Wir haben nie aufgegeben und immer an uns geglaubt", sagte die glückselig lächelnde, 22 Jahre alte Poulin, die in Kanada schon früh mit den Männer-Idolen Wayne Gretzky oder Sidney Crosby verglichen wurde. "Sie spricht sonst nicht viel, aber ihre Augen verraten, dass sie für solch große Spiele geboren wurde", sagte Nationaltrainer Kevin Dineen über seine Leistungsträgerin.

In ihrem Wahl-Studienort dürfte es für Poulin allerdings etwas schwieriger werden mit Gratis-Getränken - Poulin besucht an der US-Ostküste die Boston University.

(sid)
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